Aspirin zur Blutverdünnung abends einnehmen (Foto: Bayer HealthCare Deutschland (Aspirin®)) |
Acetylsalicylsäure,
besser bekannt als Aspirin, kann zur Blutverdünnung am besten abends
eingenommen werden.
Wer
täglich niedrig dosiertes Aspirin einnimmt, um Herz- und
Gefäßkrankheiten vorzubeugen, sollte das am besten abends tun.
Aspirin hat dann eine bessere Wirkung, ohne dass mehr Nebenwirkungen
auftreten. Das ist die wichtigste Schlussfolgerung aus der
Doktorarbeit von Tobias Bonten an der Universität Leiden. Er
promovierte mit seiner Dissertation »Time for Aspirin« am
13.11.2014.
Millionen
von Aspirin-Tabletten werden täglich eingenommen, nicht um Schmerzen
zu bekämpfen, sondern um Herz- und Gefäßkrankheiten fernzuhalten.
Bekannt ist, dass die meisten Herzinfarkte morgens auftreten. »Wir
dachten deshalb, dass Aspirin vielleicht besser wirkt, wenn man es
abends einnimmt«, erzählt Tobias Bonten.
Risiko
für Blutgerinnsel kleiner
Tobias
Bonten überprüfte die Hypothese, in dem er 300 Patienten, die
täglich Aspirin schluckten, in zwei Gruppen einteilte. Die erste
Gruppe nahm das Aspirin morgens, die zweite Gruppe abends. Später
wurde die Einnahme bei den Gruppen vertauscht. Bonten: »Wir stellten
fest, dass bei einer abendlichen Einnahme von Aspirin, das Blut
morgens dünner ist. Die Blutplättchen sind dann weniger aktiv und
das Risiko für Blutgerinnsel ist geringer.«
Bei
Menschen mit einem durchschnittlichen Tag-Nacht-Rhythmus werden die
Blutplättchen sehr früh morgens - noch während des Schlafens -
schon aktiv. Wenn man dann zum Frühstück um 9 Uhr ein Aspirin
einnimmt, ist es eigentlich bereits zu spät, um den täglichen
Aktivitätshöhepunkt der Blutplättchen - und somit das Risiko für
Blutgerinnsel - zu senken.
Weniger
Herzinfarkte?
Etwa
70 Prozent der täglichen Aspirin-Anwender schluckt die Tablette
momentan morgens. Das sollten sie besser abends vor dem Schlafengehen
tun. »Manche Menschen denken, dass die abendliche Einnahme von
Aspirin bei einem leeren Magen nicht gut tut, doch wir konnten keinen
Unterschied hinsichtlich der Nebenwirkungen zwischen den Test-Gruppen
feststellen. Meine Oma benutzt auch täglich Aspirin und nimmt die
Tablette nun auf meinen Rat hin, abends ein.« Bonten betont
allerdings, dass er nur die Aktivität der Blutplättchen untersucht
hat. »Ob die abendliche Einnahme von Aspirin tatsächlich die Anzahl
von Herzinfarkten reduziert, habe ich nicht untersucht. Das ist der
nächste Schritt.«
Wirkung
auf den Blutdruck
Tobias
Bonten untersuchte auch, ob der Zeitpunkt der Aspirin-Einnahme den
Blutdruck beeinflusst. »Man weiß, dass der Blutdruck bei gesunden
jungen Menschen sinkt, wenn sie abends statt morgens Aspirin
einnehmen. Leider scheint das bei Patienten mit vorgeschädigtem
Gefäßsystem nicht der Fall zu sein. Aspirin ist möglicherweise
imstande den Blutdruck zu senken, in dem es die Gefäße erweitert.
Aber bei Menschen, die bereits an Herz- und Gefäßerkrankungen
leiden, sind die Blutgefäße häufig verkalkt und dadurch
wahrscheinlich nicht mehr flexibel genug, um auf den Blutdruck
senkenden Effekt des Aspirins zu reagieren.«
Bonten
präsentierte einen Teil seiner Forschungen schon im vergangenen Jahr
auf einem Kongress der »American Heart Association« und war
kurzzeitig weltweit in den Nachrichten. »Die Nachricht über den
Einnahmezeitpunkt von Aspirin wurde von der amerikanischen Presse
aufgegriffen und anschließend durch viele andere Medien. »Ich habe
sogar der BBC und der New York Times ein Interview gegeben«,
berichtet Tobias Bonten, der gerade in der Ausbildung zum Hausarzt
steckt.
Aspirin
hat Vor- und Nachteile
Täglich
Aspirin zu schlucken, ist nicht generell zu empfehlen, denn der
Wirkstoff Acetylsalicylsäure hat auch Nebenwirkungen. Nur bei
Menschen, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten,
überwiegen deutlich die Vorteile der Aspirin-Therapie. Die
wichtigsten Nebenwirkungen von Aspirin sind Magenreizungen und
(Gehirn-)Blutungen. Nehmen Sie deshalb Aspirin nicht über längere
Zeit ohne ärztlichen Rat ein.
Quelle:
Bonten, T.N.: Time for Aspirin: blood pressure and reactivity. 2014,
Doctoral thesis, Leiden University, ISBN: 9789461694775, Handle:
http://hdl.handle.net/1887/29692
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