Sonntag, 29. März 2015

Ungeliebt, aber gesund: Von Hand Geschirr spülen beugt Allergien vor


Von Hand spülen beugt Allergien vor
(Foto: Balog - pixabay.com)

Das eher unbeliebte Geschirr abwaschen von Hand, hat so seine Vorteile, sagen schwedische Wissenschaftler. Es senkt das Risiko, eine Allergie zu entwickeln.


Die meisten von uns preisen doch die Erfindung der Amerikanerin Josephine Cochrane: Sie entwickelte 1886 den ersten mechanischen Geschirrspüler, um ihr teures Porzellan zu schützen. Denn ihre Angestellten gingen mit ihrem teuren Geschirr beim Spülen wenig sorgsam um, so dass es immer reichlich Scherben gab und Mrs. Cochrane gezwungenermaßen ständig neues Porzellan kaufen musste.
Heute findet sich in fast jedem Haushalt ein Geschirrspüler. Es spart Zeit und die Zuständigkeit für das leidige Spülen und Abtrocknen muss nicht mehr Gegenstand diverser Familienkonflikte sein. Doch schwedische Forscher fanden nun heraus, dass das verhasste Säubern von Essensresten per Hand allerdings auch gesundheitliche Vorteile hat.

Allergien: Welche Faktoren spielen eine Rolle?
Dr. Bill Hesselmar, Professor für Allergologie und seine Kollegen vom Königin-Silvia-Kinderkrankenhaus in Göteborg fragten die Eltern von mehr als 1.000 schwedischen Kindern im Alter von sieben oder acht Jahren, ob ihre Kinder unter Asthma oder Ekzemen litten. Darüber hinaus fragten die Wissenschaftler, wie in diesen Familien der Abwasch des Geschirrs gehandhabt wurde und wie oft fermentierte Nahrungsmittel und naturbelassene Lebensmittel direkt vom Bauernhof auf den Tisch kamen. Zu den fermentierten Lebensmitteln gehört beispielsweise Sauerkraut, Käse oder Joghurt. Bei der Berechnung der Wirkung dieser Faktoren berücksichtigten die Wissenschaftler auch andere Aspekte, von denen man annimmt, dass sie das Allergierisiko beeinflussen, wie Stillen oder Haustierhaltung.

Mehr Ekzeme und Asthma durch Geschirrspüler
Ungefähr zwölf Prozent der Familien erledigte den Abwasch des Geschirrs mit der Hand. Die Kinder aus diesen Familien entwickelten weniger oft Allergien als Kinder aus Familien mit Geschirrspülmaschine. In den Haushalten mit manuellem Spülvorgang litten 23 Prozent der Kinder an Ekzemen und kämpften 1,7 Prozent mit Asthma. In den Geschirrspüler-Haushalten litten 38 Prozent an Ekzemen und 7,3 Prozent an Asthma. Kinder, die mindestens einmal im Monat fermentierte Nahrungsmittel und Gemüse oder naturbelassene Produkte vom Bauernhof aßen, reagierten ebenfalls weniger allergisch.

Hygienehypothese bestätigt
Die Studienergebnisse unterstützen die sogenannte Hygienehypothese. Diese Theorie besagt, dass der frühe Kontakt mit vielen verschiedenen Mikroben dafür sorgt, dass das Immunsystem gut funktioniert. Arbeitet das Immunsystem so wie es sich gehört, reagiert es nicht so schnell irrtümlich auf unschuldige Substanzen, wie das bei Allergien der Fall ist. Leider ist es durch die Gestaltung der Studie nicht wirklich möglich zu beweisen, dass das Spülen von Hand die Ursache ist für ein geringeres Allergierisiko. »Wir haben nur die Verbindung zwischen Abwaschmethoden und einem Allergierisiko getestet, aber die Zusammenhänge passen gut zur Hygienehypothese. Und es gibt Studien, die zeigen, dass Abwaschen per Hand sehr oft weniger effektiv den bakteriellen Belag entfernt als eine Spülmaschine«, sagt Studienleiter Dr. Bill Hesselmar. »Deshalb spekulieren wir, dass man beim Spülen mit der Hand mit mehr Mikroben in Kontakt kommt, was das Immunsystem anregt und so für weniger Allergien sorgt.«

Kontakt mit Keimen trainiert das Immunsystem
»Die Ergebnisse dieser Studie sind nicht überraschend, denn es gibt bereits etliche Studien, die zeigen, dass der Kontakt mit dem Mikrobiom das Risiko für allergische Erkrankungen reduzieren kann«, sagt Dr. Selina Gierer, Kinderallergologin am Universitätskrankenhaus in Kansas City. »Dies ist ein Beispiel dafür, wie unsere zusätzlichen Anstrengungen unsere Umwelt zu desinfizieren, zu einem verminderten natürlichen Kontakt mit Keimen führt.« Gierer betont, dass das Spülen mit der Hand mit nicht desinfizierendem Spülmittel bei niedrigen Temperaturen bedeuten kann, dass die Familien mehr Kontakt haben mit Bakterien als bei der Benutzung eines Geschirrspülers, der mit hohen Temperaturen stärker desinfiziert. »Kommt jemand mit mehr Mikroben von handgespülten Tellern in Kontakt, hat er vielleicht ein geringeres Allergierisiko«, meint Gierer.

Putzen ja, Desinfizieren nein
Aber diese Verbindung ist nur ein kleiner Teil eines großen Puzzles. »Es unterstützt einen Aspekt der Hygienehypothese, aber es gibt viele Umwelt- und genetische Einflüsse, die eine Rolle dabei spielen, ob ein Patient eine allergische Erkrankung entwickelt«, erklärt Gierer. »Der Rat für zu Hause ist, dass wir die richtige Balance finden sollten. Natürlich müssen wir die uns umgebenden Mikroben reduzieren, um Infektionen zu verhindern, aber wir sollten übertriebene Desinfektion vermeiden, damit nicht andererseits das Allergierisiko - vor allem bei Kindern - gleichzeitig erhöht wird.«

Quelle: Bill Hesselmar, Anna Hicke-Roberts, Göran Wennergren: Allergy in Children in Hand Versus Machine Dishwashing. Pediatrics peds.2014-2968; published ahead of print February 23, 2015, doi:10.1542/peds.2014-2968

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