Von Hand spülen beugt Allergien vor (Foto: Balog - pixabay.com) |
Das
eher unbeliebte Geschirr abwaschen von Hand, hat so seine Vorteile,
sagen schwedische Wissenschaftler. Es senkt das Risiko, eine Allergie
zu entwickeln.
Die
meisten von uns preisen doch die Erfindung der Amerikanerin Josephine
Cochrane: Sie entwickelte 1886 den ersten mechanischen
Geschirrspüler, um ihr teures Porzellan zu schützen. Denn ihre
Angestellten gingen mit ihrem teuren Geschirr beim Spülen wenig
sorgsam um, so dass es immer reichlich Scherben gab und Mrs. Cochrane
gezwungenermaßen ständig neues Porzellan kaufen musste.
Heute
findet sich in fast jedem Haushalt ein Geschirrspüler. Es spart Zeit
und die Zuständigkeit für das leidige Spülen und Abtrocknen muss
nicht mehr Gegenstand diverser Familienkonflikte sein. Doch
schwedische Forscher fanden nun heraus, dass das verhasste Säubern
von Essensresten per Hand allerdings auch gesundheitliche Vorteile
hat.
Allergien:
Welche Faktoren spielen eine Rolle?
Dr.
Bill Hesselmar, Professor für Allergologie und seine Kollegen vom
Königin-Silvia-Kinderkrankenhaus in Göteborg fragten die Eltern von
mehr als 1.000 schwedischen Kindern im Alter von sieben oder acht
Jahren, ob ihre Kinder unter Asthma oder Ekzemen litten. Darüber
hinaus fragten die Wissenschaftler, wie in diesen Familien der
Abwasch des Geschirrs gehandhabt wurde und wie oft fermentierte
Nahrungsmittel und naturbelassene Lebensmittel direkt vom Bauernhof
auf den Tisch kamen. Zu den fermentierten Lebensmitteln gehört
beispielsweise Sauerkraut, Käse oder Joghurt. Bei der Berechnung der
Wirkung dieser Faktoren berücksichtigten die Wissenschaftler auch
andere Aspekte, von denen man annimmt, dass sie das Allergierisiko
beeinflussen, wie Stillen oder Haustierhaltung.
Mehr
Ekzeme und Asthma durch Geschirrspüler
Ungefähr
zwölf Prozent der Familien erledigte den Abwasch des Geschirrs mit
der Hand. Die Kinder aus diesen Familien entwickelten weniger oft
Allergien als Kinder aus Familien mit Geschirrspülmaschine. In den
Haushalten mit manuellem Spülvorgang litten 23 Prozent der Kinder an
Ekzemen und kämpften 1,7 Prozent mit Asthma. In den
Geschirrspüler-Haushalten litten 38 Prozent an Ekzemen und 7,3
Prozent an Asthma. Kinder, die mindestens einmal im Monat
fermentierte Nahrungsmittel und Gemüse oder naturbelassene Produkte
vom Bauernhof aßen, reagierten ebenfalls weniger allergisch.
Hygienehypothese
bestätigt
Die
Studienergebnisse unterstützen die sogenannte Hygienehypothese.
Diese Theorie besagt, dass der frühe Kontakt mit vielen
verschiedenen Mikroben dafür sorgt, dass das Immunsystem gut
funktioniert. Arbeitet das Immunsystem so wie es sich gehört,
reagiert es nicht so schnell irrtümlich auf unschuldige Substanzen,
wie das bei Allergien der Fall ist. Leider ist es durch die
Gestaltung der Studie nicht wirklich möglich zu beweisen, dass das
Spülen von Hand die Ursache ist für ein geringeres Allergierisiko.
»Wir haben nur die Verbindung zwischen Abwaschmethoden und einem
Allergierisiko getestet, aber die Zusammenhänge passen gut zur
Hygienehypothese. Und es gibt Studien, die zeigen, dass Abwaschen per
Hand sehr oft weniger effektiv den bakteriellen Belag entfernt als
eine Spülmaschine«, sagt Studienleiter Dr. Bill Hesselmar. »Deshalb
spekulieren wir, dass man beim Spülen mit der Hand mit mehr Mikroben
in Kontakt kommt, was das Immunsystem anregt und so für weniger
Allergien sorgt.«
Kontakt
mit Keimen trainiert das Immunsystem
»Die
Ergebnisse dieser Studie sind nicht überraschend, denn es gibt
bereits etliche Studien, die zeigen, dass der Kontakt mit dem
Mikrobiom das Risiko für allergische Erkrankungen reduzieren kann«,
sagt Dr. Selina Gierer, Kinderallergologin am Universitätskrankenhaus
in Kansas City. »Dies ist ein Beispiel dafür, wie unsere
zusätzlichen Anstrengungen unsere Umwelt zu desinfizieren, zu einem
verminderten natürlichen Kontakt mit Keimen führt.« Gierer betont,
dass das Spülen mit der Hand mit nicht desinfizierendem Spülmittel
bei niedrigen Temperaturen bedeuten kann, dass die Familien mehr
Kontakt haben mit Bakterien als bei der Benutzung eines
Geschirrspülers, der mit hohen Temperaturen stärker desinfiziert.
»Kommt jemand mit mehr Mikroben von handgespülten Tellern in
Kontakt, hat er vielleicht ein geringeres Allergierisiko«, meint
Gierer.
Putzen
ja, Desinfizieren nein
Aber
diese Verbindung ist nur ein kleiner Teil eines großen Puzzles. »Es
unterstützt einen Aspekt der Hygienehypothese, aber es gibt viele
Umwelt- und genetische Einflüsse, die eine Rolle dabei spielen, ob
ein Patient eine allergische Erkrankung entwickelt«, erklärt
Gierer. »Der Rat für zu Hause ist, dass wir die richtige Balance
finden sollten. Natürlich müssen wir die uns umgebenden Mikroben
reduzieren, um Infektionen zu verhindern, aber wir sollten
übertriebene Desinfektion vermeiden, damit nicht andererseits das
Allergierisiko - vor allem bei Kindern - gleichzeitig erhöht wird.«
Quelle:
Bill Hesselmar, Anna Hicke-Roberts, Göran Wennergren: Allergy in
Children in Hand Versus Machine Dishwashing. Pediatrics
peds.2014-2968; published ahead of print February 23, 2015,
doi:10.1542/peds.2014-2968
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