Gelenkschmerzen bei Senioren brauchen mehr Aufmerksamkeit (Foto: AWFG_Berlin - pixabay.com) |
Gelenkschmerzen
bei älteren Menschen werden als selbstverständlich und zum Alter
gehörend angesehen. Dabei bleibt die rechtzeitige Behandlung auf der
Strecke.
Gelenkschmerzen
bei Senioren werden sowohl vom Hausarzt als auch vom Patienten selbst
oft unterschätzt. Ältere Menschen neigen zu der Annahme, dass
Gelenkschmerzen nun einmal zum Älterwerden dazugehören. Wenn
Patienten dann doch den Arzt konsultieren, werden Schmerzsymptome und
funktionelle Einschränkungen nicht immer ausreichend erkannt und
behandelt, besonders wenn auch noch weitere chronische Erkrankungen
vorliegen. Es ist anzunehmen, dass diese Kombination von Beschwerden,
den Alltag stark beeinflussen kann. Darum untersuchte Lotte Hermsen
vom medizinischen Zentrum der Freien Universität Amsterdam im Rahmen
ihrer Doktorarbeit das körperliche und soziale Funktionieren von
Senioren mit Gelenkschmerzen und anderen chronischen Erkrankungen.
Die
Hälfte aller Senioren über 65 hat Gelenkschmerzen
Ungefähr
die Hälfte aller Senioren über 65 leidet täglich unter
Gelenkschmerzen. Oft in Kombination mit anderen chronischen
Erkrankungen wie Diabetes oder Herzrhythmusstörungen. Die Behandlung
dieser chronischen Krankheiten hat häufig Priorität, wodurch die
Gelenkschmerzen erst an die zweite Stelle rücken. Und dass, obwohl
die Schmerzen großen Einfluss auf die Mobilität, Selbstständigkeit
und das soziale Leben von Senioren haben.
Senioren
fühlen sich hilflos und wenig unterstützt
18
Monate lang wurde das körperliche und soziale Funktionieren dieser
Gruppe von Senioren untersucht. Mehr als 400 Patienten in 22
Hausarzt-Praxen wurden befragt und körperlich untersucht. Daraus
wurde deutlich, dass die Teilnehmer sich sowohl auf körperlicher wie
auch sozialer Ebene sehr eingeschränkt fühlten. Dennoch blieb das
körperliche Funktionieren bei 70 Prozent der Teilnehmer stabil
während dieser Zeit. Hermsen stellte fest, dass vor allem Senioren
mit depressiven Beschwerden und weniger Selbstkontrolle der Schmerzen
schneller abbauen oder chronisch schlecht funktionieren. Sie haben
das Gefühl, dass sie ihre Schmerzen nicht gut beeinflussen können
und weniger soziale Unterstützung aus ihrem Umfeld bekommen.
Nicht
mit den Schmerzen abfinden
»Mit
diesem neuen Wissen wollen wir Ärzten und Pflegekräften mehr
Einsicht bieten in die Auswirkungen und die Bedeutung von
Gelenkschmerzen. Wir haben nun ein besseres Bild vom körperlichen
und sozialen Funktionieren dieser Senioren auf lange Sicht.« Hermsen
entdeckte eine Anzahl von Faktoren, die eine schnelle
Verschlechterung beim Funktionieren von Senioren vorhersagen können.
Die Pflege kann dann darauf rechtzeitig angepasst werden. Doch auch
die Senioren selbst müssen besser informiert werden. »Sie müssen
lernen, dass man sich nicht mit Gelenkschmerzen abfinden muss.« Wenn
Sie über längere Zeit unter Gelenkschmerzen leiden, sollten Sie
deshalb unbedingt mit Ihrem Hausarzt sprechen. Denn Schmerzen sind
auch immer Warnzeichen. Ignoriert man diese Warnzeichen, kann es zu
Gelenkschäden kommen. Eine rechtzeitige Behandlung kann einer
dauerhaften Schädigung der Gelenke vorbeugen.
Quelle:
Hermsen, L. A. H.: Older adults with joint pain and comorbidity:
Frequency, prognosis and determinants of physical and social
dysfunctioning. VUmc Amsterdam 2015, http://hdl.handle.net/1871/52398
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