Paracetamol ist eines der meist verwendeten Schmerzmittel. Doch bei Schmerzen im unteren Rücken und bei Arthroseschmerzen in Hüfte oder Knie wirkt Paracetamol nur ungenügend.
Paracetamol
hilft nur ungenügend bei Schmerzen in der Lendenwirbelsäule und bei
Schmerzen, die durch Arthrose in Hüfte oder Knie verursacht werden,
warnen nun australische Wissenschaftler. Bis jetzt ist Paracetamol
bei diesen beiden Erkrankungen aber weltweit noch das erste Mittel
der Wahl.
Forscher
der Universität von Sidney analysierten 13 frühere klinische
Studien, bei denen mehr als 5.000 Patienten einbezogen waren. Es
wurde insbesondere Schmerzlinderung, Verbesserung der Beweglichkeit,
Lebensqualität, Sicherheit des Medikaments und Therapietreue der
Patienten bewertet. Paracetamol wurde dabei verglichen mit der
Anwendung eines Placebos.
Schmerzen
in der Lendenwirbelsäule
Bei
Schmerzen im Bereich der Lendenwirbel zeigte sich Paracetamol als
nicht effektiv. Das Medikament sorgte weder für eine Linderung der
Symptome, noch für eine schnellere Genesung verglichen mit dem
Scheinmedikament. Diese Schlussfolgerung schließt an die Ergebnisse
aus früheren Studien an.
Schmerzen
bei Arthrose
Aus
der Analyse ging hervor, dass bei Arthrose des Hüft- oder
Kniegelenks doch kleine Vorteile sichtbar waren im Vergleich mit dem
Placebo: Es gab ein wenig Schmerzlinderung und etwas mehr
Beweglichkeit. Allerdings stellte sich heraus, dass die Anwendung von
Paracetamol bei Arthrose das Risiko für Leberprobleme erhöht.
Die
Wissenschaftler konnten weiter keine großen Unterschiede feststellen
hinsichtlich Nebenwirkungen oder Therapietreue zwischen der
Placebo-Gruppe und Paracetamol-Gruppe.
Paracetamol:
Leberprobleme bei Arthrose
Sowohl
die Effekte von Paracetamol auf die Leberfunktion von
Arthrose-Patienten als auch die Folgen des Schmerzmittels bei einer
Langzeitanwendung müssen laut den Wissenschaftlern weiter erforscht
werden. Wissenschaftler Gustavo Machado: »Paracetamol wird weltweit
am meisten verschrieben bei Beschwerden des Bewegungsapparates. Die
Ergebnisse dieser Forschung sind allerdings Grund genug, um dieses
Arzneimittel als Mittel der ersten Wahl kritisch zu bewerten. Dabei
muss man allerdings im Hinterkopf behalten, dass die Verordnung
anderer Schmerzmittel oder Opiate wieder andere Gesundheitsrisiken
mit sich bringt.«
Bewegung
als alternative Therapie
Andere
Ärzte, wie Christian Mallen von der Keele-Universität plädieren
darum für alternative Behandlungsprogramme, bei denen Sport und
Bewegung eine wichtige Rolle spielt. »Bewegung hat eindeutig
positive Effekte auf sowohl Arthrose als auch Schmerzen im unteren
Rücken. Leider stehen nur wenige Patienten dem positiv gegenüber
und nur wenige Menschen halten eine solche Therapie durch.«
Paracetamol
wirksam bei vielen anderen Schmerzen
Auch
wenn nun Zweifel am Nutzen von Paracetamol bei diesen speziellen
Schmerzzuständen aufkommen, bleibt der Wirkstoff einer der
effektivsten und sichersten bei einer Vielzahl verschiedener
Schmerzen. Bei leichten bis mäßigen Kopf-, Zahn-, Muskel- oder
Menstruationsschmerzen bringt das Arzneimittel schnelle und deutliche
Linderung. Paracetamol senkt das Fieber und bringt bei
Erkältungskrankheiten schnell Erleichterung der typischen
Beschwerden.
Quelle:
Machado Gustavo C, Maher Chris G, Ferreira Paulo H, Pinheiro Marina
B, Lin Chung-Wei Christine, Day Richard O et al. Efficacy and safety
of paracetamol for spinal pain and osteoarthritis: systematic review
and meta-analysis of randomised placebo controlled trials BMJ 2015;
350 :h1225, DOI: 10.1136/bmj.h1225
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