Mittwoch, 27. Mai 2015

Gestörter Schlaf: Weniger aktives braunes Fett macht dick


Viel Licht in der Nacht kann zu schlechtem Schlaf
und Übergewicht führen
(Foto: Unsplash - pixabay.com)

Ein gestörter Tag-Nacht-Rhythmus kann zu Übergewicht führen, weil braunes Fett bei nächtlichem Licht weniger Energie verbrennt.


In der Studie, durchgeführt von Endokrinologen der Universität Leiden, wurden Mäuse für längere Perioden und zu unterschiedlichen Zeiten pro Tag Licht ausgesetzt, während sie dasselbe Futter erhielten. Nicht nur nahmen die Mäuse, die am längsten dem Licht ausgesetzt waren am schnellsten zu, auch nahm die Aktivität des braunen Körperfettes in gerader Linie ab, je länger sie im Licht saßen.
Die Endokrinologen denken daher, dass eine geringere Aktivität des braunen Fettes erklärt, warum ein gestörter Schlafzyklus auch bei Menschen zu Übergewicht führen kann. Patrick Rensen, Hochschullehrer für Endokrinologie an der Universität Leiden: »Normalerweise sorgt ein optimaler Tag-Nacht-Rhythmus dafür, dass das braune Körperfett aktiv Energie verbrennt. Wird das Licht eingeschaltet, fungiert das wie ein Zurücksetzen für unsere biologische Uhr. Es scheint so zu sein, dass bei der Reduzierung der dunklen Stunden, die Reset-Funktion der biologischen Uhr nicht mehr gut funktioniert.«

Braunes Körperfett auch durch Licht beeinflusst
Braunes Fett ist ein relativ neuer Spieler bei den Forschungen nach Wohlstandskrankheiten. »Bis 2003 dachten Wissenschaftler, dass nur Säuglinge braunes Fett haben«, sagt Rensen. »Danach entdeckte man, dass auch Erwachsene braunes Körperfett besitzen, über dem Schlüsselbein und entlang der Hauptschlagader.«
2009 wurde weltweit bekannt, dass braunes Körperfett eine wichtige Funktion hat im Wärmehaushalt des Körpers. »Energie, die nicht durch das braune Fett verbrannt wird, speichert der Körper im weißen Fettanteil«, sagt Doktorand Sander Kooijman. »Dieser Mechanismus wird vor allem durch die Kälterezeptoren in der Haut angesteuert, dachten wir.«
Diese Studie zeigt, dass der Wärmehaushalt auch durch Licht beeinflusst wird. Rensen: »Wenn die Tage kürzer werden, merkt das braune Fett scheinbar bereits bevor es wirklich kälter wird, dass es mehr Energie verbrennen muss, um die Körpertemperatur zu halten.«

Übergewicht vorbeugen
Die Studienergebnisse haben Folgen für die Behandlung von Übergewicht, Typ 2-Diabetes und Herz- und Gefäßkrankheiten. Die Universität Leiden startet klinische Folgestudien, um zu dokumentieren wie das Zusammenspiel zwischen dem braunen Fett und nächtlichem Lichteinfluss beim Menschen funktioniert. Auch die Pharmaindustrie entwickelt schon Medikamente, die Übergewicht bekämpfen, in dem sie das braune Fett aktivieren. Rensen: »Aber mit diesem Wissen kann man auch versuchen, Übergewicht vorzubeugen. Um das braune Fett aktiv zu halten, scheint es wichtig zu sein, in einem kühlen und abgedunkelten Raum zu schlafen.«

Quelle: Sander Kooijman, Rosa van den Berg, Ashna Ramkisoensing, Mariëtte R. Boon, Eline N. Kuipers, Marieke Loef, Tom C. M. Zonneveld, Eliane A. Lucassen, Hetty C. M. Sips, Iliana A. Chatzispyrou, Riekelt H. Houtkooper, Johanna H. Meijer, Claudia P. Coomans, Nienke R. Biermasz, and Patrick C. N. Rensen: Prolonged daily light exposure increases body fat mass through attenuation of brown adipose tissue activity. PNAS 2015 ; published ahead of print May 11, 2015, doi: 10.1073/pnas.1504239112

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