Käse hat den schlechten Ruf wegen seiner vielen gesättigten Fette nicht verdient. Er kann sogar das Cholesterin senken, zeigen neue Forschungen.
Käse,
Baguette und Rotwein: Trotz einer Ernährungsweise mit vielen
gesättigten Fettsäuren gibt es in Frankreich lange nicht so viele
Herz- und Gefäßkrankheiten wie in anderen Ländern. Über dieses
Phänomen - bekannt geworden als »französisches Paradoxon« -
zerbrechen sich Wissenschaftler noch immer die Köpfe. Die meisten
Erklärungen richten sich auf Wein und Lebensweise, aber eine
Schlüsselrolle könnte einem weiteren Hauptnahrungsmittel in
Frankreich zukommen: dem Käse. Der Beweis, sagen Wissenschaftler,
liegt in der Verstoffwechselung des Käses.
Gesättigte
Fette besser als ihr Ruf?
Schon
früher suchten Ernährungswissenschaftler die Antwort für das
französische Paradoxon bei dem sekundären Pflanzenstoff Resveratrol
in Rotwein. Denn auch Resveratrol senkt das schädliche
LDL-Cholesterin, schützt die Blutgefäße und wirkt
entzündungshemmend. Und vielleicht wurden die gesättigten Fette
auch zu früh und zu Unrecht als Hauptursache von Herzerkrankungen
deklariert. Hanne Bertram und ihre Kollegen weisen darauf hin, dass
bereits jüngste Forschungen über die gesundheitsfördernden Effekte
einiger Milchprodukte Zweifel an der einst festen Regel gestreut
haben, dass gesättigte Fette schlecht sind fürs Herz.
Beispielsweise fand eine Studie heraus, dass Käse bei einem
Vergleich mit ebenso fetthaltiger Butter das »schlechte«
Cholesterin reduzierte, was darauf hindeutet, dass ein hoher
Käsekonsum helfen könnte, das französische Paradoxon zu erklären.
Um diese mögliche Erklärung weiter zu erforschen, untersuchte das
Forschungsteam von Hanne Bertram wie Käse verdaut wird.
Käse
gut für die Darmflora
Die
Forscher verglichen Urin- und Stuhlproben von 15 gesunden
Teilnehmern, die zwei Wochen lang drei verschiedenen Diäten folgten.
Alle Menüs enthielten die gleiche Menge an Kalorien und Fett, aber
die eine Diät enthielt Milch mit 1,5 Prozent Fettgehalt, die andere
Diät beinhaltete eine tägliche Zufuhr von 1,7 Gramm Käse. Die
dritte Kontrolldiät enthielt nur Butter, ohne andere Milchprodukte.
Die Wissenschaftler stellten fest, dass sich in den Stuhlproben der
käseessenden Teilnehmer mehr Buttersäure befand, die von den
Darmbakterien produziert wird. Erhöhte Buttersäurespiegel waren
wiederum mit einem niedrigeren Cholesterinspiegel verbunden. Die
Ergebnisse weisen auf eine Bedeutung der Darmflora hin und
unterstützen weiterhin die Verbindung zwischen Käse und
französischem Paradoxon, meinen die Forscher. Viel Käse - trotz
seines hohen Fettgehaltes - wirkt also vielleicht positiv und
möglicherweise sind nicht alle gesättigten Fettsäuren schlecht.
Käse
als Medizin
Es
stellt sich heraus, dass Hüttenkäse und fermentierter Käse wie
Gouda, einige Cheddarsorten und Parmesan oft mit Probiotika
hergestellt werden. Solche Käsesorten können die Darmflora
regulieren, was wesentlich für eine optimale Verdauung, ein normales
Körpergewicht, ein gut funktionierendes Immunsystem und selbst für
eine gesunde Psyche ist. Im Jahr 2012 entdeckten Wissenschaftler beim
Roquefort mit seinem typischem Schimmel sogar entzündungshemmende
Eigenschaften. Auch der italienische Grana Padano schmeckt nicht nur
gut, sondern senkt auch nachweislich den Blutdruck. Und indische
Forscher konnten beobachten, dass Käse den Säuregehalt im Mund
senkt und so der Entstehung von Karies vorbeugt. Genießen Sie also
ruhig täglich in Maßen Ihren Lieblingskäse. Doch Sie sollten
natürlich - echt französisch - auch auf Lebensmittel wie Obst,
Gemüse und Getreide zurückgreifen. Trinken Sie ein Glas dunklen
samtigen Rotwein dazu und genießen Sie das »Savoir-vivre«.
Kulinarischer Genuss kombiniert mit gesundheitsfördernder Wirkung:
Was kann schöner sein?
Quelle:
Hong Zheng, Christian C. Yde, Morten R. Clausen, Mette Kristensen,
Janne Lorenzen, Arne Astrup, and Hanne C. Bertram, ›Metabolomics
Investigation To Shed Light on Cheese as a Possible Piece in the
French Paradox Puzzle‹, J. Agric. Food Chem., 2015, 63 (10), pp
2830–2839, DOI: 10.1021/jf505878a
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