Wer
regelmäßig Probiotika zu sich nimmt, kann depressiver Stimmung und
übermäßigem Grübeln vorbeugen.
Die
Einnahme sogenannter Probiotika - Zubereitungen mit lebenden und
gesundheitsfördernden Bakterien wie zum Beispiel Milchsäurebakterien
- sorgen dafür, dass Menschen weniger grübeln. Daher könnten
solche Nahrungsergänzungen zukünftig eine vorbeugende oder
ergänzende Therapie bei Depressionen darstellen. Das ergaben
Forschungen der Universitäten Amsterdam und Leiden. Darüber hinaus
gibt eine neue Pilotstudie der Universität Wageningen Hinweise
darauf, dass Probiotika vielleicht auch bei Migräne helfen.
Grübeln
als Indikator für Depressionen
Es
wurde zum ersten Mal untersucht, ob die Einnahme von Probiotika gegen
Grübeln und besorgte Stimmung hilft. »Grübeln äußert sich in
wiederkehrenden Gedanken über die möglichen Ursachen und Folgen von
Trübsal und Elend«, erklärt Wissenschaftlerin Dr. Saskia van
Hemert. »Bewiesen ist, dass Grübeln ein Indikator für Depressionen
ist; es ist einer der stärksten Vorhersagefaktoren für eine
Depression. Probiotika könnten in Zukunft ein Mittel gegen
Depressionen werden, da die Studie darauf hinweist, dass Probiotika
Grübeln vorbeugen«, so van Hemert.
Lebende
Bakterien gegen trübe Gedanken
Probiotika
sind lebende Bakterien, die, wenn sie in entsprechenden Mengen
verabreicht werden, wirksam sind in Bezug auf die Verdauung und das
Immunsystem. Die Probiotika-Teilnehmer in der Studie grübelten nach
diesen vier Wochen bedeutend weniger als die Kontrollgruppe.
Probiotika machen Menschen widerstandsfähiger gegen negative
Gedanken, die schließlich zur Depression führen, schreiben die
Studienautoren. Vor allem die Neigung zu aggressiven Gedanken wurde
nach der vierwöchigen Einnahme von Probiotika geringer. Die Forscher
vermuten, dass Probiotika die Produktion von Serotonin im Darm
fördern. Der Botenstoff Serotonin sorgt im Gehirn für ein
Glücksgefühl.
Bakterien
beeinflussen die Gehirnfunktion
Bereits
in früheren Studien sprachen sich Forscher über die positive
Wirkung von Probiotika aus. Die nützlichen Darmbakterien verändern
nämlich die Art und Weise wie unser Gehirn arbeitet und bieten so
neue Möglichkeiten, um Probleme wie Stress, Unruhe, Angst und
Depressionen zu lindern. Diese Meinung teilen auch John Cryan,
Professor für Neurowissenschaften und Psychiatrie-Professor Ted
Dinan am University College Cork, im Fachjournal »Proceedings
of the National Academy of Sciences«.
Dinan:
»Nahrungsergänzung mit Probiotika-Bakterien, die von Natur aus in
unserem Darm leben, können vielleicht einmal eine neue alternative
Behandlung sein für Depressionen und andere psychische Erkrankungen.
Bei Menschen mit den unterschiedlichsten Gesundheitsproblemen findet
man eine geringere Bakterien-Vielfalt in der Darmflora.«
Psychobiotika
fürs Bauchhirn
Forscher
nennen die Bakterien, die eine positive Wirkung auf unser Verhalten
und unsere Gehirnfunktion haben, Psychobiotika. Sie produzieren im
Darm neuroaktive Substanzen wie die Gamma-Amino-Buttersäure GABA
(engl. gamma-amino-butyric acid) und Serotonin, zwei
Neurotransmitter, die eine wichtige Rolle spielen bei der
Nervenstimulation, der Signalübertragung zwischen den Nervenzellen
und unserem Gemütszustand. Die Verbindung zwischen Darm und Gehirn
ist in der Wissenschaft gut bekannt. Der Darm wird von Experten auch
als zweites Gehirn, Bauchhirn oder Darmhirn bezeichnet.
Nützliche
Bakterien auch gegen Migräne?
Probiotika
beugen aber nicht nur Grübeln und Trübsal blasen vor, sondern auch
Migräne soll durch die nützlichen Mikroorganismen geheilt werden
können. Die Studienteilnehmer von der Universität Wageningen
konnten jedenfalls eine Abnahme ihrer Migränetage um 25 Prozent
beobachten. Die Hypothese ist, dass Probiotika einen positiven Effekt
haben auf die Darmbarriere und so Migräneanfällen vorbeugen. Eine
Störung der Darmbarriere soll nämlich Migräne auslösen können
und es ist bekannt, dass Probiotika die Darmbarriere stärken können.
Eine weniger durchlässige Darmwand hemmt Entzündungen im Körper
und damit auch im Gehirn. Momentan läuft eine neue Studie an der
Universität Wageningen, die die positive Wirkung von Probiotika auf
Migräne näher untersucht. Die Ergebnisse dieser Forschungen werden
Ende des Jahres erwartet.
Quellen:
Javier A. Bravo, Paul Forsythe, Marianne V. Chew, Emily Escaravage,
Hélène M. Savignac, Timothy G. Dinan, John Bienenstock, John F.
Cryan. Ingestion of Lactobacillus strain regulates emotional behavior
and central GABA receptor expression in a mouse via the vagus nerve.
Proceedings of the National Academy of Sciences, 2011; DOI:
10.1073/pnas.1102999108
Laura
Steenbergen, Roberta Sellaro, Saskia van Hemert, Jos A. Bosch,
Lorenza S. Colzato. A randomized controlled trial to test the effect
of multispecies probiotics on cognitive reactivity to sad mood.
Brain, Behavior, and Immunity, 2015; DOI: 10.1016/j.bbi.2015.04.003
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