Chronische Darmentzündungen betreffen mehr Menschen als bisher angenommen wurde (OpenClips - pixabay.com) |
Chronisch
entzündliche Darmerkrankungen wie Morbus Crohn kommen häufiger vor
als bisher angenommen wurde.
Untersuchungen
zeigen, dass beinahe neun von tausend Menschen an einer chronischen
Darmentzündung leiden. Das übertrifft die aktuellen Schätzungen
bei weitem, wie umfangreiche Untersuchungen der Universität
Maastricht ergaben.
Die
Universitätsklinik Maastricht analysierte zusammen mit zwei weiteren
medizinischen Zentren die jahrelang gesammelten Daten tausender
Patienten mit Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Die Langzeitstudie
gibt zum ersten Mal ein verlässliches Bild beider Erkrankungen und
wurde kürzlich im Fachjournal »International Journal of
Epidemiology« veröffentlicht.
Morbus
Crohn und Colitis ulcerosa sind die häufigsten Darmentzündungen
Die
Darmentzündungen Morbus Crohn und Colitis ulcerosa sind die beiden
meist vorkommenden Formen von chronisch entzündlichen
Darmerkrankungen und werden meistens abgekürzt als CED bezeichnet.
Die Erkrankungen treten oft bereits in jungem Alter zwischen 15 und
30 Jahren auf und haben in vielen Fällen großen Einfluss auf die
Lebensqualität der Betroffenen. Die Patienten sind erschöpft, müde
und haben oft Bauchschmerzen, Gewichtsverlust und chronischen
Durchfall. Die dauerhaften Beschwerden können das alltägliche Leben
enorm beeinträchtigen und es ist nicht ungewöhnlich, dass Patienten
beispielsweise frühzeitig erwerbsunfähig werden. Der
Krankheitsverlauf bei chronischen Darmentzündungen ist schwierig
vorherzusagen und die möglichen Behandlungen sind lange nicht bei
jedem Patienten gleich wirksam.
Darmentzündungen
viel häufiger als angenommen
Um
bessere Einsicht in den Verlauf dieser Krankheiten zu bekommen, hat
die Universität Maastricht zusammen mit zwei anderen Kliniken eine
Kohortenstudie angeregt. Daran nehmen inzwischen 1.675 Patienten mit
Colitis ulcerosa und 1.162 Patienten mit Morbus Crohn teil, beinahe
alle CED-Patienten in der Region Süd-Limburg seit 1991. Aus dieser
großen Datenmenge geht unter anderem hervor, dass chronische
Darmentzündungen viel häufiger vorkommen als zunächst immer
angenommen wurde. Aktuelle Schätzungen gehen von ungefähr zwei
Patienten pro tausend Menschen aus, aber diese Anzahl scheint laut
den neuen Forschungen mehr als viermal so hoch zu sein. Pro Jahr
kommen ungefähr 70 neue Erkrankte pro 100.000 Einwohner dazu, auch
diese Zahl ist wesentlich höher als immer vermutet wurde.
Zukünftig
individuellere Therapien
Letztendlich
wollen die Forscher auf eine verlässlichere Diagnose und bessere
Therapien hinarbeiten. »Jeder Patient braucht nämlich eine andere
medizinische Versorgung«, sagt Projektleiterin und Gastroenterologin
Marieke Pierik. »Eine definitive Diagnose zu stellen, benötigt viel
Zeit und es kann oft Monate dauern, bevor klar ist, ob ein Medikament
oder eine Operation überhaupt wirkt. Wir werden nun unter anderem
untersuchen, ob wir unterschiedliche Patientengruppen definieren
können. So können wir wesentlich besser einschätzen, ob ein
Patient auf eine bestimmte Therapie reagiert oder nicht.« Auf diese
Weise arbeiten die Wissenschaftler an einem individualisierten Ansatz
für jeden Patienten, was auf lange Sicht eine bessere Gesundheit für
den einzelnen Patienten bringt und gleichzeitig Kosten einspart.
Quelle:
Tim RA van den Heuvel, Daisy M Jonkers, Steven FG Jeuring, Marielle
JL Romberg-Camps, Liekele E Oostenbrug, Maurice P Zeegers, Ad A
Masclee, and Marie J Pierik: Cohort Profile: The Inflammatory Bowel
Disease South Limburg Cohort (IBDSL). Int. J. Epidemiol. first
published online June 4, 2015 doi: 10.1093/ije/dyv088
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