Trinken Sie vor dem Autofahren genug (Foto: Riedelmeier - pixabay.com) |
Wer
sich durstig hinters Steuer setzt, macht die gleichen Fahrfehler wie
ein betrunkener Fahrer.
Laut
einer kleinen Studie der Loughborough-Universität machen Autofahrer,
die nicht genug Flüssigkeit getrunken haben, dieselbe Art von
Fehlern wie diejenigen, die zu viel Alkohol getrunken haben. Bereits
eine milde Dehydrierung kann zu Fehlern und Unfällen führen, sagen
die Wissenschaftler.
Langweilige
Fahrt im Simulator
Für
die Studie fuhren zwölf Männer an zwei Tagen in einem
Fahrsimulator. Die Männer waren zwischen 18 und 26 Jahren und hatten
seit mindestens zwei Jahren den Führerschein. Für jeden Test
absolvierten die Teilnehmer im Simulator eine zweistündige monotone
Fahrt auf einer Schnellstraße mit Kurven, Standstreifen und
gelegentlich langsamen fahrenden Fahrzeugen, die überholt werden
sollten. Am ersten Testtag bekamen die Teilnehmer stündlich 200
Milliliter Flüssigkeit; am zweiten Testtag wurde die Trinkmenge auf
25 Milliliter pro Stunde begrenzt.
Doppelt
so viele Fahrfehler bei geringerer Trinkmenge
Nach
dem Test summierten die Wissenschaftler die Anzahl der Fahrfehler,
die am Versuchstag stattgefunden hatten. Spätes Bremsen, von der
Fahrspur abweichen, Berühren oder Überschreiten des Rüttelstreifens
auf der Standspur wurden als kleinere Zwischenfälle klassifiziert.
Die Fahrspur komplett verlassen, Berühren der Mittelleitplanke oder
Kollision mit einem anderen Fahrzeug wurden als größere
Zwischenfälle eingestuft.
Geringere
Konzentration und Aufmerksamkeit
Mittels
einer Kamera mit Fokus auf dem Gesicht jeden Fahrers konnten die
Wissenschaftler bestimmen, wann Fahrfehler durch Müdigkeit
verursacht wurden. Tatsächlich musste einer der Teilnehmer vom Test
ausgeschlossen werden, weil er ständig am Steuer einnickte,
vermutlich aufgrund von Schlafmangel.
Während
des Fahrversuchs mit der höheren Flüssigkeitsmenge registrierten
die Wissenschaftler 47 Zwischenfälle. An dem Tag, als die Männer
nur 25 Milliliter Flüssigkeit pro Stunde erhielten, zählten die
Forscher mehr als doppelt so viele Zwischenfälle, nämlich 101.
Das
Forschungsteam sagt, dass diese höhere Anzahl vergleichbar ist mit
den Reaktionen unter Alkohol- oder Drogeneinfluss. Während des Tests
hatten die Teilnehmer auch schon selbst mitgeteilt, dass ihre
Konzentration und Aufmerksamkeit beeinflusst war.
Genauso
viele Fahrfehler wie mit 0,8 Promille Alkohol
Ron
Maughan, Professor für Sport- und Ernährungswissenschaften an der
Loughborough-Universität, sagt: »Wir bedauern alle Alkoholkonsum am
Steuer, aber wir denken meist nicht über andere Dinge nach, die
unsere Fahrtüchtigkeit beeinflussen können. Dazu gehört auch zu
wenig zu trinken mit als Folge Dehydrierung. Es steht außer Frage,
dass Fahren unter Alkohol- oder Drogeneinfluss das Risiko für
Unfälle erhöht. Aber unsere Studienergebnisse heben die unerkannte
Gefahr hervor, die auftritt, wenn Autofahrer nicht genügend
Flüssigkeit trinken. Um unsere Ergebnisse in die richtige Relation
zu bringen: Die Anzahl der registrierten Fahrfehler ist in der
Größenordnung vergleichbar mit Fahrern, die einen
Blutalkoholspiegel von 0,8 Promille haben.«
Fahrtipps
für den Sommer
Mehr
als 90 Prozent der Verkehrsunfälle sind auf Fahrfehler und
menschliches Fehlverhalten zurückzuführen. Experten raten daher vor
allem im Sommer bei längeren Fahrten und vor Urlaubsreisen auf eine
ausreichende Flüssigkeitszufuhr zu achten. Leider geschieht oft
genug gerade das Gegenteil: Um längere Aufenthalte und Pausen
während der Fahrt zu vermeiden, wird besonders wenig getrunken. Doch
trinkt man zu wenig, um die Anzahl der »Pinkelpausen« zu
reduzieren, bekommt man die Folgen selbst einer leichten Dehydrierung
schnell zu spüren. Bei mangelnder Flüssigkeitszufuhr meldet sich
der Körper mit Symptomen wie Kopfschmerzen,
Konzentrationsschwierigkeiten, Schwäche, Müdigkeit und Trägheit.
Beachten
Sie vor dem Antritt einer längeren Autofahrt folgende Trinktipps:
-
Frauen benötigen etwa 1,6 Liter (acht Gläser á 200 ml) pro Tag an Flüssigkeit
-
Männer sollten etwa 2 Liter (zehn Gläser á 200 ml) täglich trinken
-
Achten Sie auf die Farbe Ihres Urins: je dunkler, desto mehr ausgetrocknet ist der Körper
-
Denken Sie daran, dass nicht nur alle nicht-alkoholischen Getränke wie Wasser, Milch, Fruchtsaft und Tee zum Ausgleichen der Flüssigkeitsmenge geeignet sind, sondern auch Obst und Gemüse mit hohem Wasseranteil wie Melonen und Gurken
-
Kleinkinder haben einen Flüssigkeitsbedarf von mindestens 1,3 Litern (6,5 Gläser á 200 ml)
-
An heißen Sommertagen kann der Flüssigkeitsbedarf des Körpers schnell um das 2- bis 3-fache ansteigen
Quelle:
Phillip Watson, et al. Mild hypohydration increases the frequency of
driver errors during a prolonged, monotonous driving task. Physiology
& Behavior, April 2015. doi: 10.1016/j.physbeh.2015.04.028
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