Nahrungsmittel mit Gluten werden durch ein Schimmel-Enzym verträglicher (Foto: Hans - pixabay.com) |
Ein Schimmel-Enzym sorgt dafür, dass Gluten im Körper abgebaut
wird. Menschen, die kein Gluten vertragen und unter Zöliakie leiden,
könnte dies helfen.
Ein leckeres Croissant mit süßer
Marmelade, ein knuspriges Brötchen mit herzhaftem Käse oder ein
frisches Hafermüsli mit Obst zum Frühstück: für die meisten von
uns klingt das nach echtem Frühstückstraum. Für Menschen, die an
Zöliakie leiden und deshalb das Klebereiweiß Gluten nicht
vertragen, sind diese Nahrungsmittel eher ein Frühstücksalptraum.
Sie können das Gluten in bestimmten Getreidesorten nicht verdauen;
das Eiweiß führt bei den Betroffenen zu einer Entzündung der
Darmschleimhaut und löst zum Teil heftige Beschwerden aus.
Bauchschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung
gehören zu den meist vorkommenden Symptomen. Auf Dauer wird die
Darmschleimhaut zunehmend geschädigt und der Körper wird immer
weniger mit den nötigen Nährstoffen versorgt. Das kann zu
Mangelerscheinungen führen. Abhilfe schafft nur die lebenslange
Vermeidung von Gluten in der Ernährung.
Schimmel hilft
beim Verdauen von Gluten
Wissenschaftler
der Universität Maastricht haben nun gezeigt, dass ein
Schimmel-Enzym in der Lage ist, Gluten im Körper abbaubar zu machen.
Das ergab eine Studie mit zwölf gesunden Freiwilligen. Menschen, die
normalerweise einer glutenfreien oder glutenreduzierten Diät folgen,
weil sie kein Gluten vertragen, könnten zukünftig von dem Mittel
profitieren.
Gluten
sind Eiweiße, die vor allem in verschiedenen Getreidesorten
vorkommen. Weizen, Dinkel, Roggen, Gerste, Hafer und auch alte
Weizensorten wie Einkorn und Emmer enthalten das Klebereiweiß
Gluten. In Deutschland leidet nach Angaben der Deutschen
Zöliakie-Gesellschaft e.V. (DZG) jeder 250. Bundesbürger an einer
Zöliakie. Tendenz steigend. Denn der zunehmende Einfluss von
Umweltfaktoren wie Infektionen, veränderten Ernährungsgewohnheiten
und psychosozialen Faktoren begünstigt die Entstehung von Zöliakie.
Wenn die Betroffenen sich nicht an eine glutenfreie Diät halten,
wird die Darmschleimhaut geschädigt und es treten starke
Bauchschmerzen auf. Eine komplett glutenfreie Ernährung gestaltet
sich allerdings im Alltag oft als schwierig, denn nicht immer wird
auf den Produkten vermerkt, ob sie Gluten enthalten oder nicht. Auch
ein Restaurant-Besuch kann zum Beispiel für Probleme sorgen, weil
häufig unerwünscht Gluten in den Gerichten zu finden ist.
Aminosäure
Prolin macht Probleme
Das
Problem bei einer Gluten-Unverträglichkeit besteht darin, dass der
Körper nicht dafür ausgestattet ist, dieses Eiweiß, das viel von
der Aminosäure Prolin enthält, abzubauen. Die Aminosäure Prolin
ist wichtig für gesunde Knochen und Knorpel und kann normalerweise
vom Körper aus Glutaminsäure hergestellt werden. Die meisten
Menschen haben damit keine Probleme, aber bei einer Gluten-Intoleranz
sorgt dies für die nötigen Komplikationen. Wenn die unverdauten
Eiweiße vom Magen weiter in den Verdauungstrakt gelangen, wird eine
Entzündungsreaktion im Dünndarm in Gang gesetzt mit entsprechenden
Folgen. Die Wissenschaftler in Maastricht haben nun gezeigt, dass ein
bestimmtes Enzym des Schimmels Aspergillus
niger
in der Lage ist, das Gluten in Stücke zu zerlegen und zu verdauen,
noch bevor es den Magen verlässt. Das Enzym - eine sogenannte
Prolylendopeptidase AN-PEP - wurde für die Studie als
Nahrungsergänzungsmittel an zwölf gesunde Freiwillige verabreicht.
Enzym wirkt
unabhängig von der Kalorienmenge
Für
die Studie erhielten die Probanden zwei verschiedene Mahlzeiten. Der
Unterschied zwischen den Mahlzeiten bestand in der Kalorienmenge, die
Glutenmenge war bei beiden gleich. Jeweils zu einer Hälfte der
Mahlzeiten wurde das Schimmel-Enzym hinzu gefügt, zur anderen Hälfte
wurde ein wirkstofffreies Placebo gegeben. »Das Vorhandensein des
Enzyms sorgte für eine deutliche Wirkung im Vergleich mit dem
Placebo«, sagt Bouke Salden, Gastroenterologin in Maastricht, die
zusammen mit ihren Kollegen die Studie durchführte. »Das meiste
Gluten war nämlich bereits im Magen verdaut, so dass es sicher
weiter in den Verdauungstrakt gelangen konnte. Es spielte dabei keine
Rolle, ob die Mahlzeit viel oder wenig Kalorien hatte.« Obwohl die
Ergebnisse besonders positiv sind, bedeutet das nicht, dass das Enzym
eine glutenfreie Diät ersetzen kann. Salden: »Es kann allerdings
dazu beitragen, die Beschwerden durch unbewusst aufgenommenes Gluten
so viel wie möglich zu beschränken. Das macht beispielsweise einen
Restaurantbesuch doch wieder ein Stückchen angenehmer.«
Quelle:
Salden et al.: Randomised clinical study: Aspergillus niger-derived
enzyme digests gluten in the stomach of healthy volunteers. Aliment
Pharmacol Ther. 2015 Aug;42(3):273-85. doi: 10.1111/apt.13266
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