Rosmarin - der Duft fördert die Denkleistung (Foto: Lebensmittelfotos - pixabay.com) |
Die Gedächtnisleistung lässt sich durch den Duft von Rosmarin
steigern, fanden Wissenschaftler nun in einer neuen Studie heraus.
Seit der Antike geschätzt für seine heilenden Kräfte, gibt es
dennoch über die Wirkung von Rosmarin noch viel zu lernen. Nun haben
Wissenschaftler zum ersten Mal gezeigt, dass Rosmarinduft die
kognitiven Fähigkeiten verbessern kann. In einem Raum, der nach
Rosmarin riecht, fällt es leichter sich zu merken, welche Aufgaben
man noch zu erledigen hat. Der Geruch von Rosmarin verbessert das
sogenannte prospektive Gedächtnis. Das ist das Ergebnis einer Studie
der britischen Universität Northumbria.
Das prospektive Gedächtnis braucht man, um sich Aktivitäten zu
merken, die in der Zukunft stattfinden oder die man geplant hat. Zum
Beispiel um sich zu merken, immer zur selben Zeit seine Medikamente
einzunehmen oder einfach nur daran zu denken, die Geburtstagskarte
rechtzeitig abzuschicken.
Cineol bekannt als Schleimlöser
Rosmarin
(Rosmarinus
officinalis)
ist eine von vielen traditionellen Heilpflanzen, die ätherische Öle
liefern. Aber wie solche Pflanzen das menschliche Verhalten
beeinflussen, ist immer noch unklar. Mark Ross und Lorraine Oliver
vom »Brain, Performance and Research Centre« der Universität
Northumbria untersuchten deshalb die Wirkung von 1,8-Cineol, einem
der chemischen Hauptbestandteile von Rosmarin.
Cineol kommt vor allem im ätherischen Öl des Eukalyptus vor und
wird daher auch Eukalyptol genannt. 1,8-Cineol wirkt antiseptisch und
wird einerseits in der Veterinärmedizin als Eutersalbe verwendet,
beim Menschen kann 1,8-Cineol in Lunge und Nebenhöhlen festsitzenden
Schleim lösen und Bakterien bekämpfen. In Kapselform, als
Inhalation oder Teeaufguss ist es leicht anzuwenden.
Rosmarin-Aroma bringt die grauen Zellen in Schwung
Für die Studie wurde in einem Raum einige Tropfen Rosmarinöl über
einen Diffusor verteilt, kurz bevor die Teilnehmer eintraten. Die 66
gesunden Studienteilnehmer wurden willkürlich verteilt über den
Raum mit Rosmarinduft und einen geruchsneutralen Raum. Im Anschluss
absolvierten die Probanden verschiedene Gedächtnistests. So sollten
sie Objekte verstecken, die sie später wiederfinden und zu einem
festgelegten Zeitpunkt dem Studienleiter geben mussten. Wurde es
notwendig, die Testpersonen an diese Aufgaben zu erinnern,
verschlechterte sich dadurch ihr Testergebnis.
Zusätzlich analysierten die Forscher anhand von Blutproben, ob die
Konzentration des 1,8-Cineols im Körper zugenommen hatte. Dieser
Bestandteil des Rosmarins hatte schon in früheren Untersuchungen
einen Einfluss auf das Gedächtnis gezeigt.
Die Testpersonen, die ihre Aufgaben unter dem Einfluss von
Rosmarinduft erledigten, schnitten bei den Tests 60 bis 75 Prozent
besser ab. Sie konnten sich leichter merken, was sie tun mussten und
zu welcher Zeit. Diese Teilnehmer hatten auch eine höhere
Konzentration des 1,8-Cineols im Blut, was beweist, dass die Substanz
tatsächlich im Körper ankommt.
Einfluss auf kognitive Fähigkeiten
Terpene wie das 1,8-Cineol besitzen die Fähigkeit über die
Schleimhäute von Nase und Lunge in den Blutkreislauf zu gelangen.
Als kleine, fettlösliche organische Moleküle, können die Terpene
leicht die Blut-Hirn-Schranke überwinden. Das flüchtige 1,8-Cineol
ist Bestandteil vieler aromatischer Pflanzen, einschließlich
Eukalyptus, Lorbeer, Wermut und Salbei und ist schon in zahlreichen
Studien erforscht worden inklusive Forschungen, die daraufhin deuten,
dass 1,8-Cineol den Abbau des Neurotransmitters Acetylcholin hemmen
könnte. Viele Gedächtnisfunktionen sind von dem Botenstoff
Acetylcholin abhängig und ein Acetylcholinmangel ist beispielsweise
ein Symptom der Alzheimererkrankung.
Neue Behandlungsmöglichkeiten
Die Studienergebnisse bieten vielleicht neue Anknüpfungspunkte für
die Behandlung von Patienten mit Gedächtnisproblemen oder
Demenzerkrankungen, zumal natürliche pflanzliche Substanzen in der
Regel besser verträglich und nebenwirkungsärmer sind. Die
Wissenschaftler präsentierten ihre Ergebnisse während der
Jahresversammlung der »British Psychological Society« und im
Fachjournal »Therapeutic Advances in Psychopharmacology«.
Quelle:
Mark Moss, Lorraine Oliver: Plasma 1,8-cineole correlates with
cognitive performance following exposure to rosemary essential oil
aroma, Therapeutic Advances in Psychopharmacology June 2012 vol. 2
no. 3 103-113, Published online before print February 24, 2012, doi:
10.1177/2045125312436573
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