Die Kombination unterschiedlicher Geschmacksstoffe können das Hungergefühl bremsen (Foto: Taken - pixabay.com) |
Bestimmte Kombinationen von
Geschmacksrichtungen lassen uns weniger essen. Geschmacksrezeptoren
im Dünndarm können das Hungergefühl bremsen.
Eine
Kombination der Geschmacksrichtungen süß, bitter und umami sorgt
dafür, dass Menschen weniger essen. Das fanden Wissenschaftler der
Universität Maastricht bei gesunden Freiwilligen heraus. Die
Geschmacksstoffe wurden über eine Sonde direkt in den Dünndarm
gebracht, wo sich - wie auf der Zunge - Rezeptoren befinden, die
diese Stoffe wahrnehmen können.
Fünf
grundsätzliche Geschmacksrichtungen
Jeder
Mensch ist in der Lage fünf verschiedene Geschmacksrichtungen zu
unterscheiden: süß, sauer, salzig, bitter und den etwas weniger
bekannten Geschmack umami. Umami lässt sich noch am besten
umschreiben mit dem Ausdruck »herzhaft« und kommt von Natur aus vor
in beispielsweise Tomaten, Algen und Champignons. Auch in Produkten
wie Chips, Käse und Brühwürfeln ist diese Geschmacksrichtung
wahrnehmbar. Auf der Zunge befinden sich die Rezeptoren, die die
unterschiedlichen Geschmäcker erkennen. Bemerkenswert ist, dass
solche Geschmacksrezeptoren sich auch im Dünndarm befinden. Dort
erzeugen sie allerdings kein Geschmackserlebnis, sondern haben eine
komplett andere Funktion.
Drei
Geschmäcker fördern Sättigungshormon
Aus
früheren Studien ergab sich nämlich, dass drei Aromen in der Lage
sind, die Produktion eines Sättigungshormons anzuregen. Die
Forschungen an menschlichen Zellen zeigten, dass die Geschmäcker
süß, bitter und umami Einfluss auf das Hormon haben, das das
Hungergefühl unterdrückt. Bei gesunden Testpersonen konnte nun zum
ersten Mal bewiesen werden, dass eine Kombination der drei Aromen
tatsächlich dazu führt, dass wir weniger essen.
Geringere
Kalorienaufnahme
Über
eine Sonde im Dünndarm erhielten die Testpersonen die Aromen
verabreicht, die normalerweise auf der Zunge als süß, bitter und
umami wahrgenommen werden. Anschließend erhielten die Probanden eine
warme Mahlzeit und die Forscher verglichen in verschiedenen
Situationen die aufgenommene Essensmenge. Eine Kombination der drei
Geschmäcker sorgte schließlich dafür, dass die Testpersonen 64
Kalorien weniger konsumierten im Vergleich zu einer Kontrollgruppe.
Die Aromen selbst enthalten übrigens kaum Kalorien.
Aromakapseln
als Diätbremse
»Essen
ist ein komplexer Prozess«, sagt Studienleiter Mark van Avesaat von
der Universität Maastricht. »Nahrungsmittel bestehen nämlich aus
viel mehr als nur Aromen. Dass die Geschmacksrichtungen bitter, süß
und umami einen Einfluss auf das Hungergefühl ausüben können,
steht nun tatsächlich fest. Zukünftig können vielleicht Kapseln
entwickelt werden auf der Basis dieser drei Aromen. Auf diese Weise
könnte die Nahrungsaufnahme beeinflusst werden, um das Abnehmen zu
unterstützen. Bis wir das in die Tat umsetzen können, ist
allerdings noch einiges an Forschung notwendig.«
Wozu
wir Geschmackssinneszellen im Körper brauchen
Sinneszellen,
um unterschiedliche Geschmacksrichtungen wahrzunehmen, befinden sich
nicht nur im Mund, wie man seit einigen Jahren weiß. Überall im
Körper verteilt, vom Gehirn über die oberen Atemwege bis hin zum
Verdauungstrakt, sind solche Geschmacksrezeptoren verteilt. Sie
scheinen das Immunsystem und den Stoffwechsel zu beeinflussen. Am
meisten weiß man momentan über die Geschmacksrezeptoren im
Verdauungstrakt. Sie erkennen beispielsweise zuckerhaltige
Kohlenhydrate und sorgen dann für die Ausschüttung der notwendigen
Hormone, die das Hungergefühl anregen oder unterdrücken oder den
Blutzucker regeln. Als man die Süßrezeptoren im Darm entdeckte,
hoffte man darauf, durch kalorienfreie Süßungsmittel das
Hungergefühl beeinflussen zu können und so Übergewicht und
Diabetes vorzubeugen. Doch die Sinneszellen lassen sich nicht so
leicht überlisten und reagieren kaum auf diese künstlichen
Süßungsmittel.
Der
Darm erkennt auch Bitterstoffe
Inzwischen
wurden im Darm auch Sensoren für Bitterstoffe gefunden und
Wissenschaftler hoffen nun auf diesem Weg, Sättigungssignale
anzuregen oder den Blutzucker zu normalisieren. Doch die
Bitterrezeptoren haben wahrscheinlich noch eine andere Funktion. Bei
Mäusen sorgen sie zum Beispiel dafür, dass die schleimbildenden
Zellen im Darm mehr Sekret bilden. Das sorgt für eine verstärkte
Barriere gegen Schadstoffe und krankmachende Substanzen. Bitterstoffe
könnten auch für Asthmatiker zukünftig eine Rolle spielen. In der
Lunge befinden sich ebenfalls Rezeptoren für Bitterstoffe. Sie
wirken muskelentspannend und entzündungshemmend und Forscher hoffen,
diese Erkenntnisse für neue Asthma-Medikamente nutzen zu können.
Denn bis heute ist nur bei der Hälfte der Asthmatiker die Krankheit
mit den vorhandenen Therapien gut unter Kontrolle zu bringen.
Aromastoffe könnten also auch hier die Behandlung unterstützen.
Bitterstoffe:
Bekannte Schlankmacher
In
der Naturheilkunde sind Bitterstoffe unter anderem bekannt als
Heilmittel bei Verdauungsstörungen, zur Senkung des Cholesterins und
zur Stärkung des Immunsystems. Doch sie lassen auch die Pfunde
purzeln und können Übergewicht vorbeugen. Bitterstoffe machen uns
schneller satt und sorgen dafür, dass Fett verbrannt wird und nicht
gespeichert. Bitterstoffe regen die Bewegungen im Verdauungstrakt an,
beschleunigen die Magenentleerung und wirken leicht abführend.
Gleichzeitig werden unangenehme Blähungen verhindert. Heilpflanzen
mit wertvollen Bitterstoffen sind beispielsweise Salbei, Wermut und
Ingwer, aber auch Artischocken, Chicorée und Rucola. Und mit
Kräutern wie Rosmarin, Thymian, Lorbeer, Estragon, Liebstöckel,
Kerbel oder Beifuß können Sie nicht nur aromatisch würzen, sondern
auch Verdauung und Figur etwas Gutes tun.
Quelle:
van Avesaat M, Troost F J, Ripken D, Peters J, Hendriks H F, Masclee
A A: Intraduodenal infusion of a combination of tastants decreases
food intake in humans. Am J Clin Nutr. 2015 Oct; 102(4): 729-35. DOI:
10.3945/ajcn.115.113266.
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