Sonntag, 3. Januar 2016

Der Anblick von Obst hilft beim Abnehmen


Wer Obst im Blick hat, wiegt weniger
(Foto: Erbs55 - pixabay.com)
Wer eine Obstschale auf seiner Küchenanrichte stehen hat, ist durchschnittlich schlanker, sagen Wissenschaftler.


Obst ist gesund, das weiß jedes Kind. Vor allem, wenn man das Obst isst. Viele Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe, wenig Kalorien machen Obst und Gemüse zu einem idealen Lebensmittel. Britische Wissenschaftler glauben nun, dass das Obst bereits in Sichtweite unserer Gesundheit dient. Menschen, bei denen eine Obstschale im Sichtbereich steht, sollen durchschnittlich weniger wiegen als Menschen, die ständig an der Bonbonniere vorbeilaufen. Und die Lebensmittel auf Ihrer Küchenanrichte können Ihr Gewicht vorhersagen, vor allem wenn es sich um Zerealien oder Softdrinks handelt.

Kücheneinrichtung beeinflusst Körpergewicht
Für zwei Studien wurden 210 amerikanische Küchen fotografiert und 500 Beispielhaushalte um eine Inventarisierung ihrer Küchen gebeten. Die Familien hatten mindestens zwei Kinder unter 18 Jahren. Außerdem berichteten die Frauen in den Familien über ihre Körpergröße und ihr Körpergewicht. Dabei ergaben sich Unterschiede beim Body-Mass-Index (BMI), abhängig von Kücheneinrichtung und Lebensmitteln, die auf der Küchenanrichte standen.

Zerealien in Sichtweite: Neun Kilo mehr auf der Waage
Die Anwesenheit von Obst auf der Küchenanrichte war in beiden Studien mit einem geringeren Körpergewicht verbunden. Im Durchschnitt wogen die Frauen in diesen Familien fünf Kilo weniger. Aber waren Lebensmittel wie Süßigkeiten, Zerealien, Softdrinks und Trockenfrüchte in Sichtweite, ergaben sich Unterschiede beim Gewicht von 9,4 bis 14,4 Kilogramm. Vor allem wenn Zerealien gut sichbar in der Küche standen, wogen die Damen des Hauses durchschnittlich neun Kilo mehr. Frühstückszerealien verfügen leider noch immer über ein - zu unrecht - gesundes Image. Man glaubt etwas Gesundes zu essen, aber dem ist nicht so, denn der Zuckeranteil ist meist erschreckend hoch. Achten Sie deshalb darauf, dass die ersten drei Zutaten bei den Nährstoffangaben aus 100 Prozent vollem Getreide, Hafer oder Kleie bestehen.

Leckereien besser in den Schrank
Studienteilnehmer mit einem gesunden Gewicht hatten ihre Küche anders eingerichtet als die übergewichtigen Personen. Wer ein normales Gewicht hatte, bei dem fanden sich auch gesündere Produkte auf der Küchenanrichte. Außerdem kauften diese Teilnehmer häufiger kleinere Packungen und deponierten Snacks und Süßigkeiten öfter außer Sicht, zum Beispiel im Schrank oder in einer Schublade.
Die Ergebnisse der beiden Studien legen daher nahe, dass Patienten bei einer Diätberatung auch empfohlen werden sollte, nur Obst in Sichtweite aufzustellen und keine Süßigkeiten, Gebäck oder süße Getränke. Auch wenn es keinen direkten Beweis dafür gibt, dass man von kalorienreichen Leckereien in Griffnähe zunimmt, raten die Experten bewusster darauf zu achten, was man so in der Küche ins Sichtfeld rückt. »Du isst, was Du siehst. Wir haben ein Sprichwort in unserem Labor: Wenn Du schlank sein willst, tu das, was schlanke Menschen tun«, rät Brian Wansink von der Cornell-Universität in Ithaca. »Es kann nicht schaden, nur eine Obstschale im Blick zu haben und alle anderen Verführungen zu verstecken.«

Vor 40 Jahren war es leichter schlank zu bleiben
Erwachsene, die in den 70er Jahren aufgewachsen sind, konnten mehr essen und weniger Sport treiben, ohne dass sie wesentlich an Gewicht zunahmen. Wenn wir heute dieselben Ess- und Sportgewohnheiten praktizieren als vor 40 Jahren, nehmen wir durchschnittlich zehn Prozent mehr zu als die vorige Generation. Diese ungerechte Feststellung haben wir der Tatsache zu verdanken, dass heutzutage viel mehr Faktoren das Gewicht beeinflussen als Ernährung und Bewegung, so die wissenschaftliche Entdeckung.

Zehn Prozent mehr Körpergewicht als die vorige Generation
Eine großangelegte amerikanische Studie untersuchte die Essgewohnheiten von 36.400 Amerikanern zwischen 1971 und 2008 und die körperliche Aktivität von 14.419 Menschen zwischen 1988 und 2006. Heraus kam, dass wir heute zehn Prozent mehr auf die Waage bringen, selbst wenn wir dieselben Ess- und Bewegungsgewohnheiten praktizieren wie vor 40 Jahren. Wie kann das sein?

Andere Faktoren beeinflussen das Gewicht
Die Wissenschaftler argumentieren, dass in den vergangenen Jahren auch andere Faktoren hinzugekommen sind, die die Gewichtszunahme beeinflussen, abgesehen von Ernährung und Bewegung. Sie weisen auf Faktoren hin wie Verunreinigungen, Pestizide und Antibiotika in unserer Nahrung, die allesamt für eine Gewichtszunahme sorgen können.

Veränderungen im Lebensstil können dick machen
Auch ein stressiger Lebensstil führt zu Gewohnheiten, die unser Körpergewicht beeinflussen. Lichteinfluss bis spät in den Abend, mehr Hetze und Stress und abends spät noch essen, weil man vorher nicht dazu kommt. All das kann für extra Kilos sorgen, selbst wenn wir nicht unbedingt mehr essen. Auch die zunehmende Verordnung von Antidepressiva geht mit einer Gewichtszunahme einher. Und eine allgemeine Veränderung der Ernährungsweise, bei der wir mehr Fleisch und künstliche Süßstoffe konsumieren, verändert dann wieder die Zusammenstellung unserer Darmbakterien. Solch eine gestörte Darmflora liefert dann im schlechtesten Fall ebenfalls wieder einige Extrakilos auf Hüfte und Bauch.
Vielleicht sollten wir uns mehr Obst-Gemälde an die Wände hängen. Denn wenn Obst in Sichtweite uns dabei hilft schlank zu bleiben, warum sollen dann nicht auch Bilder helfen? Stillleben mit Obst waren schon bei berühmten Malern wie Paul Cézanne oder August Macke beliebt. Womöglich wurden ihre Werke schon damals als Diätmittel eingesetzt.


Quellen: Kirsikka Kaipainen, PhD et al. Slim by Design: Kitchen Counter Correlates of Obesity. Health Education and Behavior, October 2015 DOI: 10.1177/1090198115610571

Ruth E. Brown, Arya M. Sharma, Chris I. Ardern, Pedi Mirdamadi, Paul Mirdamadi, Jennifer L. Kuk. Secular differences in the association between caloric intake, macronutrient intake, and physical activity with obesity. Obesity Research & Clinical Practice, 2015; DOI: 10.1016/j.orcp.2015.08.007

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