Wer Obst im Blick hat, wiegt weniger (Foto: Erbs55 - pixabay.com) |
Wer eine Obstschale auf
seiner Küchenanrichte stehen hat, ist durchschnittlich schlanker,
sagen Wissenschaftler.
Obst
ist gesund, das weiß jedes Kind. Vor allem, wenn man das Obst isst.
Viele Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe, wenig Kalorien machen
Obst und Gemüse zu einem idealen Lebensmittel. Britische
Wissenschaftler glauben nun, dass das Obst bereits in Sichtweite
unserer Gesundheit dient. Menschen, bei denen eine Obstschale im
Sichtbereich steht, sollen durchschnittlich weniger wiegen als
Menschen, die ständig an der Bonbonniere vorbeilaufen. Und die
Lebensmittel auf Ihrer Küchenanrichte können Ihr Gewicht
vorhersagen, vor allem wenn es sich um Zerealien oder Softdrinks
handelt.
Kücheneinrichtung
beeinflusst Körpergewicht
Für
zwei Studien wurden 210 amerikanische Küchen fotografiert und 500
Beispielhaushalte um eine Inventarisierung ihrer Küchen gebeten. Die
Familien hatten mindestens zwei Kinder unter 18 Jahren. Außerdem
berichteten die Frauen in den Familien über ihre Körpergröße und
ihr Körpergewicht. Dabei ergaben sich Unterschiede beim
Body-Mass-Index (BMI), abhängig von Kücheneinrichtung und
Lebensmitteln, die auf der Küchenanrichte standen.
Zerealien in Sichtweite:
Neun Kilo mehr auf der Waage
Die
Anwesenheit von Obst auf der Küchenanrichte war in beiden Studien
mit einem geringeren Körpergewicht verbunden. Im Durchschnitt wogen
die Frauen in diesen Familien fünf Kilo weniger. Aber waren
Lebensmittel wie Süßigkeiten, Zerealien, Softdrinks und
Trockenfrüchte in Sichtweite, ergaben sich Unterschiede beim Gewicht
von 9,4 bis 14,4 Kilogramm. Vor allem wenn Zerealien gut sichbar in
der Küche standen, wogen die Damen des Hauses durchschnittlich neun
Kilo mehr. Frühstückszerealien verfügen leider noch immer über
ein - zu unrecht - gesundes Image. Man glaubt etwas Gesundes zu
essen, aber dem ist nicht so, denn der Zuckeranteil ist meist
erschreckend hoch. Achten Sie deshalb darauf, dass die ersten drei
Zutaten bei den Nährstoffangaben aus 100 Prozent vollem Getreide,
Hafer oder Kleie bestehen.
Leckereien besser in den
Schrank
Studienteilnehmer
mit einem gesunden Gewicht hatten ihre Küche anders eingerichtet als
die übergewichtigen Personen. Wer ein normales Gewicht hatte, bei
dem fanden sich auch gesündere Produkte auf der Küchenanrichte.
Außerdem kauften diese Teilnehmer häufiger kleinere Packungen und
deponierten Snacks und Süßigkeiten öfter außer Sicht, zum
Beispiel im Schrank oder in einer Schublade.
Die
Ergebnisse der beiden Studien legen daher nahe, dass Patienten bei
einer Diätberatung auch empfohlen werden sollte, nur Obst in
Sichtweite aufzustellen und keine Süßigkeiten, Gebäck oder süße
Getränke. Auch wenn es keinen direkten Beweis dafür gibt, dass man
von kalorienreichen Leckereien in Griffnähe zunimmt, raten die
Experten bewusster darauf zu achten, was man so in der Küche ins
Sichtfeld rückt. »Du isst, was Du siehst. Wir haben ein Sprichwort
in unserem Labor: Wenn Du schlank sein willst, tu das, was schlanke
Menschen tun«, rät Brian Wansink von der Cornell-Universität in
Ithaca. »Es kann nicht schaden, nur eine Obstschale im Blick zu
haben und alle anderen Verführungen zu verstecken.«
Vor 40 Jahren war es
leichter schlank zu bleiben
Erwachsene,
die in den 70er Jahren aufgewachsen sind, konnten mehr essen und
weniger Sport treiben, ohne dass sie wesentlich an Gewicht zunahmen.
Wenn wir heute dieselben Ess- und Sportgewohnheiten praktizieren als
vor 40 Jahren, nehmen wir durchschnittlich zehn Prozent mehr zu als
die vorige Generation. Diese ungerechte Feststellung haben wir der
Tatsache zu verdanken, dass heutzutage viel mehr Faktoren das Gewicht
beeinflussen als Ernährung und Bewegung, so die wissenschaftliche
Entdeckung.
Zehn Prozent mehr
Körpergewicht als die vorige Generation
Eine
großangelegte amerikanische Studie untersuchte die Essgewohnheiten
von 36.400 Amerikanern zwischen 1971 und 2008 und die körperliche
Aktivität von 14.419 Menschen zwischen 1988 und 2006. Heraus kam,
dass wir heute zehn Prozent mehr auf die Waage bringen, selbst wenn
wir dieselben Ess- und Bewegungsgewohnheiten praktizieren wie vor 40
Jahren. Wie kann das sein?
Andere Faktoren
beeinflussen das Gewicht
Die
Wissenschaftler argumentieren, dass in den vergangenen Jahren auch
andere Faktoren hinzugekommen sind, die die Gewichtszunahme
beeinflussen, abgesehen von Ernährung und Bewegung. Sie weisen auf
Faktoren hin wie Verunreinigungen, Pestizide und Antibiotika in
unserer Nahrung, die allesamt für eine Gewichtszunahme sorgen
können.
Veränderungen im
Lebensstil können dick machen
Auch
ein stressiger Lebensstil führt zu Gewohnheiten, die unser
Körpergewicht beeinflussen. Lichteinfluss bis spät in den Abend,
mehr Hetze und Stress und abends spät noch essen, weil man vorher
nicht dazu kommt. All das kann für extra Kilos sorgen, selbst wenn
wir nicht unbedingt mehr essen. Auch die zunehmende Verordnung von
Antidepressiva geht mit einer Gewichtszunahme einher. Und eine
allgemeine Veränderung der Ernährungsweise, bei der wir mehr
Fleisch und künstliche Süßstoffe konsumieren, verändert dann
wieder die Zusammenstellung unserer Darmbakterien. Solch eine
gestörte Darmflora liefert dann im schlechtesten Fall ebenfalls
wieder einige Extrakilos auf Hüfte und Bauch.
Vielleicht
sollten wir uns mehr Obst-Gemälde an die Wände hängen. Denn wenn
Obst in Sichtweite uns dabei hilft schlank zu bleiben, warum sollen
dann nicht auch Bilder helfen? Stillleben mit Obst waren schon bei
berühmten Malern wie Paul Cézanne oder August Macke beliebt.
Womöglich wurden ihre Werke schon damals als Diätmittel eingesetzt.
Quellen:
Kirsikka Kaipainen, PhD et al. Slim by Design: Kitchen Counter
Correlates of Obesity. Health Education and Behavior, October 2015
DOI: 10.1177/1090198115610571
Ruth
E. Brown, Arya M. Sharma, Chris I. Ardern, Pedi Mirdamadi, Paul
Mirdamadi, Jennifer L. Kuk. Secular differences in the association
between caloric intake, macronutrient intake, and physical activity
with obesity. Obesity Research & Clinical Practice, 2015; DOI:
10.1016/j.orcp.2015.08.007
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