Trehalose verhindert Fettansammlungen in der Leber (Foto: whitestorm - fotolia.com) |
Eine
Fettleber könnte durch einen natürlichen Zucker behandelt werden.
Trehalose lässt bei den Leberzellen überschüssiges Fett schmelzen.
Die
nicht-alkoholische Fettlebererkrankung betrifft etwa 30 von 100
Menschen. Als Hauptursache gilt Übergewicht und Fettleibigkeit, doch
auch Medikamente, Gifte oder eine Mangelernährung können eine
Fettleber auslösen. Bislang gibt es kein Heilmittel und keine
medikamentöse Therapie für die Erkrankung, allerdings kann
Gewichtsverlust den Fettaufbau in den Leberzellen reduzieren.
Trehalose
blockierte Fettleber bei Mäusen
Eine
neue Studie an Mäusen zeigt, dass der natürliche Zucker Trehalose
verhindert, dass Fruktose, der als eine der Hauptursachen für eine
Fettleber gilt, in die Leber gelangt. Gleichzeitig löst Trehalose
eine Art »Aufräumaktion« aus, bei der das überschüssige Fett in
den Leberzellen abgebaut wird.
»Im
Allgemeinen bekommt eine Maus, wenn sie mit viel Zucker gefüttert
wird, eine Fettleber«, sagt Haupt-Autor der Studie Brian J. DeBosch,
Kinder-Gastroenterologe an der Washington University School of
Medicine in St. Louis. »Bei Mäusen, die mit viel Fruktose ernährt
wurde, konnte die Zugabe von drei Prozent Trehalose zum Trinkwasser,
die Entwicklung einer Fettleber komplett blockieren. Diese Mäuse
hatten außerdem ein geringeres Körpergewicht am Ende der Studie und
niedrigere Blutwerte von Cholesterin, gesättigten Fettsäuren und
Triglyceriden.«
Fruktose
strapaziert die Leber
Wissenschaftliche
Beweise deuten an, dass sich die nicht-alkoholische
Fettlebererkrankung entwickelt, wenn die Leber durch die Verarbeitung
von Nahrungszucker strapaziert wird. Das gilt besonders für
Fruktose, die von Natur aus in Obst vorkommt, aber auch in Form von
stark fruktosehaltigem Maissirup Softdrinks und verarbeiteten
Lebensmitteln zugesetzt wird. Letztlich speichert der Körper
Fruktose in der Leber als Fettsäuren, den Triglyceriden. In schweren
Fällen der Erkrankung kann das Fett ein derart schädliches Niveau
erreichen, dass eventuell eine Lebertransplantation notwendig wird.
Trehalose
muss weiter erforscht werden
Trehalose
ist ein natürlicher Zucker aus Pflanzen und Insekten und besteht aus
zwei verbundenen Glukosemolekülen. Obwohl Trehalose in Amerika für
den menschlichen Verzehr zugelassen ist, warnt DeBosch, dass mehr
Forschungen nötig sind, bevor Trehalose an Menschen mit Fettleber
getestet werden kann.
»Ich
kann es meinen Patienten zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht
empfehlen«, sagt DeBosch, der Patienten am Kinderkrankenhaus in St.
Louis behandelt. »Wir wissen, dass Mäuse, die Trinkwasser mit drei
Prozent Trehalose erhielten, Gewicht verloren haben und wir vermuten,
dass der Gewichtsverlust durch Fettverlust verursacht wurde, aber wir
können nicht sicher sein, dass das der einzige Effekt ist. Wir
brauchen mehr Studien, um sicher zu gehen, dass Patienten keine
Knochen- oder Muskelmasse verlieren.«
Produkte
mit zugefügter Fruktose meiden
In
der Zwischenzeit rät DeBosch seinen Patienten, Nahrungsmittel mit
zugefügter Fruktose zu meiden, besonders zuckerhaltige Getränke.
Die Rolle von Nahrungszucker bei der Fettlebererkrankung steht im
Zusammenhang mit Krankheiten wie Fettleibigkeit, Insulinresistenz und
Bluthochdruck, alles Marker für ein metabolisches Syndrom. So
scheint es dem gesunden Menschenverstand zu widersprechen, eine
Krankheit, die zumindest teilweise durch Zuckerkonsum verursacht
wird, mit mehr Zucker zu behandeln. Aber die Wirkung von Trehalose
auf den Fruktose-Transport in die Leber, gibt einige Hinweise, wie es
funktioniert.
Trehalose
bei Nervenerkrankungen
In
früheren Forschungen haben DeBosch und seine Kollegen gezeigt, dass
ein Protein auf der Oberfläche der Leberzellen namens GLUT8
notwendig ist, um bei Mäusen eine Fettleber zu entwickeln. »Wir
wussten, dass GLUT8 große Mengen Fruktose in die Leberzellen
befördert«, sagt DeBosch. »Also suchten wir nach Dingen, die das
GLUT8 blockieren. Wir wollten Trehalose untersuchen, weil er schon
bei Modellen von neurodegenerativen Krankheiten wie der
Prionkrankheit oder der amyotrophen Lateralsklerose (ALS) erforscht
wurde. Bei Mäusen scheint Trehalose die Gehirnzellen dazu zu
bringen, abnormale Proteine zu verschlingen, die sich bei diesen
Nervenkrankheiten ansammeln. Wir wollten gerne wissen, ob Trehalose
Ähnliches bei den Fettansammlungen in der Leber tun kann.«
Trehalose
löst »Hausputz« in den Zellen aus
DeBosch
und seine Kollegen zeigten, dass Trehalose den Energietransport des
Zuckers in die Leberzellen blockiert und die Zellen sich so verhalten
wie »hungernde« Zellen. Befindet sich eine Zelle im Hungerzustand,
kann sie einen Prozess namens Autophagie oder »sich selbst fressen«
auslösen und beginnt dann das Fett zu verzehren, dass bereits in der
Zelle gespeichert ist. Doch dieser Prozess ist nicht spezifisch für
Fett und kann auch Proteine, Zucker oder Abfallstoffe betreffen.
»Wir
scheinen den Hunger-Signalweg der Leber mit diesem natürlichen
Zucker zu überfallen«, sagt DeBosch. »Wir denken, dass Autophagie
ausgelöst wird, wenn die Zelle durch zu viel Fett oder
Proteinansammlungen gestresst wird. Die Zelle schaltet die
Selbstverdauung als Antwort auf diesen Stress ein oder wegen eines
Energiemangels und beginnt Sachen zu verschlingen. Es ist wie eine
Art Hausputz.«
Potenzial
zur Bekämpfung verschiedener Krankheiten
DeBosch
erwartet, dass andere Forscher sich ebenfalls für Trehalose
interessieren werden, um zu verstehen, wie dieser Zucker die
Signalwege beeinflusst. DeBosch glaubt weiterhin, dass das Potenzial
dieser Behandlungsstrategie über die Behandlung neurodegenerativer
und Stoffwechselkrankheiten hinausgeht. »Autophagie spielt bei
vielen Prozessen im Körper eine Rolle, von gesunder Entwicklung über
Krebsentstehung bis zu Autoimmunerkrankungen«, erklärt DeBosch.
»Die Hoffnung ist, dass durch die Erforschung dieses
»Nahrungsergänzungsmittels«, wir die wichtigen zellulären
Wirkungen aufdecken können, um Krankheiten zu stoppen oder
umzukehren.«
Quelle:
DeBosch BJ, Heitmeier M, Mayer AL, Higgins CB, Crowley J, Kraft T,
Chi M, Newberry E, Chen Z, Finck BN, Davidson NO, Yarasheski KE, Hruz
PW, Moley KH. Trehalose inhibits solute carrier 2A (SLC2A) proteins
to induce autophagy and prevent hepatic steatosis. Sci. Signal. 23
Feb 2016: Vol. 9, Issue 416, pp. ra21, doi: 10.1126/scisignal.aac5472
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