Omeprazol kann auf Dauer Magnesiummangel verursachen (Foto: By Siufaiho (talk).Siufaiho at en.wikipedia [Public domain], from Wikimedia Commons) |
Magensäurehemmer können bei längerem Gebrauch einen bedrohlichen Magnesiummangel verursachen. Der Ballaststoff Inulin kann vorbeugen.
Protonenpumpenhemmer wie Omeprazol
gehören neben Cholesterinsenkern zu den meist verordneten
Medikamenten in Deutschland. Millionen Menschen nehmen sie jahrelang
täglich ein, um die Bildung von Magensäure zu hemmen. Das kann
notwendig sein bei Geschwüren im Magen-Darm-Trakt und beim Rückfluss
von Magensäure in die Speiseröhre (Refluxkrankheit). Inzwischen
sind niedrig dosierte Magensäurehemmer sogar nicht mehr
rezeptpflichtig. Doch der Dauergebrauch kann zu Problemen führen.
Vitamine und Mineralstoffe werden nicht mehr so gut im Magen
aufgenommen und bei einem Teil der Anwender kommt es zu einem ernsten
Magnesiummangel. Diese Unterversorgung führt zu sehr schmerzhaften
Muskelkrämpfen oder sogar Herzrhythmusstörungen. Niederländische
Wissenschaftler fanden nun heraus, dass die Verabreichung des
Ballaststoffs Inulin diesem Mangel vorbeugen kann.
Magnesium
lebenswichtig für Muskeln, Nerven, Knochen
Magnesium
ist lebensnotwendig für unseren Körper. Der Mineralstoff spielt
eine Rolle beim Anspannen der Muskeln, für eine gute Funktion der
Nerven und sorgt - zusammen mit Vitamin D und Kalzium - auch für
stabile Knochen. Darm, Nieren und Knochen regeln die Konzentration
von Magnesium im Blut. Da Nahrung die einzige Quelle für
Mineralstoffe darstellt, ist die Aufnahme im Darm essenziell für den
Magnesiumhaushalt. Die Wissenschaftler vom Raboudumc Nimwegen
entdeckten bei Forschungen an Mäusen, dass der Ionenkanal TRPM6
dabei eine wichtige Rolle spielt. Über diesen Kanal gelangt das
Magnesium in die Darmzellen und wird ins Blut transportiert. Die
Wissenschaftler stellten fest, dass der Säureblocker Omeprazol den
Transport des Magnesiums über diesen Ionenkanal TRPM6 hemmt.
Jährlich landen einige Langzeitanwender dieses Magensäureblockers
im Krankenhaus mit Muskelkrämpfen und Herzrhythmusstörungen,
verursacht durch einen Magnesiummangel.
Mangel
frühzeitig erkennen und Schäden vorbeugen
Mark
Hess untersuchte deshalb auch den Magnesiummangel durch
Protonenpumpenhemmer bei Patienten. In einer Studie mit 200 Anwendern
von Magensäureblockern hatten 13 Prozent einen Magnesiummangel mit
Beschwerden wie Muskelkrämpfe und Erschöpfung. Hess: »In den
Niederlanden benutzen schätzungsweise drei Millionen Menschen
langfristig Magensäureblocker, also kämpfen möglicherweise
tausende von Menschen mit Magnesiummangel. Das Problem bei einem
Magnesiummangel ist, dass er lange keine Beschwerden macht und
deshalb werden die Säureblocker im Dauergebrauch angewendet.«
Außerdem wird der Magnesiumspiegel bei einer Blutuntersuchung nicht
standardmäßig gemessen. Dennoch ist es wichtig, eine
Unterversorgung frühzeitig zu entdecken, denn ein Magnesiummangel
spielt zum Beispiel auch eine wichtige Rolle bei der Entstehung von
Diabetes.
Ballaststoff
Inulin sorgt für bessere Aufnahme
Mark
Hess untersuchte weiterhin eine mögliche Behandlung für Patienten
mit einem gestörten Mineralhaushalt durch die Anwendung von
Omeprazol. In einer Studie mit Mäusen zeigte er, dass der
Ballaststoff Inulin, der unter anderem in Chicorée vorkommt, den
Säuregrad im Darm senkt, wodurch das Magnesium besser aufgenommen
werden kann. Er untersuchte die Wirkung von Inulin bei zehn Patienten
mit einem Magnesiummangel. Sie nahmen die Ballaststoffe gleichzeitig
mit der Nahrung, zum Beispiel Joghurt, ein. Bei den Patienten sorgte
eine zweiwöchige Anwendung des Ballaststoffes Inulin für eine
Wiederherstellung des Magnesiumspiegels im Blut, obwohl die Patienten
weiterhin ihre Magensäureblocker einnahmen. Die Patienten gaben an,
unter weniger Beschwerden wie Erschöpfung und Muskelkrämpfen zu
leiden. In der Zukunft könnte Inulin bei einer größeren
Patientengruppe getestet werden. Mark Hess: »Die Patienten, die an
der Studie teilgenommen haben, benutzen noch immer den Ballaststoff
Inulin.«
Protonenpumpenhemmer
- die Risiken bei Langzeitanwendung
Alle
Magensäureblocker können in Kombination mit anderen Medikamenten
Wechselwirkungen hervorrufen. Die Wirkung von Epilepsiemedikamenten
und von einigen Schlafmitteln kann verstärkt werden. Andere
Wirkstoffe wie Clopidogrel, der die Blutgerinnung hemmt oder
innerlich angewendete Pilzmedikamente sowie Schilddrüsenhormone
werden dagegen in ihrer Wirkung beeinträchtigt. Die dauerhaft
unterdrückte Säureproduktion kann - vor allem bei Senioren - die
Kalziumaufnahme behindern und die Knochen schädigen. Durch die
Hemmung der Magensäure werden auch Infektionen mit Bakterien, die
schwere Durchfallerkrankungen auslösen, begünstigt. Eindringende
Bakterien werden normalerweise durch die Magensäure bereits
abgetötet und können nun ungehindert den Darm erreichen. Generell
besiedeln bei langfristiger Einnahme der Magensäureblocker mehr
Bakterien Magen und Speiseröhre. Von dort können sie auch leichter
in die Lunge eindringen und Lungenentzündungen auslösen, wie
niederländische Forschungen ergaben. Ausreichende Magensäure ist
auch wichtig für die Blutbildung, sonst können Vitamin B12 und
Eisen nicht richtig aus der Nahrung aufgenommen werden.
Ballaststoff
Inulin - was er kann
Der
Ballaststoff Inulin kann die Aufnahme von Magnesium und Kalzium im
Körper erhöhen. Er wirkt präbiotisch, denn er sorgt für eine
gesunde Darmflora, in dem er die guten Darmbakterien wie Lakto- und
Bifidobakterien fördert und die unerwünschten Keime reduziert. Die
Abbauprodukte, die die guten Bakterien nach der Aufnahme von Inulin
produzieren, wirken sogar entgiftend auf den Darm und beugen
Darmkrebs vor.
Inulin
wird auch in Diabetikerprodukten als Stärke-Ersatz verwendet, denn
Inulin verursacht keine Insulinausschüttung. Auch die Trigylceride,
ein Teil der Blutfette, die sich ungünstig auf die Blutgefäße
auswirken können, steigen nach dem Verzehr von Inulin nicht an.
Inulin hat wenig Kalorien - nur 1,5 Kalorien pro Gramm - und ist vor
allem in Chicorée, Knoblauch, Bananen, Zwiebeln, Getreide,
Topinambur, Artischocken und Spargel vorhanden. Inzwischen gibt es
das pflanzliche Inulin auch als Nahrungsergänzung in Pulver- oder
Kapselform. Das Pulver schmeckt leicht süß und kann gut in
Milchprodukte und Getränke eingerührt werden. Nur wer unter einer
Fruktoseintoleranz leidet, muss das Polysaccharid Inulin meiden, denn
der Ballaststoff ist aus Fruktoseeinheiten zusammengesetzt.
Quelle:
Hess, M.W. Shifting electrolytes in Proton Pump Inhibitor
(PPI)-Induced Hypomagnesemia. Radboud Universiteit Nijmegen 2015.
http://hdl.handle.net/2066/147490
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