Nikotin-Rückstände auf Oberflächen sind schädlicher als bisher angenommen (Foto: blizniak - pixabay.com) |
Nicht nur aktives und passives Rauchen ist ungesund, sondern auch
die Rückstände, die sich auf Oberflächen und Kleidung ansammeln
schädigen die Zellen.
Wir wissen schon lange, dass Rauchen
und Passivrauchen schädlich sind für unsere Gesundheit, doch die
Auswirkungen des Rauchens gehen noch viel weiter. Aus aktuellen
Forschungen geht zum ersten Mal hervor, dass der »Thirdhand Smoke«,
also die Rückstände des Zigarettenrauches, die sich auf Oberflächen
ansammeln, die Erbanlagen in den menschlichen Zellen schädigt. Die
giftigen Überbleibsel des Nikotingenusses haften besonders gut auf
Stoffoberflächen. Außerdem sollen diese Reste sogar mit der Zeit
noch schädlicher werden, in dem sie giftige chemische Verbindungen
bilden.
Wie giftig ist
der Rückstandsrauch?
»Bis
jetzt gab es wenig Klarheit über die Giftigkeit der Substanzen im
Drittehandrauch, vor allem weil er weniger chemische Substanzen
enthält als Passivrauch. Das ist die erste Studie, die zeigt, dass
auch Drittehandrauchen die DNA schädigen kann«, berichtet
Co-Autorin Lara Gundel von der Universität von Kalifornien. Für
ihre Untersuchungen platzierten die Wissenschaftler Papierstreifen in
Raucherzimmern. Ein Teil der Streifen wurde kurzzeitig
Zigarettenrauch ausgesetzt: fünf Zigaretten in zwanzig Minuten. Die
restlichen Streifen blieben 196 Tage lang für etwa 258 Stunden im
Zigarettenrauch liegen. Während dieser Zeit wurde dieses Zimmer
ungefähr 35 Stunden gelüftet.
Rasche
Veränderung der Zellen nach Rauch-Kontakt
Es
wurde festgestellt, dass die Konzentrationen von mehr als der Hälfte
der analysierten Substanzen in den Streifen höher war, die lange im
Raucherzimmer gelegen hatten. Die Wissenschaftler fanden dabei auch
mehr DNA-Schäden am Versuchsgewebe, die letztendlich zur Entstehung
von Krebs führen können. Es war sogar innerhalb der ersten Stunde
nach dem Rauchkontakt eine Veränderung von 0,4 Prozent an
menschlichen Zellen festzustellen. Nach drei Stunden verdreifachte
sich diese Menge.
Nikotin bildet
mit anderen Substanzen Nitrosamine
»Angesichts
der schnellen Ablagerung und des langandauernden Verbleibs von
Nikotin auf Stoffen und der menschlichen Haut, ist Rückstandsrauch
ein großes Gesundheitsrisiko«, sagt Studienleiter Mohamad Sleiman
über die Ergebnisse. »Der Rauch gelangt in den Körper über die
Haut, das Einatmen von Staub und durch Nahrungsaufnahme«, erklärt
er. Nikotin, der sich absetzt, kann mit Ozon und salpetriger Säure -
beides verbreitete Luftverschmutzer - gefährliche Verbindungen wie
Nitrosamine bilden. Und es gibt noch mindestens 250 weitere
Substanzen, die als besonders giftig und krebserregend gelten:
Kohlenmonoxid, Cyanid-Verbindungen, Butan, Arsen, Blei, Chrom,
Kadmium gehören in diese Kategorie.
Nitrosamine
haften an verschiedenen Oberflächen
»Bestimmte
tabakspezifische Nitrosamine im Drittehandrauch gehören zu den
krebserregendsten Substanzen, die es gibt«, warnt Dr. Gundel. »Sie
kleben an verschiedenen Oberflächen. Wenn es sich dabei um Kleidung
oder Teppiche handelt, ist die Gefahr vor allem für Kinder sehr
ernst, weil sie noch viel auf dem Boden herumkriechen«, warnt sie
weiter. Schon 2011 stellte die Universität Heidelberg in einer
Studie
fest, dass Kinder aus Raucherhaushalten ein erhöhtes Risiko für
Bluthochdruck haben. Das Passivrauchen ließ bei den untersuchten
fünf- bis sechsjährigen Kindern das Risiko einen Bluthochdruck zu
entwickeln um 21 Prozent steigen. Vor allem kritisch sei demnach,
wenn die Mütter rauchen. Sie greifen eher zu Hause zur Zigarette,
während die Väter mehr am Arbeitsplatz rauchen. Im Urin von
»mitrauchenden« Kleinkindern sind sechsmal so hohe Konzentrationen
an schädigenden Substanzen zu finden als bei Kindern, die rauchfrei
aufwachsen. Auch Entwicklungsstörungen und Lernschwächen sind
häufiger bei Kindern von Rauchern zu finden.
Rauchablagerungen
kaum zu entfernen
Zudem
ist es sehr schwierig, den Drittehandrauch loszuwerden. So ergaben
frühere Studien, dass die Rauchteilchen noch zwei Monate nach dem
Umzug eines Rauchers immer noch zu finden sind im Staub und auf den
Oberflächen innerhalb des Hauses. Normale Putzmethoden wie
Staubsaugen, kehren und Lüften sind nicht effektiv genug, um die
Anzahl der Rauchteilchen zu senken.
»Man
kann zwar etwas gegen den Geruch tun, aber es ist schwierig, den
Rauch komplett loszuwerden. Das Beste ist, Materialien auszutauschen,
zum Beispiel einen neuen Teppich zu verlegen und die Wände zu
streichen«, lautet die Empfehlung.
Auch Haustiere
erkranken schneller
Nicht
nur Menschen leiden unter den Ablagerungen des Rauchens. Hunde und
Katzen atmen die krebserregenden Substanzen ebenso ein wie der
Mensch. Außerdem nehmen unsere vierbeinigen Hausgenossen die
giftigen Ablagerungen des Nikotins auf, wenn sie ihr Fell lecken.
Hunde aus einem Raucherhaushalt haben ein doppelt so hohes Risiko für
Nasen- und Lungenkrebs. Besonders Rassen mit einer langen Schnauze
wie Windhunde erkranken eher an Nasenkrebs. Katzen haben ein doppelt
so hohes Risiko für ein Katzenlymphom, ein Krebs, der das Blut und
das Immunsystem der Tiere befällt. Und auch wenn die Haustiere nicht
an Krebs erkranken, so haben Studien gezeigt, dass die Vierbeiner
durch das Passivrauchen schneller Asthma oder Bronchitis entwickeln.
Quelle:
Bo Hang, Altaf H. Sarker, Christopher Havel, Saikat Saha, Tapas K.
Hazra, Suzaynn Schick, Peyton Jacob III, Virender K. Rehan, Ahmed
Chenna, Divya Sharan, Mohamad Sleiman, Hugo Destaillats, and Lara A.
Gundel Thirdhand smoke causes DNA damage in human cells. Mutagenesis
(2013) 28 (4): 381-391, doi:10.1093/mutage/get013
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