Wer am Tag zu viel schläft, kann Stoffwechsel- störungen bekommen (Foto: tatlin - pixabay.com) |
Wer am Tag übermäßig müde ist und ausgedehnte Nickerchen
macht, hat ein höheres Risiko ein metabolisches Syndrom zu
entwickeln.
Tagsüber unter Müdigkeit zu
leiden, kennt jeder von uns. Nach einer durchgefeierten Nacht ist das
auch zu erwarten und völlig normal. Doch wer tagsüber ständig
unter extremer Müdigkeit leidet und das durch ausgedehnte Nickerchen
kompensieren möchte, riskiert, an einem metabolischen Syndrom zu
erkranken.
Ein Nickerchen von mehr als 40
Minuten ist gefährlich
Besonders
wer tagsüber länger als 40 Minuten schläft, erhöht deutlich das
Risiko ein metabolisches Syndrom zu entwickeln. Zum metabolischen
Syndrom gehört eine Gruppe von Stoffwechselstörungen wie
Bluthochdruck, zu hohes Cholesterin, übermäßiges Bauchfett und
hohe Blutzuckerwerte, die allesamt das Risiko für
Herz-Kreislauf-Erkrankungen ansteigen lassen. Und wer ständig am
Tage übermüdet ist, fördert solche Stoffwechselstörungen, sagen
neue Studien.
Tagschlaf und Tagesmüdigkeit
fördern Herzkrankheiten und Diabetes
»Ein
Nickerchen zu machen, ist auf der ganzen Welt weit verbreitet«, sagt
Dr. Tomohide Yamada, Diabetologe an der Universität von Tokyo und
Hauptautor der Studie. »Die Klärung des Zusammenhangs zwischen
Tagschlaf und metabolischem Syndrom könnte neue
Behandlungsstrategien bieten, besonders weil Stoffwechselkrankheiten
weltweit stetig zunehmen.« Yamada und seine Kollegen stellten schon
in früheren Studien fest, dass ausgedehnter Tagschlaf und
Tagesschläfrigkeit die Häufigkeit für Herzkrankheiten und Typ
2-Diabetes ansteigen lassen. Die aktuelle Studie ist die größte
ihrer Art mit Daten aus unterschiedlichen Ländern.
90 Minuten Tagschlaf verdoppeln das
Risiko für Stoffwechselprobleme
Die
Studienteilnehmer berichteten über ihre Tagesmüdigkeit anhand von
Fragen wie »Haben Sie ein Problem mit Schläfrigkeit am Tag«, und
über ihre Tagschlaf-Gewohnheiten mit Fragen wie »Machen Sie
tagsüber ein Nickerchen« oder »Schlafen Sie während des Tages«.
Die Wissenschaftler verglichen die Antworten mit der
Krankheitsgeschichte bezüglich metabolischem Syndrom, Typ 2-Diabetes
und Übergewicht.
Die
Ergebnisse zeigten eine J-förmige Beziehung zwischen Tagschlaf-Dauer
und metabolischem Syndrom. Menschen, die weniger als 40 Minuten am
Tag schliefen, zeigten kein erhöhtes Risiko für
Stoffwechselprobleme, aber bei mehr als 40 Minuten stieg das Risiko
stark an. Ein Nickerchen von 90 Minuten erhöhte das Risiko für ein
metabolisches Syndrom genauso stark wie übermäßige Tagesmüdigkeit,
nämlich 50 Prozent. Interessanterweise sank das Risiko für ein
metabolisches Syndrom leicht bei denen, die weniger als 30 Minuten am
Tag schliefen.
Mehr als eine Stunde Schlaf am Tag
schadet der Gesundheit
Wie
schon in früheren Untersuchungen berichtet, führt mehr als eine
Stunde Tagschlaf oder starke Tagesmüdigkeit zu einer 50-prozentigen
Zunahme von Typ 2-Diabetes. Die Studie zeigte keinen Zusammenhang
zwischen Tagschlafdauer und Übergewicht, trotz der engen
Verbindungen zwischen Übergewicht, Diabetes und metabolischem
Syndrom. Eine frühere Studie aus dem Jahr 2015 von Yamada und seinen
Kollegen, sah einen Zusammenhang zwischen mehr als 60 Minuten
Tagschlaf und einem 82 Prozent erhöhten Risiko für
Herz-Kreislauf-Krankheiten sowie einem 27 Prozent erhöhten
allgemeinen Sterberisiko. Das Team präsentierte außerdem auf einem
Diabetes-Kongress im September 2015 Daten, die ein um 56 Prozent
erhöhtes Diabetesrisiko zeigen, wenn Menschen unter starker
Tagesmüdigkeit leiden und ein um 46 Prozent erhöhtes Risiko, wenn
sie tagsüber mehr als eine Stunde schlafen.
Kleine Schlafpausen von 20 bis 30
Minuten empfehlenswert
Interessanterweise
zeigen alle drei Studien einen leichten Rückgang des Risikos, wenn
Menschen weniger als eine halbe Stunde am Tag schlafen, doch Yamada
benötigt mehr Studien, um dieses Ergebnis zu bestätigen. Die
»National Sleep Foundation« befürwortet kleine Schlafpausen von 20
bis 30 Minuten, um die Aufmerksamkeit zu verbessern, ohne dass der
Schläfer sich nachher benommen fühlt.
»Schlaf
ist eine wichtige Komponente eines gesunden Lebensstils, genauso wie
Bewegung und Ernährung«, sagt Yamada. »Kurze Nickerchen können
gesundheitsfördernd sein, obwohl wir bis jetzt noch nicht wissen,
wie stark der Effekt ist und welcher Mechanismus dahinter steckt.«
Weitere Untersuchungen von
Tagschlaf und Tagesmüdigkeit nötig
Dennoch
zeigen die Ergebnisse die Notwendigkeit für mehr Forschung, wie
Schlafgewohnheiten das metabolische Syndrom und
Herz-Kreislauf-Erkrankungen beeinflussen. Insgesamt sagen Experten,
dass jeder dritte Amerikaner nicht genügend Schlaf bekommt.
Zukünftige Forschungen sollen darauf abzielen, die möglichen
Gesundheitsvorteile von kurzen Nickerchen für das Herz zu
identifizieren. Genauso muss untersucht werden, wie lange Nickerchen,
Tagesmüdigkeit und metabolisches Syndrom sich gegenseitig
beeinflussen und ob Mediziner die Tagschlaf-Gewohnheiten eines
Patienten als Vorhersage für andere Gesundheitsprobleme nutzen
können. Obwohl die Studie Daten von mehr als 300.000 Teilnehmern
erfasste, könnte sie für die Weltbevölkerung nicht repräsentativ
sein, denn die Daten basierten auf selbst mitgeteilten Schlafzeiten
und nicht auf objektiven Messungen eines Schlaflabors.
Quelle:
Daytime Napping, Daytime Sleepiness and the Risk of Metabolic
Diseases: Dose-Response Meta-Analysis Using Restricted Cubic Spline
Model. Tomohide Yamada, Shojima Nobuhiro, Kadowaki Takashi, Journal
of the American College of Cardiology,
Volume 67, Issue 13, Page 1951, doi:
10.1016/S0735-1097(16)31952-0
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