Vanillejoghurt macht glücklich (Foto: kaboompics - pixabay.com) |
Nahrungsmittel, die mal mehr, mal weniger köstlich sind als wir
erwarten, können unsere Stimmung verändern.
Geschmack ist äußerst individuell.
Was der eine liebt und täglich essen kann, löst bei dem anderen nur
ein angeekeltes Naserümpfen aus. Und wir alle wissen, wie das ist,
wenn man einen Bissen nimmt, einen bestimmten Geschmack erwartet und
die Zunge dann etwas vollkommen anderes wahrnimmt. Das kann eine
genussvolle oder ekelerregende Erfahrung sein. Neue Forschungen
enthüllen nun, dass Vanille-Joghurt uns tatsächlich glücklich
machen kann. Menschen empfinden nach dem Essen dieses Milchproduktes
mehr positive Gefühle.
Gefühle werden projiziert
Welchen
Einfluss hat das Essen von Joghurt auf unsere Gefühle? Diese Frage
stand zentral für die Wissenschaftler der Universität Wageningen in
den Niederlanden sowie Kollegen aus Österreich und Finnland. Für
diese Frage untersuchten sie drei Gruppen mit jeweils 24 Menschen,
die auf Fotos mit unterschiedlichen Gesichtsausdrücken reagieren
sollten. Die Teilnehmer wurden gefragt, wie die abgebildeten Personen
auf sie wirkten. Die Beurteilung erfolgte anhand von sechs positiven
und sechs negativen Persönlichkeitsmerkmalen, beispielsweise nett,
vertrauenswürdig oder angespannt. Die Idee hinter dieser Methode
ist, dass Menschen ihre eigenen Gefühle auf andere projizieren, so
dass ihre Beurteilung in Wahrheit auch ihren eigenen Gemütszustand
widerspiegelt.
Vanille reduziert Agressionen
Der
Test wurde jeweils nach dem Essen verschiedener Sorten Joghurt
wiederholt. Nach dem Essen von Vanille-Joghurt gaben die Teilnehmer
die positivsten Antworten und beurteilten die Wissenschaftler ihre
Antworten auch am meisten positiv. Das bestätigt frühere
Forschungsergebnisse, die feststellten, dass ein unaufdringlicher
Vanilleduft an Orten wie Warteräumen in Kliniken Aggressionen
reduziert und zwischenmenschliche Beziehungen fördert. Positiv
wirkte sich ebenfalls das Essen von Joghurt mit einem geringeren
Fettgehalt aus: Die Teilnehmer fühlten sich danach stärker und
hatten positive Gefühle, aber die Wirkung war erheblich schwächer
als beim Vanille-Joghurt. Verschiedene Fruchtjoghurts wie Erdbeere
oder Ananas beeinflussten die emotionalen Reaktionen der Teilnehmer
nicht.
Einsicht in die Kaufentscheidung
Durch
die Anpassung der oben genannte Methode ist es möglich, um bestimmte
Informationen vor der Markteinführung eines Produktes zu sammeln,
die mit einem klassischen Geschmackstest nicht ans Licht kommen
würden. Zusätzlich bringt es Einsicht darüber, wie Menschen
unbewusst auf ein Produkt reagieren. Diese Art von Information kann
für Hersteller sehr wertvoll sein, denn vieles was wir beim
Einkaufen auswählen, geschieht unbewusst. Bisher wurden Produkte mit
Hilfe von expliziten Methoden getestet: Man fragte die Teilnehmer
direkt nach ihren Gefühlen. Im Gegensatz dazu ist die neue Methode
indirekt und deshalb nicht durch bewusste Gedanken kontrollierbar.
Entschlüsselung komplexer Faktoren
»Wir
suchten nach einer stichhaltigen, schnellen, nicht zu teuren und
zeitaufwendigen Methode, um die durch Nahrung hervorgerufenen
Gefühls- und Stimmungsänderungen zu messen«, sagt Studienleiterin
Dr. Jozina Mojet von der Universität Wageningen. »Ich glaube sehr,
dass Sinnes- und Verbraucherforschung in ökologisch adäquater Weise
betrieben werden sollte. Diese Art von indirekter Methode kann die
komplexen Interaktionen zwischen den unterschiedlichen Faktoren, bei
denen individuelle Erinnerungen und Erwartungen eine Rolle spielen,
entschlüsseln und die Meinung der Testperson wiedergeben.«
Quelle:
Jozina Mojet, Klaus Dürrschmid, Lukas Danner, Max Jöchl,
Raija-Liisa Heiniö, Nancy Holthuysen and Egon Köster. Are implicit
emotion measurements evoked by food unrelated to liking?, doi:
10.1016/j.foodres.2015.06.031
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