Ab 70 schaden viele Kohlenhydrate dem Gedächtnis (Foto: keem1201 - pixabay.com) |
Ältere Menschen ab 70, die
viele Kohlenhydrate oder Zucker essen, haben ein vierfach erhöhtes
Risiko für Probleme mit dem Gedächtnis und der Denkfähigkeit.
Diese Probleme, Mild Cognitive Impairment (MCI) genannt, können ein
Vorstadium einer Alzheimererkrankung sein. Das beweisen Forschungen
der amerikanischen Mayo Clinic in Rochester (Minnesota).
Die Wissenschaftler der Mayo Clinic untersuchten 1230 Menschen
zwischen 70 und 89 Jahren, die über ihre Essensgewohnheiten im
vorangegangenen Jahr Auskunft gaben. Ein Team von Ärzten,
Pflegepersonal und Neuropsychologen bestimmte die kognitiven
Funktionen der Teilnehmer.
MCI rechtzeitig stoppen
Nur die 940 Probanden, die keinerlei Anzeichen von MCI zeigten,
wurden regelmäßig weiter untersucht. Im vierten Studienjahr
entwickelten 200 von diesen 940 Personen MCI. Sie zeigten mehr
Probleme mit dem Gedächtnis, der Sprache, der Denk- und
Urteilsfähigkeit als normalerweise üblich beim Alterungsprozess.
»Nicht alle Patienten mit MCI erkranken auch letztendlich an
Alzheimer, aber viele von ihnen«, sagt Studienleiter Rosebud
Roberts, Professor für Epidemiologie. In Amerika sind 5,2 Millionen
Erwachsene von Alzheimer betroffen und die Zahl wird sich
schätzungsweise bis zum Jahr 2050 verdreifachen.
»Die Forschung versucht Wege zu finden, um die Risikofaktoren für
Prädemenz zu senken«, erzählt Roberts. »Wenn wir verhindern
können, dass Menschen MCI bekommen, hoffen wir, dass wir auch die
Entwicklung von Demenz stoppen können. Sobald Patienten das
Demenzstadium erreichen, ist der Prozess unumkehrbar.«
Kohlenhydrate und Zucker nur in Maßen
Die Studienteilnehmer, die zu Beginn der Studie den höchsten
Kohlenhydratkonsum gemeldet hatten, entwickelten fast doppelt so
häufig MCI wie die Personen, die am wenigsten Kohlenhydrate aßen.
Menschen, die viel Zucker verzehrten, zeigten 1,5-mal so oft
MCI-Symptome wie die Teilnehmer, die wenig Zucker konsumierten.
Diejenigen Teilnehmer, die die höchste Menge an Fett in Form von
Nüssen und gesunden Ölen zu sich nahmen, senkten ihr Risiko für
MCI um 42 Prozent. Die Teilnehmer, die die höchste Eiweißmenge
(Geflügel, Fleisch, Fisch) verzehrten, senkten damit ihre Risiko für
MCI immer noch um 21 Prozent.
Die Autoren schreiben, dass ungesättigte Fettsäuren und Proteine
essenziell für das Gehirn sein könnten, um die
Insulinempfindlichkeit, die Struktur der Nervenzellen und die
Funktion der Neurotransmitter zu erhalten.
Ausgewogene Ernährung
»Es ist wichtig, um ausgewogene Mengen an Eiweiß, Kohlenhydraten
und Fett zu verzehren, weil jeder Nährstoff eine wesentliche Rolle
im Körper spielt. Die Aufnahme von vielen Kohlenhydraten kann
nachteilig sein, weil sie den Zucker- und Insulinstoffwechsel
beeinflussen. Aber Zucker ist auch Nahrung fürs Gehirn, also ein
mäßiger Verzehr ist durchaus gut«, sagt Rosebud Roberts.
»Allerdings könnte ein hoher Zuckerkonsum die Zuckeraufnahme im
Gehirn verhindern, ähnlich wie wir es beim Typ-2-Diabetes
beobachten.«
Hohe Glucose-Spiegel beeinflussen die Blutgefäße im Gehirn
Roberts
denkt, dass hohe Glukosespiegel die Blutgefäße im Gehirn
beeinflussen und eine Rolle bei der Entstehung von
Beta-Amyloid-Plaques spielen. Diese Proteine sind Gift für die
Gesundheit des Hirngewebes und finden sich im Hirngewebe von
Alzheimer-Patienten. Forscher wissen nicht genau, was die Krankheit
verursacht, aber vermuten, dass die Anhäufung von Beta-Amyloiden
einen Hauptgrund darstellt.
Bislang
gibt es keine Therapie gegen Alzheimer. Medikamente können nur die
Symptome behandeln. Studienleiter Roberts sagt, dass die Studie
Anlass zur Hoffnung gibt, denn sie zeigt Wege, um das Risiko zu
reduzieren. Wesentlich ist die Ausgewogenheit von Eiweiß,
Kohlenhydraten und Fett in der Ernährung. Die Studienergebnisse
wurden im »Journal
of Alzheimer‘s Disease« veröffentlicht.
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