Donnerstag, 14. Juli 2016

Bestimmte Lebensmittelzusätze schaden der Darmwand


Emulgatoren können die Darmschleimhaut schädigen und so Entzündungen oder das metabolische Syndrom auslösen.


Zwei der fünfzehn am häufigsten verwendeten Emulgatoren können die Zusammensetzung der Darmbakterien verändern und die Darmschleimhaut schädigen, berichtet eine Studie mit Mäusen in »Nature«. Emulgatoren verbinden die öligen und wässrigen Komponenten verarbeiteter Lebensmittel. Als Folge der Veränderungen hatten die Tiere ein größeres Risiko für entzündliche Krankheiten und die Entwicklung eines metabolischen Syndroms, bei dem Körpergewicht, Blutdruck, Blutzucker und Cholesterinwerte zu hoch sind.



Veränderungen bei Labor-Mäusen und gewöhnlichen Mäusen

Amerikanische Forscher der Georgia State Universität verabreichten zwölf Wochen lang Wasser mit den zugesetzten Emulgatoren Carboxymethylcellulose oder Polysorbat 80 an zwei Arten von Mäusen. Die eine Gruppe war anfällig für Entzündungen, die Kontrollgruppe waren Wildtyp-Mäuse. Eine niedrige Konzentration Emulgator, die innerhalb der maximal empfohlenen Menge lag, sorgte bei beiden Maus-Arten für mehr Futteraufnahme, eine Gewichtszunahme von sieben Prozent, Insulinresistenz und einen höheren Blutzuckerspiegel. All diese Merkmale gehören zu einem metabolischen Syndrom. Die entzündungsanfälligen Mäuse verdoppelten darüber hinaus ihr Risiko für Entzündungen des Dickdarms.



Entzündungsprozesse sorgen für mehr Kalorienaufnahme

Bei den mit Emulgatoren gefütterten Mäusen wurde darüber hinaus die Darmschleimhaut um die Hälfte dünner. Die Darmschleimhaut verhindert normalerweise, dass die Darmbakterien mit Immunzellen in Kontakt kommen, was zu Entzündungen führt. Zudem zeigte sich das Mikrobiom - die Gesamtheit der Bakterien - im Darm verändert. Bakterien, die die Darmschleimhaut überwinden können, hatten sich vermehrt, während die Zahl der Bakterien, die entzündungshemmende Substanzen produzieren, sich verringert hatte. Die Ergebnisse zeigen, dass eine niedriggradige Entzündung als Folge der veränderten Darmbakterien die zugrundeliegende Ursache für übermäßiges Essen sein kann.



Zusatzstoffe in Lebensmitteln, Medikamenten und Kosmetika

Carboxymethylcellulose, auch bezeichnet als Carmellose oder E 466, und Polysorbat 80 oder E 433 findet man in Eiscreme, Margarine, Salatdressings, Brot, Kuchen und anderen verarbeiteten Lebensmitteln. Aber auch in Kosmetika wie Mundspülungen und Zahnpasta sowie weiteren medizinischen und pharmazeutischen Anwendungen werden die Zusatzstoffe eingesetzt, beispielsweise für künstliche Tränenflüssigkeit oder als Spray bei Mundtrockenheit.



Emulgatoren schuld am weltweiten Übergewicht?

Die Wissenschaftler wollen weitere emulgierende Lebensmittelzusatzstoffe untersuchen und auch ihren Einfluss auf den Darm prüfen. Möglicherweise müssen die gesetzlichen Vorschriften für den Einsatz dieser Substanzen angepasst werden. Die Autoren vermuten, dass der in den vergangenen 50 Jahren stark zugenommene Konsum an Lebensmitteln mit Emulgatoren mitverantwortlich sein könnte für die gleichzeitig weltweit epidemieartig angestiegene Zahl an Übergewichtigen.

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