Emulgatoren können die Darmschleimhaut schädigen und so
Entzündungen oder das metabolische Syndrom auslösen.
Zwei der fünfzehn am häufigsten
verwendeten Emulgatoren können die Zusammensetzung der Darmbakterien
verändern und die Darmschleimhaut schädigen, berichtet eine Studie
mit Mäusen in »Nature«.
Emulgatoren verbinden die öligen und wässrigen Komponenten
verarbeiteter Lebensmittel. Als Folge der Veränderungen hatten die
Tiere ein größeres Risiko für entzündliche Krankheiten und die
Entwicklung eines metabolischen Syndroms, bei dem Körpergewicht,
Blutdruck, Blutzucker und Cholesterinwerte zu hoch sind.
Veränderungen bei Labor-Mäusen
und gewöhnlichen Mäusen
Amerikanische
Forscher der Georgia State Universität verabreichten zwölf Wochen
lang Wasser mit den zugesetzten Emulgatoren Carboxymethylcellulose
oder Polysorbat 80 an zwei Arten von Mäusen. Die eine Gruppe war
anfällig für Entzündungen, die Kontrollgruppe waren Wildtyp-Mäuse.
Eine niedrige Konzentration Emulgator, die innerhalb der maximal
empfohlenen Menge lag, sorgte bei beiden Maus-Arten für mehr
Futteraufnahme, eine Gewichtszunahme von sieben Prozent,
Insulinresistenz und einen höheren Blutzuckerspiegel. All diese
Merkmale gehören zu einem metabolischen Syndrom. Die
entzündungsanfälligen Mäuse verdoppelten darüber hinaus ihr
Risiko für Entzündungen des Dickdarms.
Entzündungsprozesse sorgen für
mehr Kalorienaufnahme
Bei
den mit Emulgatoren gefütterten Mäusen wurde darüber hinaus die
Darmschleimhaut um die Hälfte dünner. Die Darmschleimhaut
verhindert normalerweise, dass die Darmbakterien mit Immunzellen in
Kontakt kommen, was zu Entzündungen führt. Zudem zeigte sich das
Mikrobiom - die Gesamtheit der Bakterien - im Darm verändert.
Bakterien, die die Darmschleimhaut überwinden können, hatten sich
vermehrt, während die Zahl der Bakterien, die entzündungshemmende
Substanzen produzieren, sich verringert hatte. Die Ergebnisse zeigen,
dass eine niedriggradige Entzündung als Folge der veränderten
Darmbakterien die zugrundeliegende Ursache für übermäßiges Essen
sein kann.
Zusatzstoffe in Lebensmitteln,
Medikamenten und Kosmetika
Carboxymethylcellulose,
auch bezeichnet als Carmellose oder E 466, und Polysorbat 80 oder E
433 findet man in Eiscreme, Margarine, Salatdressings, Brot, Kuchen
und anderen verarbeiteten Lebensmitteln. Aber auch in Kosmetika wie
Mundspülungen und Zahnpasta sowie weiteren medizinischen und
pharmazeutischen Anwendungen werden die Zusatzstoffe eingesetzt,
beispielsweise für künstliche Tränenflüssigkeit oder als Spray
bei Mundtrockenheit.
Emulgatoren schuld am weltweiten
Übergewicht?
Die
Wissenschaftler wollen weitere emulgierende Lebensmittelzusatzstoffe
untersuchen und auch ihren Einfluss auf den Darm prüfen.
Möglicherweise müssen die gesetzlichen Vorschriften für den
Einsatz dieser Substanzen angepasst werden. Die Autoren vermuten,
dass der in den vergangenen 50 Jahren stark zugenommene Konsum an
Lebensmitteln mit Emulgatoren mitverantwortlich sein könnte für die
gleichzeitig weltweit epidemieartig angestiegene Zahl an
Übergewichtigen.
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