Crocs, die bunten luftigen Gummischuhe, sind zwar bei groß und klein beliebt, aber nicht wirklich gesund für die Füße. Experten raten vom Dauergebrauch ab.
Man liebt sie oder man hasst sie:
Crocs. Nur wenige Schuhmodelle polarisieren Modeinteressierte so sehr
wie die leichten klobigen Plastiktreter mit den Luftlöchern. Ohne
Zweifel sind sie im Sommer ein Hingucker, denn es gibt sie in allen
nur denkbaren Knallfarben und ausgefallenen Mustern. Ursprünglich
2002 als rutschfester Schuh für Wassersportler erfunden,
entwickelten sich die Entenschlappen aus Plastik schnell zum
Verkaufsschlager. Mehr als 300 Millionen Paar in 90 Ländern der Welt
gingen seitdem über den Verkaufstresen. Leicht, robust, resistent
gegen Salz- und Süßwasser, durch das antimikrobielle Harzmaterial
geruchshemmend, wurden die Gummi-Clogs zum begehrtesten Schuh im
Beruf und in der Freizeit. Von der Arzthelferin über den Gärtner
bis zu Prominenten wie Al Pacino oder George W. Bush: Crocs sind heiß
geliebt und es gibt kaum einen Schuhschrank ohne ein Paar Crocs.
Unverwüstliches Material
Die
Gummi-Sandale eroberte seit ihrer Erfindung schnell den Schuhmarkt.
Der Erfolg ist natürlich zum größten Teil auf das Material
zurückzuführen: Klassische Crocs bestehen aus Croslite-Material,
ein stoßdämpfendes Granulat, das für eine maximale Dämpfung
konstruiert wurde. Zudem ist es beständig gegen UV-Licht und
recycelbar. Croc-Träger schwören auf die besondere Bequemlichkeit
und Luftdurchlässigkeit der knalligen Gummi-Latschen. Eltern und
Kinder lieben sie, weil sie nach einem Ausflug in Matsch-Pfützen und
Modder-Tümpeln einfach mit Wasser abgespült werden können und
gleich wieder einsatzfähig sind. Und obwohl das alles sich nach
einem idealen Schuhwerk anhört, warnen Orthopäden vor dem
Dauertragen der kunterbunten Crocs.
Mediziner warnen vor Dauergebrauch
Wegen
ihrer Bequemlichkeit, Luftdurchlässigkeit und ihres geringen
Gewichts hielt man die Gummi-Treter zunächst sogar für
fußfreundlich. Doch inzwischen mehren sich kritische Stimmen von
Medizinern. »Tragen Sie Crocs nie länger als einige Stunden am Tag,
denn die Ferse sitzt nicht fest in diesen Schuhen«, warnt Dr. Megan
Leahy, Podologin und Fußexpertin vom Illinois Bone and Joint
Institute in Chicago. »Die Ferse bekommt wenig Halt und dadurch
neigen die Zehen dazu, sich festzukrallen. Das kann zu Problemen mit
den Fußnägeln führen, zu Sehnenentzündungen, Hühneraugen und
Schwielen. Zehenfehlstellungen können sich verschlimmern. Dasselbe
kann allerdings auch mit Flipflops oder anderen Schuhen, die hinten
offen sind, passieren.«
Gute Abrollbewegung unmöglich
Dr.
Alex Kor, Präsident der amerikanischen Akademie für podologische
Sportmedizin, betont, dass das wichtigste Attribut in jedem Schuh das
Fußbett ist. Wird der Fuß zwischen Ferse und Zehen nicht gut
unterstützt und kann nicht ordentlich abrollen, ist es nur eine
Frage der Zeit, wann die ersten Fußbeschwerden auftreten. Gerade das
tiefe Einsinken des Fußes in das weiche Gummi, das Crocs-Träger
besonders lieben, sehen Fußspezialisten kritisch. Durch den
fehlenden Widerstand wird das Fußgewölbe nicht ausreichend
trainiert und Sehnen und Muskeln werden überbelastet. Fußprobleme
und die Entwicklung von Fehlstellungen wie Knick-, Spreiz- und
Hohlfuß mit entsprechenden Schmerzen sind vorprogrammiert.
Schließlich kann das auch weiter entfernt liegende Gelenke
beeinträchtigen. Durch ein verändertes Gangbild können Rücken-,
Hüft- und Kniebeschwerden auftreten. »Die einzigen Patienten, für
die das Tragen von Crocs vorteilhaft ist, sind Menschen mit einem
sehr hohen Fußgewölbe und Patienten, die an ausgeprägten Ödemen,
also Wassereinlagerungen in Beinen und Knöcheln leiden«, erklärt
Kor. »Aber unter keinen Umständen kann ich das Tragen von Crocs für
acht oder zehn Stunden täglich empfehlen. Crocs sind keine guten
Alltagsschuhe, sondern eher modisches Accessoire.« Dr. Leahy stimmt
zu und ergänzt: »Crocs sind in Ordnung für den Strand oder im
Schwimmbad, aber sollten nicht für lange Wanderungen und
Spaziergänge getragen werden. Zudem stelle ich fest, dass Kinder und
sogar Erwachsene dazu neigen, in diesen Schuhen schneller zu
stolpern.«
Als Berufsschuhe
in Kliniken umstritten
Inzwischen
bekommt der Hype um die unförmigen Gummi-Clogs noch mehr Dämpfer.
Nicht nur Orthopäden raten vom ausgiebigen Tragen der Schuhe ab,
auch in vielen Kliniken und Krankenhäusern sind Crocs als
Berufsschuh nicht mehr gerngesehen und seit 2010 in Amerika,
Schweden, England, Österreich und der Schweiz bereits verboten. Denn
über die Kunststoffschuhe kann der Träger elektrostatische Spannung
aufbauen, die sich bei Berührung schlagartig entladen kann. Wie eine
Expertise des TÜV Austria ergeben hat, sind durch solche Entladungen
Beeinträchtigungen medizinischer Geräte möglich, zum Beispiel
elektrische Schocks in Herzkathetern oder die Zerstörung von
Röntgenaufnahmen. Die Crocs entsprechen wegen ihres nicht
leitfähigen Materials nicht der Sicherheitsnorm, meint der TÜV. Der
Hersteller warnt natürlich vor einer Hysterie. Die Aufladung hänge
auch von zusätzlichen Faktoren wie Bodenbelag, Temperatur und
Luftfeuchtigkeit ab, gibt die Firmensprecherin Tia Mattson zu
bedenken. Doch die Gummischuhe sollen in jedem Fall weiter optimiert
werden, um den speziellen Anforderungen bestimmter Kundengruppen
gerecht zu werden.
Schadstoffe
inklusive
Eine
Analyse des Westdeutschen Rundfunks (WDR) hat 2013 ergeben, dass die
bunten Plastik-Clogs auch hinsichtlich der Schadstoffbelastung nicht
völlig unbedenklich sind. Es wurden zwar keine polyzyklischen
Kohlenwasserstoffe (PAK), die als besonders krebserregend gelten, in
den Crocs gefunden, aber zwei Lösungsmittel, die Hautreizungen und
Allergien auslösen können. Das ist vor allem für Kinder
problematisch, deren Haut noch dünner ist als bei Erwachsenen und so
Schadstoffe schneller über die Haut aufgenommen werden. Eine
gesündere Alternative für die Füße sehen Orthopäden in Sandalen
mit Fußbett. Sie geben den Füßen Halt, fördern das natürliche
Abrollen des Fußes, einen optimalen Bewegungsablauf des Körpers und
sind trotzdem leicht und luftig. So können auch die Füße den
Sommer genießen.
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