Zahnspangen sind zwar unbeliebt, können aber vor einer Nickelallergie schützen (Foto: hattex - pixabay.com) |
Die ungeliebte Zahnspange kann nicht nur für schönere Zähne
sorgen, sondern auch Nickelallergien vorbeugen.
Zahnspangen gehören zu den weniger
beliebten Utensilien, denen man im Leben begegnet. Leider sind sie
manchmal notwendig, um Zahnfehlstellungen zu korrigieren. Die
ungeliebten Drahtgeflechte enthalten häufig Nickel, ein Metall, dass
als Hauptursache für Kontaktallergien angesehen wird. Auf der Haut
löst Nickel oft entzündliche Reaktionen aus. Die Schleimhäute im
Mund scheinen da toleranter zu sein. Zahnmediziner des
Universitätsklinikums Bonn haben dazu nun neue Erkenntnisse gewonnen
und gute Nachrichten für Zahnspangenträger: Die Zahnspange verleiht
nicht nur schönere Zähne, sondern beugt gleichzeitig einer
Nickelallergie vor.
Nickel gilt als stärkstes
Kontaktallergen
Nickel
in Armbanduhren, Schmuck, Piercings und Knöpfen können unangenehme
Hautekzeme verursachen. Die Haut wird rot und es entsteht ein
quälender Juckreiz. Zusätzlich bilden sich nässende Bläschen oder
Quaddeln, die später abschuppen. Ungefähr 15 bis 20 Prozent der
Frauen und fünf Prozent der Männer in Deutschland reagieren beim
Kontakt mit Nickel allergisch. In ganz Europa gelten etwa 65
Millionen Menschen als Nickel-Allergiker.
Zahnspangen
enthalten ebenfalls Nickel und durch zersetzende Prozesse können
kleinste Nickelteilchen herausgelöst werden. Die Schleimhaut im Mund
reagiert dabei weniger problematisch als die Haut am Körper. »Bei
kieferorthopädischen Behandlungen stellen wir fast nie Entzündungen
oder Ekzeme im Mundraum fest«, berichtet Dr. Lina Gölz,
Kieferorthopädin am Universitätsklinikum Bonn. Als Grund wurde bis
jetzt angenommen, dass im Mund andere Arten von Immunzellen vorhanden
sind, die auf Nickel weniger stark reagieren als die Immunzellen in
der Haut.
Hautzellen am Körper produzieren
mehr Entzündungsbotenstoffe
Die
Bonner Studie
konnte nun zeigen, dass die Fibroblasten - Schleimhautzellen im Mund
- sich völlig anders verhalten als die der Körperhaut. Hautzellen
produzieren beim Kontakt mit Nickel 20-fach mehr des
Entzündungsbotenstoffs Interleukin-1β als es die Mundschleimhaut
unter denselben Bedingungen tut. Zudem werden im Mund andere
Botenstoffe zur Aktivierung des Immunsystems freigesetzt als auf der
Haut, was in der Mundschleimhaut für die Hemmung von Entzündungen
sorgt. Eine Schlüsselrolle spielen dabei dendritische Zellen. Dass
diese Zellen im Mundraum toleranter reagieren als in der Haut, ist
schon länger bekannt. Nun sollen diese Prozesse genauer erforscht
werden, um festzustellen, ob man sie zur Bekämpfung von Allergien
nutzen kann. Solche Erkenntnisse werden schon im Rahmen der
Hyposensibilisierung eingesetzt. Allergiker bekommen immer häufiger
das auslösende Allergen nicht mehr unter die Haut gespritzt, sondern
als Tropfen unter die Zunge. Beide Methoden gewöhnen den Körper an
die allergieauslösende Substanz und bremsen die überschießende
Reaktion des Immunsystems. Der Körper reagiert immer schwächer auf
die allergieauslösende Substanz.
Geringe Nickelmengen wirken wie
Immuntherapie
Dr.
Gölz konnte schon in früheren Studie zeigen, dass auch das Tragen
einer festen Zahnspange vor Nickelallergien schützen kann. Der
schützende Effekt war besonders bei Menschen zu beobachten, die sich
nach einer Zahnspangen-Behandlung zum ersten Mal piercen ließen.
»Schon die geringen Nickelmengen, die von den Zahnspangen dauernd im
Mundraum abgegeben werden, scheinen die Reaktionen des Immunsystems
abzuschwächen«, erklärt Dr. Gölz. »Eine Zahnspange wirkt also
wie eine Immuntherapie unter der Zunge.«
Zahnspangenträger
erhalten auf diese Weise nicht nur ein schönes und gesundes Gebiss,
sondern gleichzeitig auch eine vorbeugende Behandlung gegen
Nickelallergie.
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