Akupressur gegen die Erschöpfung bei Brustkrebs (Foto: acupuncturebox - pixabay.com) |
Akupressur kann bei Brustkrebs-Patientinnen hartnäckige
Erschöpfung lindern, sagt eine neue Studie aus Amerika.
Das Fatigue- oder
Erschöpfungssyndrom ist eine der häufigsten Langzeiteffekte einer
Brustkrebsbehandlung. Etwa ein Drittel der Frauen erfahren mäßige
bis schwere Symptome von Fatigue bis zu zehn Jahre nach dem Ende
ihrer Behandlung.
Fatigue bei vielen chronischen
Krankheiten
Die
Studie im Fachjournal »JAMAOncology«
fand heraus, dass Akupressur die Erschöpfung innerhalb von sechs
Wochen um 27 bis 34 Prozent reduzieren kann. Zwei Drittel der Frauen,
die Entspannungsakupressur machten - eine bestimmte Art dieser
Heilmethode - erreichten normale Fatigue-Level.
»Fatigue
ist ein unterschätztes Symptom bei vielen chronischen Krankheiten
und speziell bei Krebs. Es hat erheblichen Einfluss auf die
Lebensqualität. Akupressur ist leicht zu erlernen und Patienten
können es selbst anwenden«, sagt Studienautorin Suzanna Zick,
Professorin für Familienmedizin an der Universität Michigan.
Akupressur:
entspannende und stimulierende Technik
Akupressur
kommt aus der traditionellen chinesischen Medizin (TCM). Dabei wird
mit Fingern, Daumen oder einem Gegenstand Druck auf bestimmte Punkte
des Körpers ausgeübt. Wissenschaftler testeten zwei Arten von
Akupressur: Entspannende Akupressur, die traditionell zur Behandlung
von Schlaflosigkeit angewendet wird, und stimulierende Akupressur,
die für mehr Energie sorgt. Die beiden Techniken unterscheiden sich
durch die behandelten Punkte am Körper.
An
der Studie nahmen 424 Brustkrebspatientinnen teil. Die Frauen wurden
zufällig in drei Gruppen eingeteilt. Eine Gruppe bekam entspannende
Akupressur, die zweite Gruppe stimulierende Akupressur und die dritte
Gruppe erhielt die Standard-Behandlung einschließlich der typischen
Schlaf-Management-Techniken. Die Frauen lernten, die Akupressurpunkte
zu finden und zu stimulieren, so dass sie die Behandlung einmal
täglich sechs Wochen lang zu Hause durchführen konnten.
Entspannende
Akupressur lindert Fatigue und Schlafstörungen
Am
Ende der Studie zeigten die beiden Akupressur-Therapien eine
erhebliche und dauerhafte Verbesserung des Fatigue-Syndroms. Doch nur
die entspannende Akupressur verbesserte auch Schlafqualität und
Schlafstörungen sowie die Lebensqualität insgesamt.
Frühere
Studien hatten schon Hinweise gegeben, dass Akupunktur das
Fatigue-Syndrom verringern könnte. Aber Akupunktur wird häufig
nicht durch die Krankenversicherungen bezahlt. Zudem muss man für
die Behandlung sechs Wochen lang ein- bis zweimal wöchentlich zu
einem entsprechenden Therapeuten gehen. Akupressur hingegen lässt
sich leicht erlernen und anschließend zu Hause anwenden, wie die
Studie bewiesen hat.
App soll
Akupressur-Unterricht erleichtern
Die
Studienteilnehmerinnen lernten innerhalb von 15 Minuten, die
richtigen Akupressurpunkte zu finden und den richtigen Druck
auszuüben. Einige Frauen berichteten über kleine Druckstellen an
den Akupressurpunkten. Etwa zwölf Prozent der Teilnehmerinnen
brachen die Studie ab, weil es ihnen zu zeitaufwendig war.
»Angesichts des kurzen Trainings zur Anwendung der Akupressur,
könnte diese Maßnahme eine kostengünstige Möglichkeit zur
Behandlung des Erschöpfungssyndroms sein«, meint Zick.
Die
Forscher entwickeln gerade eine mobile App, um Akupressur zu
erlernen. Sie wollen zusätzlich weiter erforschen, warum Akupressur
Fatigue beeinflusst und ob es auch bei Patienten wirkt, die noch
mitten in einer Krebsbehandlung stecken oder die an anderen
Krebsarten als Brustkrebs leiden.
Fatigue-Syndrom:
Ursachen, Symptome, Risikofaktoren
Fatigue
taucht als Begleiterscheinung diverser chronischer Erkrankungen auf:
-
Multiple Sklerose
-
Morbus Parkinson
-
systemischer Lupus Erythematodes
-
Rheuma
-
HIV und Aids
-
Krebs (tumorbedingte Fatigue)
Doch
auch andere Umstände können solch ein Erschöpfungssyndrom
auslösen:
-
schwere Schlafstörungen
-
nächtliche Atemaussetzer bei Schlafapnoe
-
chronische Schmerzen
-
Schilddrüsenerkrankungen
-
Blutarmut
-
Mangelernährung
-
Interferonbehandlung (bei Hepatitis C, multipler Sklerose, Krebs)
-
Chemotherapie bei Krebs
Fatigue
kann auch als eigenständige neurologische Krankheit auftreten, wobei
Ärzte dann vom chronischen Erschöpfungssyndrom (CFS = chronic
fatigue snydrome) sprechen. Die Ursachen und Beschwerden
unterscheiden sich aber teilweise stark vom Fatigue-Syndrom.
Totale
Erschöpfung
Studien
haben gezeigt, dass das Risiko für Fatigue mit dem Alter steigt.
Zudem erkranken mehr Frauen als Männer am Fatigue-Syndrom. Die
Beschwerden äußern sich vor allem in einem dauerhaften Gefühl von
geistiger und körperlicher Erschöpfung. Entscheidend ist, dass
diese Beschwerden sich nicht durch Ruhephasen oder Schlaf bessern.
Die Betroffenen sind in steigendem Maße weniger leistungsfähig und
bereits einfache alltägliche Aktivitäten wie Kochen, Zähne putzen
oder Telefonieren sind beinahe nicht mehr durchzuführen. Genauso
schwierig gestalten sich Aufgaben, die geistige Leistungsfähigkeit
erfordern. Aufmerksamkeit und Gedächtnis sind bei dieser chronischen
Erschöpfung stark beeinträchtigt. Private und berufliche
Aktivitäten werden zunehmend eingeschränkt und die Lebensqualität
der Betroffenen leidet erheblich. Behandelt wird das Fatigue-Syndrom
vor allem, in dem man die Grunderkrankungen therapiert. Medikamente,
Bewegungs- und Verhaltenstherapien können den Betroffenen helfen,
mit der chronischen Erschöpfung im Alltag besser umzugehen.
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