Bauchfett hat bei Frauen und Männern unterschiedliche Auswirkungen (Foto: whitestorm - fotolia.com) |
Viel Bauchfett ist ungesund und kann gesundheitliche Probleme
verursachen. Doch es gibt einen gravierenden Unterschied zwischen den
Geschlechtern.
Den »Bierbauch« findet man im
Allgemeinen eher bei Männern als bei Frauen. Das gilt zumindest für
bestimmte Altersgruppen. Denn je älter Frauen werden, desto mehr
ändert sich die Fettverteilung am Körper. Die Figur wird
»männlicher«. Das »Hüftgold« rutscht sozusagen von der Hüfte
an den Bauch. Betroffen sind hauptsächlich Frauen während und nach
den Wechseljahren. Schuld ist das männliche Geschlechtshormon
Testosteron. Seine Wirkung kann durch die nachlassende
Östrogenproduktion weniger gut kompensiert werden.
Bauchfett ist stoffwechselaktiv
Viel
Fett im Bauchraum ist nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern
kann schlimmstenfalls ernste Gesundheitsprobleme verursachen. Denn
das Bauchfett produziert Fettsäuren, die Entzündungen fördern und
zu Krankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck und Herz- und
Gefäßkrankheiten führen können. Karin Gast von der Universität
Leiden wollte verstehen, wie die unterschiedlichen Arten von
Bauchfett mit diesen Krankheiten zusammenhängen. Sie entdeckte in
ihrer Promotionsarbeit einen bemerkenswerten Unterschied zwischen
Männern und Frauen.
Zusammenhang zwischen Bauchfett und
Erkrankungen
Zwischen
2008 und 2012 nahmen mehr als 5.000 Übergewichtige an der NEO-Studie
(Nederlandse Epidemiologie van Obesitas) teil. »Ihr Taillenumfang
wurde gemessen und bei vielen wurden zusätzlich MRT-Bilder gemacht«,
erzählt Karin Gast. Der Taillenumfang vermittelt einen Eindruck des
Gesamtbauchfettes, aber wenn man genau wissen möchte, wie viel Fett
rund um die Organe sitzt und wie viel unter der Haut, dann braucht
man bildgebende Verfahren wie die Magnetresonanztomographie. »Wir
untersuchten, wie die verschiedenen Arten von Bauchfett mit
Insulinresistenz - Risikofaktor für Diabetes - und Gefäßverkalkung
- Vorläufer für Herz- und Gefäßkrankheiten - zusammenhängen.«
Einfluss von Hormonen
Wie
erwartet, hängt mehr Bauchfett rundum die Organe tatsächlich
zusammen mit der Unempfindlichkeit für Insulin und mit
Gefäßverkalkung. »Aber im Gegensatz zu früheren Meinungen, spielt
es bei Männern keine große Rolle, ob das Fett unter der Haut oder
rundum die Organe gespeichert wird. Bei Frauen scheint aber gerade
das Fett an den Organen ein besonders hohes Gesundheitsrisiko
dazustellen«, sagt Gast. Der Grund dafür, ist noch unklar.
»Möglicherweise hat es mit den Geschlechtshormonen zu tun«, meint
Gast. »Nach den Wechseljahren produzieren Frauen weniger Östrogen
und das ändert auch die Fettverteilung. Vielleicht sorgen Hormone
sowohl für mehr Bauchfett rundum die Organe als auch für ein
höheres Diabetesrisiko. Aber es sind auch andere Erklärungen
denkbar.« Zukünftige Forschungen müssen mehr Klarheit über die
Ursachen und Folgen von Bauchfett bei Frauen bringen.
Vorstadium Diabetes
Ein
anderer Teil von Gasts Forschung beschäftigte sich mit der
Verbindung zwischen Diabetes und Herz- und Gefäßkrankheiten.
Menschen mit Typ 2-Diabetes haben ein höheres Risiko für
Gefäßkrankheiten wie Herzinfarkt und Schlaganfall. »Aber gilt das
auch für Menschen, die noch keinen Diabetes haben, aber schon einen
erhöhten Blutzuckerspiegel und eine verringerte Empfindlichkeit für
Insulin?«, fragte Gast sich. Diese Menschen haben tatsächlich
häufiger Gefäßverkalkung. Das deutet wiederum auf ein erhöhtes
Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten. »Aber aus unseren
Berechnungen ging hervor, dass die Menge an Bauchfett stark
zusammenhängt mit der Unempfindlichkeit für Insulin und einem
höheren Blutzuckerspiegel, genau wie bei Arteriosklerose. Das weist
darauf hin, dass das Bauchfett wirklich der Übeltäter ist.«
Taillenumfang messen
Gast,
die nun in der Ausbildung zur Mikrobiologin ist, möchte, dass Ärzte
dem Bauchfett mehr Aufmerksamkeit schenken. »In einer
durchschnittlichen Hausarztpraxis laufen viele Menschen mit einem
dicken Bauch herum. Es ist unmöglich von all diesen Menschen
MRT-Bilder anzufertigen, aber der Taillenumfang ist schnell gemessen.
Wahrscheinlich gibt der Taillenumfang in Kombination mit bestimmten
Blutwerten schon einen Hinweis, wer ein erhöhtes Risiko hat. Diesen
Menschen kann ein gesünderer Lebensstil und Gewichtsabnahme helfen.«
Quelle:
Medizinisches Zentrum der Universität Leiden
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