Ballaststoffreiche Trinkmahlzeiten mit wenig Kalorien passieren
schneller den Magen, sättigen aber stärker als kalorienreiche
Flüssignahrung.
Ballaststoffe wurden lange Zeit
wenig beachtet und für eher unwichtig in der Ernährung gehalten.
Das hat sich in den vergangenen Jahrzehnten geändert und die
unverdaulichen Pflanzenstoffe gelten inzwischen als unverzichtbarer
Bestandteil einer gesunden Ernährung. In den Niederlanden wurde nun
untersucht, wie sich Ballaststoffe in Trinkmahlzeiten auf Sättigung
und Sättigungsgefühl auswirken.
Ballaststoffe machen satt, nicht
Kalorien
Nahrung
mit vielen Ballaststoffen sorgt für mehr Sättigung als
kalorienreiche Nahrungsmittel. Obwohl kalorienreiche Nahrung mit
wenig Ballaststoffen länger im Magen bleibt als ballaststoffreiche
Nahrung. Aus Forschungen der niederländischen Universität
Wageningen geht hervor, dass das sättigende Gefühl von
Ballaststoffen nicht nur von der Verweildauer im Magen abhängt. Auch
die Ess-Geschwindigkeit, der Geschmack und das Gefühl im Mund tragen
zum Sättigungsgefühl bei. Die Forschungsergebnisse wurden im
»AmericanJournal of Clinical Nutrition« veröffentlicht.
Ballaststoffreiche Shakes machen
satt
Wie
sich die Aufnahme von Ballaststoffen und Kalorien auf das
Sättigungsgefühl auswirkt, wurde mit vier verschiedenen
Flüssigmahlzeiten in Form von Shakes untersucht. Die Shakes hatten
entweder 100 oder 500 Kalorien und die dicken Shakes enthielten viele
Ballaststoffe, die dünnen Shakes wenig unverdauliche
Nahrungsbestandteile. Wie erwartet, zeigte die Studie, dass ein
dünner Shake mit 500 Kalorien - ein Viertel der täglich benötigten
Gesamtmenge - viel weniger sättigt und ein weniger volles Gefühl im
Magen hinterlässt als ein dicker Shake. Ein auffallendes Ergebnis
ist, dass ein dicker Shake mit 100 Kalorien weniger lange im Magen
bleibt, aber dennoch ein wesentlich volleres Gefühl im Magen
erzeugt. Im Gegensatz zu der dünnen Variante der Trinkshakes mit 500
Kalorien. »Die Testpersonen hatten nach dem Trinken des dicken
Shakes mit 100 Kalorien weniger Lust noch etwas zu essen, obwohl ihr
Magen eigentlich ziemlich leer war«, so Guido Camps, einer der
Studienautoren.
Phantom-Sättigung: Volles Gefühl
bei leerem Magen
»Aus
den Studienergebnissen schlussfolgern wir, dass Ballaststoffe nicht
so sehr für einen vollen Magen mit anschließendem Sättigungsgefühl
sorgen, sondern für eine direkte Sättigung. Den zugrunde liegenden
Prozess verstehen wir noch nicht vollständig und muss weiter
erforscht werden. Das Gefühl von Sättigung kann mit verursacht
werden durch langsames Essen und ein längeres Geschmacksgefühl«,
sagt Kees de Graaf, Hochschullehrer für Sensorik und Essverhalten.
In der Publikation nennen die Wissenschaftler das volle Gefühl durch
Ballaststoffe bei gleichzeitig relativ leerem Magen »phantom
fullness« - Phantom-Sättigung. Das stellt das Gegenstück zu leeren
Kalorien dar; Nahrung, die schnell gegessen wird und wenig satt
macht. Phantom-Sättigung könnte in jedem Fall dazu beitragen,
weniger Kalorien aufzunehmen, meinen die Wissenschaftler.
Der
Ballaststoff, den die Wissenschaftler in ihrer Studie verwendeten,
ist Johannisbrotkernmehl, der auch verwendet wird, um Babynahrung
anzudicken. Wahrscheinlich haben auch andere quellfähige
Ballaststoffe diese Wirkung, aber um das mit Sicherheit
festzustellen, sind weitere Forschungen nötig.
Rolle von
Geschmack und Magenausdehnung für das Sättigungsgefühl
Die
Studie ist ein Teil des europäischen Forschungsprojekts »Nudge-it«,
bei dem die Universität Wageningen den Einfluss von Geschmack und
Magenausdehnung auf den Prozess der Sättigung untersucht. Für diese
Forschungen wurden magnetresonanztomographische Aufnahmen des Magens
verwendet, um zu bestimmen, wie viel von einer Mahlzeit sich im Magen
befindet und wie viel bereits den Magen passiert hat. Diese Mengen
werden mit den Angaben von Testpersonen verglichen, die zu bestimmten
Zeiten angeben, wie voll und gesättigt sie sich fühlen. Diese
Forschungsmethode wurde so zum ersten Mal in den Niederlanden
benutzt.
Ballaststoffe:
warum sie wichtig sind
Ballaststoffe
sind ein Sammelbegriff für eine Reihe von Kohlenhydraten, die nicht
oder nur teilweise verdaut werden. Trotzdem spielen sie für unsere
Gesundheit eine äußerst wichtige Rolle.
Die
Gründe, warum Ballaststoffe gesund sind:
-
Ballaststoffe sind unverdaulich, sie verlassen den Körper wieder bei der Darmentleerung. Im Darm nehmen sie Flüssigkeit auf. Das hat einen positiven Effekt auf den Stuhlgang. Menschen, die schnell unter Verstopfung leiden, müssen darauf achten, genügend Ballaststoffe zu essen. Ein regelmäßiger Stuhlgang wird außerdem mit einem geringeren Darmkrebsrisiko in Verbindung gebracht.
-
Die unverdaulichen Nahrungsbestandteile sorgen für gesunde Blutfette und senken damit das Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten.
-
Ballaststoffe machen länger satt. Sie liefern fast keine Kalorien, füllen aber den Magen. Das ist besonders beim Abnehmen hilfreich.
-
Ballaststoffe verzögern den Nahrungstransport im Darm, so dass der Blutzuckerspiegel langsamer steigt und fällt. Das kann Diabetes vorbeugen und ist für Menschen, die bereits Diabetes haben, positiv, denn so werden große Blutzuckerschwankungen vermieden.
Es
gibt verschiedene Arten von Ballaststoffen. Grob unterscheidet man
zwischen löslichen (fermentierbaren) und unlöslichen (nicht
fermentierbaren) Ballaststoffen.
Lösliche und
unlösliche Ballaststoffe
Lösliche
Ballaststoffe werden im Dickdarm durch Bakterien abgebaut. Die
Pflanzenfasern dienen dort den guten Bakterien als Nahrung, aber auch
den Darmzellen selbst. Damit tragen sie zu einem gesunden Immunsystem
bei, denn diese Bakterien und Darmepithelzellen unterstützen die
Körperabwehr und schützen vor Krankheitserregern.
Nicht
lösliche Ballaststoffe werden nicht von Bakterien abgebaut. Sie
bleiben intakt und nehmen Flüssigkeit auf. So vergrößern sie das
Volumen des Stuhls und halten ihn geschmeidig. Auf diese Weise sorgen
sie für einen guten und leichten Stuhlgang. Für eine gesunde
Ernährung ist auch wichtig, zu variieren. Weil Ballaststoffe in
unterschiedlichen Produkten vorhanden sind, ist Variation einfach in
den Speiseplan zu bringen und sind schnell herrliche Mahlzeiten
zusammengestellt.
Aus welchen
Produkten können Sie wählen?
-
Alle Sorten Obst und Gemüse
-
Alle Vollkornprodukte (z.B. Vollkornbrot, -reis, -nudeln, Müsli)
-
Kartoffeln
-
Hülsenfrüchte
-
Nüsse und Samen
Pro
Tag benötigt ein Mensch ungefähr 30 bis 40 Gramm Ballaststoffe. Das
hängt allerdings auch von Größe, Gewicht und Geschlecht ab. Man
rechnet ungefähr 14,2 Gramm pro 1.000 Kalorien. Achten Sie jedoch
auch auf eine ausreichende Trinkmenge und genügend Bewegung, sonst
kann es trotzdem zu Verstopfung kommen.
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