Magenbeschwerden und Verdauungsprobleme gehören zu den häufigsten
Gesundheitsbeschwerden. Meist sind sie harmlos und leicht zu beheben.
Ein aufgeblasenes Gefühl,
Aufstoßen, Übelkeit: Das hat fast jeder schon mal erlebt.
Unangenehm, aber meist leicht zu beheben. In vielen Fällen können
Sie den Beschwerden selbst vorbeugen.
1. Wie groß ist der Magen?
Der
Magen ist ein sehr dehnbares Organ. Leer ist er eine Art flacher Sack
von etwa 20 Zentimeter Länge. Nach einer ordentlichen Mahlzeit kann
er sich allerdings ausdehnen auf maximal 50 Zentimeter. Insgesamt
passen schon drei Liter Nahrung und Flüssigkeit hinein. Ein voller
Magen hat die Form einer umgekehrten Birne: Oben breit und unten
schmal. Durchschnittlich bleibt eine Mahlzeit ungefähr drei Stunden
im Magen. Isst man viel oder fett, dann dauert die Verdauung länger.
Der Magen liegt im oberen Bauchraum, dicht an den Rippen unter dem
Brustbein. Die Stelle wird auch als Magengrube bezeichnet.
2. Was passiert beim Essen im Magen?
Sobald
das Essen geschluckt wird, landet es über die Speiseröhre im Magen.
Dort wird die Nahrung bis auf Millimetergröße zerkleinert. Das
schafft der Magen durch Kontraktionen und durch das Hinzufügen von
Magensäure. Pro Tag produziert der Körper etwa eineinhalb Liter
Magensäure. Das hilt nicht nur die Nahrung zu verdauen, sondern
tötet auch krankmachende Bakterien, die mit der Nahrung in den Magen
gelangt sind. Sobald die Nahrung fein gemahlen ist, wird sie in
kleinen Portionen von der Größe eines Teelöffels an den Dünndarm
weitergeleitet.
3. Kommen Magenbeschwerden häufig vor?
Sehr
häufig. Jeder Vierte hat damit zu kämpfen. Die häufigsten
Beschwerden sind Blähungen, Aufstoßen, Übelkeit, Schmerzen und ein
brennendes Gefühl in der Magengegend.
4. Wodurch entstehen solche Beschwerden?
Mögliche
Ursachen sind Magengeschwüre oder eine Entzündung der
Magenschleimhaut. Eine andere Ursache für Magenprobleme ist die
Langzeiteinnahme bestimmter Schmerzmittel, die auch
entzündungshemmend wirken. Medikamente wie Ibuprofen, Diclofenac und
Naproxen, die alle zur Gruppe der NSAID (engl. non-steroidal
anti-inflammatory drugs oder nicht-steroidale Entzdündungshemmer)
gehören, enthalten Substanzen, die die Magenschleimhaut schädigen.
Das kann zu Reizungen führen. Jährlich erleiden etwa 5.000 Menschen
eine ernste Magenblutung als Folge der Einnahme solcher
Schmerzmittel. Davon sterben 540 Patienten. Patienten, die solche
Schmerzmittel lange Zeit einnehmen, erhalten oft aus Vorsorge
zusätzlich ein Medikament, das die Magenschleimhaut schützt. Wenn
Sie Magenbeschwerden haben, fragen Sie immer ihren Arzt um Rat, bevor
sie solche Schmerzmedikamente einnehmen. Übrigens schädigt der
Schmerzstiller Paracetamol den Magen am wenigsten.
Es
ist nicht immer festzustellen, warum jemand Magenbeschwerden hat.
Mediziner sprechen in solchen Fällen von »funktioneller Dyspepsie«.
Das bedeutet, dass keine erkennbare Ursache für die Beschwerden zu
finden ist. Wahrscheinlich werden die Symptome dann durch einen
überempfindlichen Magen oder eine verzögerte Magenentleerung
verursacht.
Menschen
mit einem überempfindlichen Magen empfinden Schmerz, wo ein anderer
nichts spürt. Die Gründe dafür sind unklar. Ein überempfindlicher
Magen ist schwierig zu behandeln. Vielleicht kann der Hausarzt etwas
gegen die Schmerzen verschreiben. Auch eine niedrige Dosis eines
Antidepressivums kann dafür sorgen, dass weniger Reize und Schmerzen
vom Magen an das Gehirn weitergeleitet werden.
Bei
einem »faulen« Magen, der sich zu langsam entleert, ziehen sich die
Magenmuskeln zu wenig oder unregelmäßig zusammen. Die Nahrung wird
dann nicht gut zerkleinert und bleibt länger im Magen als üblich,
was zum Beispiel Übelkeit, Blähungen und Aufstoßen verursachen
kann. Ein fauler Magen kann durch die Einnahme von Beruhigungsmitteln
wie Diazepam oder durch Medikamente gegen Bluthochdruck (Betablocker,
Kalziumkanalblocker) entstehen. Meist ist die Ursache nicht
aufzudecken. Medikamente, die die Muskeln im Magen zu mehr Bewegung
anregen (Prokinetika), können manchmal Linderung bringen.
5. Was ist Sodbrennen genau?
Zwischen
der Speiseröhre und dem Magen sitzt ein kleiner Schließmuskel.
Manchmal funktioniert diese Pforte nicht richtig. Sie bleibt dann zu
oft und zu lange offen, wodurch ätzende Magensäure aus dem Magen in
die Speiseröhre hochsteigt. Das kann Beschwerden verursachen, die
sich als schmerzhaftes, brennendes Gefühl hinter dem Brustbein, als
Kratzen oder Kloß im Hals und Aufstoßen bemerkbar machen. Ärzte
nennen die Erkrankung Refluxkrankheit, aber sie ist allgemein besser
bekannt als Sodbrennen.
Es
gibt verschiedene Ursachen, warum der kleine Schließmuskel nicht
mehr optimal arbeitet. Wenn jemand sehr übergewichtig ist, drückt
die große Fettmenge den Magen nach oben. Der Schließmuskel öffnet
sich dann schneller und der Mageninhalt fließt in die Speiseröhre
zurück. Verstopfungen im Darm (Konstipation) können dieselbe
Wirkung haben. Bei einem Zwerchfellbruch drückt sich ein kleiner
Teil des Magens in die Brusthöhle, wodurch die Funktion des
Schließmuskels beeinträchtigt werden kann. Weiterhin können
Alkohol, Rauchen, Pfefferminze und Schokolade den Schließmuskel
schwächen. Wenn Sodbrennen lange anhält, kann die ständige Reizung
Schäden an der Speiseröhre hervorrufen.
6. Kann man etwas gegen Sodbrennen tun?
Sie
können selbst folgende vorbeugende Maßnahmen gegen Sodbrennen
nehmen:
-
beschränken Sie die Anzahl großer und fettiger Mahlzeiten;
-
legen Sie sich nach dem Essen nicht sofort hin;
-
stellen Sie das Kopfende Ihres Bettes etwas höher ein;
-
beugen Sie sich nicht zu oft vornüber, sondern gehen Sie lieber mit geradem Rücken in die Hocke;
-
achten Sie auf Ihr Gewicht und essen Sie ballaststoffreich und variiert;
-
verzichten Sie aufs Rauchen.
Sollten
all diese Maßnahmen nicht helfen, kann Ihr Hausarzt Medikamente
verschreiben. Es gibt Medikamente, die eine Schutzschicht in Magen
und Speiseröhre bilden, andere binden die Magensäure und die
sogenannten Protonenpumpenhemmer bremsen oder blockieren die
Produktion der Magensäure. Es gibt auch eine Gruppe von
Arzneimitteln, die die Nahrung schneller den Magen passieren lässt,
so dass weniger Magensäure zurückfließt. Sie lösen nicht das
Problem des schwachen Schließmuskels, lindern aber die unangenehmen
Symptome. Manche dieser Mittel, wie die säurebindenden Rennies, sind
auch ohne Rezept zu bekommen.
Es
wird immer mal wieder gesagt, dass Milch gegen Sodbrennen hilft. Das
stimmt teilweise. Die Schmerzen nehmen zwar dadurch zeitweise ab,
aber weil Milch die Produktion von Magensäure anregt, können die
Beschwerden letztendlich auch schlimmer werden.
7. Wofür ist Rülpsen gut?
Aufstoßen
und Rülpsen entlüftet den Magen. Während wir trinken, essen und
reden, schlucken wir den ganzen Tag (unbemerkt) Luft. Auch manche
Nahrungsmittel wie kohlensäurehaltige Getränke, Zwiebeln und
Kohlsorten können zusätzlich Luft im Magen produzieren. Die
Magenwand dehnt sich aus und signalisiert dem Gehirn: Der Druck wird
zu groß. Als Folge entspannt sich der Schließmuskel zwischen Magen
und Speiseröhre, so dass die Luft entweichen kann. Passiert das
nicht, könnte der Magen schließlich reißen. Wenn Sie häufig
aufstoßen müssen, kann es hilfreich sein, um während des Essens
mit geschlossenem Mund zu kauen und nicht zu trinken während der
Mahlzeit. Kauen Sie lieber kein Kaugummi, denn während des Kauens
schlucken Sie häufig viel Luft.
8. Viele Menschen bekommen Magenbeschwerden,
wenn sie nervös oder aufgeregt sind. Woher kommt das?
Wenn
Sie aufgeregt sind, produziert der Körper mehr Magensäure.
Zusätzlich kann das Zusammenziehen des Magens langsamer oder
unregelmäßiger werden. Aufregung hat also durchaus Einfluss. Stress
allein wird in der Regel keine (ernsten) Magenkrankheiten
verursachen, aber kann eine Rolle spielen bei der Entstehung von
Magenbeschwerden oder bestehende Krankheitssymptome verschlimmern.
9. Gehören Magenbeschwerden zum Älterwerden?
Die
meisten Magenbeschwerden haben nichts mit dem Alter zu tun.
Bevölkerungsuntersuchungen ergaben sogar, dass Ältere weniger oft
Magenprobleme haben. Möglicherweise, weil sie im höheren Alter mit
ernsteren Gesundheitsproblemen zu kämpfen haben. Senioren leiden
allerdings öfter an Magenschleimhautentzündungen aufgrund einer
Infektion mit dem Helicobacter pylori-Bakterium. Das Bakterium ist
eines der wenigen, die in der Magensäure überleben können. Eine
derartige Entzündung kann manchmal ein Magengeschwür hervorrufen
oder in seltenen Fällen zu Magenkrebs führen, doch meistens
verursacht der Magenkeim keine Beschwerden.
10. Wie infiziert man sich mit Helicobacter
pylori?
Die
Ansteckung geschieht von Mensch zu Mensch über den Mageninhalt oder
den Kot. Die meisten Träger des Keims haben das Bakterium durch
schlechte Sanitäranlagen, zum Beispiel in den Ferien, oder durch
unhygienisches Verhalten, zum Beispiel ungenügendes Händewaschen
nach dem Entfernen von Erbrochenem, bekommen. Nach Schätzungen sind
ungefähr 30 bis 40 Prozent der über 60-Jährigen mit dem
Helicobacter pylori-Bakterium infiziert. Nur jeder zwanzigste
Infizierte entwickelt tatsächlich Magenbeschwerden. Durch die
verbesserten hygienischen Umstände im letzten Jahrhundert nimmt die
Anzahl der Infektionen schnell ab. Von den Jüngeren sind nur noch
zehn Prozent Träger des Keims.
Eine
Infektion mit Helicobacter pylori kann festgestellt werden, in dem
man ein kleines Stück Gewebe aus dem Magen im Labor untersucht. Eine
andere Methode untersucht die Antikörper im Blut oder im Stuhl. Die
Infektion ist gut zu behandeln mit einer Kombination verschiedener
Antibiotika.
11. Wie erkennt man ein Magengeschwür?
Ein
Magengeschwür kann drückende, bohrende und zeitweilig starke
Schmerzen verursachen. Manchmal treten die Schmerzen zusammen mit
Übelkeit, Erbrechen, Aufstoßen und Appetitlosigkeit auf. In
seltenen Fällen kann ein Magengeschwür eine Blutung oder einen
Durchbruch der Magenwand (Perforation) hervorrufen. Eine Magenblutung
erkennt man am teerähnlichen Stuhl oder am Erbrechen von Blut.
Ein
Magengeschwür ist eine Schädigung der Magenschleimhaut oder des
ersten Teils des Dünndarms, des Zwölffingerdarms. Die Größe kann
variieren von Stecknadelkopf bis 1-Euro-Münze. Die wichtigsten
Ursachen für ein Magengeschwür sind die Infektion mit der
Helicobacter pylori-Bakterie (etwa 60 Prozent der Fälle) oder die
Langzeitanwendung von Schmerzmedikamenten aus der NSAID-Gruppe. Bei
der Einnahme von NSAID besteht zudem die Gefahr, dass der Patient die
Symptome des Magengeschwürs durch den schmerzstillenden Effekt der
Medikamente weniger gut wahrnimmt.
12. Kommt Magenkrebs häufig vor?
Magenkrebs,
ein bösartiger Tumor in der Magenschleimhaut, ist eher selten. In
Deutschland erkranken jährlich etwa 10.000 Menschen an Magenkrebs.
Die Diagnose Magenkrebs erhalten vor allem Menschen über 60 und
Männer häufiger als Frauen. Ob und welche Beschwerden der Patient
erfährt, hängt vom Ort des Tumors ab. Erste Signale, die auf
Magenkrebs deuten können, sind: Ein Gefühl, dass die Nahrung nicht
mehr gut weiterrutscht, unerklärbarer Gewichtsverlust, Erschöpfung,
Erbrechen von Blut und ein teerähnlicher, schwarzer Stuhl. Rauchen
und übermäßiger Alkoholgenuss erhöhen das Risiko für Magenkrebs,
weil beides die Magenschleimhaut reizt und schließlich schädigt.
13. Welche anderen Faktoren für
Magenbeschwerden gibt es?
Rauchen
und übermäßiger Alkoholgenuss erhöhen nicht nur das Risiko für
Magenkrebs, sondern auch für Sodbrennen, Magenschleimhautentzündung
oder ein Magengeschwür. Andere Risikofaktoren für Magenprobleme
sind langanhaltende Infektionen mit dem Helicobacter
pylori-Bakterium, ungesunde und einseitige Ernährung, chronische
Verstopfung und Übergewicht.
14. Darf man bei Magenbeschwerden alles essen
und trinken?
Im
Prinzip schon. Was bei dem einen Patienten die Beschwerden
verschlimmert, verträgt ein anderer problemlos. Sie merken selbst
schnell genug, was bei Ihnen Probleme verursacht. Diese
Nahrungsmittel sollten Sie dann besser vermeiden. Vertragen Sie viele
Nahrungsmittel nicht gut, kann es ratsam sein, sich bei einer
Diätberatung Tipps zu holen.
Weiter
ist es vernünftig, um bei Magenbeschwerden:
-
lieber fünf oder sechs kleine Mahlzeiten am Tag zu nehmen als drei große;
- langsam zu essen und gut zu kauen;
- während des Essens aufrecht zu sitzen und lieber nicht zu trinken;
- mindestens drei Stunden vor dem Schlafen nichts mehr zu essen;
- nicht allzu fett zu essen;
- vorsichtig zu sein mit Pfefferminze, Schokolade, stark gewürzten Speisen, Zwiebeln, Kohl, Zitrusfrüchten, kohlensäurehaltigen Getränken und Kaugummi;
- für regelmäßigen Stuhlgang zu sorgen, um Verstopfung vorzubeugen;
- Alkohol in Maßen zu trinken;
- bei Übergewicht abzunehmen;
- auf das Rauchen zu verzichten.
15. Wann ist eine Magenverkleinerung notwendig?
Ist
jemand stark übergewichtig und schafft es nicht, mit den üblichen
Methoden Gewicht zu verlieren, kann eine Magenverkleinerung eine
Option sein. Dafür gibt es verschiedene Techniken wie zum Beispiel
ein Magenband, das den Magen in zwei Teile teilt. Eine andere
Möglichkeit ist, eine Umleitung vom Vormagen zum zweiten Abschnitt
des Dünndarms zu legen. So werden der größte Teil des Magens und
der Zwölffingerdarm lahmgelegt. Beide Techniken sorgen dafür, dass
während des Essens schneller ein Sättigungsgefühl eintritt.
16. Was sind die neuesten Entwicklungen bei der
Behandlung von Magenproblemen?
Forscher
haben entdeckt, dass ein Drittel der Bevölkerung von Natur aus
weniger gut reagiert auf bestimmte, häufig verschriebene
Magensäurehemmer (Protonenpumpenhemmer). Sie haben eine genetische
Abweichung, durch die sie Medikamente schneller abbauen als andere
Menschen. Es wird nun untersucht, ob sie solch ein Medikament öfter
einnehmen müssen oder in höherer Dosierung oder ob sie besser ein
anderes Medikament einnehmen sollten.
Kürzlich
wurde wissenschaftlich bewiesen, dass das pflanzliche Mittel
Iberogast, bestehend aus neun verschiedenen Heilpflanzen, effektiv
ist bei der Bekämpfung funktioneller Magenbeschwerden wie Blähungen.
Inzwischen ist es als Arzneimittel registriert, wird aber nicht von
Krankenversicherungen vergütet.
Ein
Tumor im Magen wird meist operativ entfernt. Die letzte Entwicklung
ist, dass hier vor der Operation eine Chemotherapie verabreicht wird,
um den Tumor zu verkleinern. Das erhöht die Überlebenschance um 13
Prozent.
Quellen:
Prof. Dr. André Smout, Gastroentorologe am Academisch Medisch
Centrum in Amsterdam und Yvette Bruinsma, Sprecherin der Maag Lever
Darm Stichting (MLDS).
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