»Chef, nächste Woche bin ich zwei Tage nicht da, denn ich werde
krank.« Das klingt seltsam, aber zukünftig wissen wir im Voraus,
wann wir krank werden.
Ob Arbeitgeber sich in Zukunft
freuen, wenn ihre Mitarbeiter die Krankheitstage schon im Voraus
ankünden? Vielleicht, denn immerhin ist dann eine bessere Planung
möglich und kann rechtzeitig eine Vertretung bestimmt oder eine
Aushilfskraft organisiert werden. Personalplaner werden daher
vielleicht freudig erregt aufhorchen, wenn sie die neuen Erkenntnisse
der Stanford-Wissenschaftler lesen. In Zukunft werden wir weit im
Voraus wissen, wann wir krank werden und auch wie lange es dauern
wird.
250.000
Messungen von Biodaten
Wissenschaftler
der Universität Stanford haben in einer Studie
bei 60 Menschen mehr als zwei Milliarden verschiedene Messungen
verrichtet. Jeder Teilnehmer trug ein Armband mit Sensoren, die
ständig Daten sammelten. Die Testpersonen trugen außerdem ein bis
acht im Handel erhältliche Aktivitätsmonitore, um Daten wie Puls,
Sauerstoffsättigung des Blutes, Hauttemperatur, Anzahl
zurückgelegter Schritte, verbrauchte Kalorienmenge, Beschleunigung
und sogar Strahlenbelastung aufzuzeichnen. Zudem gaben die
Testpersonen regelmäßig Blutproben ab und wurden ihre Gene
analysiert. »Es sind wahnsinnig viele Daten gesammelt worden«,
schlussfolgert Professor Eric Topol vom Scripps Institut, der an den
Forschungen aber nicht beteiligt war. Da täglich mehr als 250.000
Messungen pro Person durchgeführt wurden, konnten die Forscher auch
pro Person sehen, wann bestimmte Messungen vom Durchschnitt abwichen.
Wenn jemand krank wird, ist das so vielleicht schon frühzeitig
festzustellen.
Krankheiten
vorhersagen
Ein
gutes Beispiel dafür ist die Geschichte von Professor Michael
Snyder, Hauptautor und Teilnehmer der Studie. Snyder reiste im
vergangenen Jahr mit dem Flugzeug nach Norwegen. Während des Fluges
entdeckte er, dass sein Puls und die Sauerstoffsättigung des Blutes
von den Normalwerten abwichen. Obwohl diese Werte sowieso bei jedem
zu Beginn des Fluges unterschiedlich sind, sollten sie sich während
des Fluges normalisieren. Das passierte bei Snyder nicht. Was stellte
sich heraus? Snyder war zwei Wochen vor Beginn der Reise von einer
Zecke gebissen worden und erkrankte deshalb an Lyme-Borreliose. Die
tragbaren Biosensoren registrierten die Veränderungen im Körper
lange, bevor er sich selbst krank fühlte.
Frühe
Entdeckung könnte Leben retten
Das
ist nur die Spitze des Eisbergs. »Wir haben mehr Sensoren in unserem
Auto als in unserem Körper«, schlussfolgert Snyder. »In Zukunft
sind die Rollen vertauscht.« Das bedeutet, dass Sensoren 24 Stunden
am Tag, sieben Tage die Woche im Auge behalten, wie Menschen sich
fühlen und vorhersagen können, was passieren wird. Dadurch kann
frühzeitig eingegriffen werden. Auf diese Weise könnten viele Leben
gerettet werden, wenn wir direkt eine Benachrichtigung auf dem
Smartphone erhalten, sobald sich ein Blutgerinnsel bildet oder bei
den ersten Anzeichen von Tumorwachstum. Momentan ist so etwas noch
Zukunftsmusik, doch dank der Forschungen von Snyder und seinen
Kollegen rückt diese Zukunft schon ein Stück näher.
Dr.
Smartphone is watching you
Kritiker
dieses Health-Tracking-Trends halten es für eine bedenkliche
Entwicklung, das Smartphone zum Arzt zu machen. Die bislang
angebotenen Apps für solche Fitness-Gadgets sind von sehr
unterschiedlicher Qualität. Zudem gibt es noch keine klaren
Qualitäts- und Sicherheitsstandards. Zwar gibt es in Deutschland
strenge Regelungen bei Medizin-Apps, aber die gelten nicht für
Gesundheits-Apps. Und die Kategorisierung in Medizin- oder
Gesundheits-App darf der Hersteller selbst vornehmen. Ein weiterer
Kritikpunkt sind die Datenschutzbestimmungen. Viele der
Gesundheits-Apps verstoßen gegen die aktuellen Anforderungen.
Ähnlich problematisch ist die Übertragung der Daten an die Server
der meist cloud-basierten Trackingsysteme. Laut Tests der TU
Darmstadt gibt es nicht genügend Schutzmechanismen, so dass es auch
mit wenigen Vorkenntnissen möglich ist, Daten bei der Übertragung
zu manipulieren.
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