Langanhaltender Stress kann bei über 50-jährigen Übergewicht
verursachen. Britische Wissenschaftler maßen dafür den
Cortisol-Gehalt im Haar.
Stress kennt jeder von uns. Ob auf
beruflicher oder privater Ebene, in der Schule oder während des
Studiums, irgendwann werden wir mit Stress konfrontiert. Solange
solche Stressphasen nur kurz sind, kann der Körper damit umgehen und
es kommt nicht zu gesundheitsschädigenden Auswirkungen. Schlimmer
ist es, wenn wir chronisch unter Stress stehen und eigentlich keine
Entspannungsphasen mehr erleben, dann können wir krank werden und
auch dick, wie britische Wissenschaftler nun wieder bestätigen.
Menschen, die unter chronischem Stress leiden, haben ein höheres
Risiko Übergewicht zu entwickeln, besonders wenn sie älter als 50
Jahre sind. Das ergab eine Studie in »Obesity«
mit mehr als 2.500 Männern und Frauen im Alter ab 54 Jahren.
Stresslevel der letzten zwei Monate
Wissenschaftler
der Langzeitstudie »Englisch Longitudinal
Study of Ageing« nahmen für die Studie von jedem Teilnehmer eine
Haarprobe. Im Haar lässt sich nämlich die Menge des Stresshormons
Cortisol im Körper ablesen. Die Haarprobe war zwei Zentimeter lang,
was etwa zwei Monaten Haarwachstum entspricht. Auf diese Weise konnte
der Cortisol- und daher Stressspiegel der vergangenen zwei Monate
gemessen werden.
Überzeugender Beweis
Studienleiterin
Sarah Jackson fand dabei eine Wechselbeziehung zwischen größeren
Mengen Cortisol und einem größeren Taillenumfang und
Body-Mass-Index. »Diese Ergebnisse sind der überzeugende Beweis,
dass chronischer Stress in Verbindung steht mit mehr Übergewicht«,
so Jackson.
Bei
Stress wird die Amygdala, die emotionale Alarmglocke im Gehirn,
besonders aktiv und sorgt dafür, dass allerlei Substanzen
freigesetzt werden, die den Körper in höchste Bereitschaft
versetzen. Cortisol ist eine dieser Substanzen, die während dieser
Reaktion zunimmt, und wird deshalb als Stressindikator verwendet.
Dabei sorgt das Cortisol dafür, dass mehr Glukose ins Gehirn
gelangt, damit der Körper besser mit der Stresssituation umgehen
kann. Die Ausschüttung von Cortisol wird durch Rezeptoren aktiviert,
die sich im Bauchfett befinden. Das könnte die Gewichtsveränderungen
erklären, die Cortisol verursachen kann.
Mehr Forschungen nötig
Weitere
und umfassendere Forschungen müssen die Verbindung zwischen Cortisol
und Übergewicht feststellen. Die Ursache-Wirkungs-Beziehung kann
nämlich auch umgekehrt gelten: Personen mit Übergewicht könnten
mehr Stress empfinden wegen beispielsweise gesundheitlicher Folgen,
die sie aufgrund ihres Übergewichtes befürchten müssen. Die
Wissenschaftler werden darum die Studie fortsetzen und das Gewicht
und den Cortisolspiegel der Teilnehmer alle vier Jahre bestimmen.
Das
ist nicht die erste Studie, aus der hervorgeht, dass Cortisol und
Übergewicht zusammenhängen. Aus Forschungen des
Erasmus-Medizinzentrums ging im Oktober 2016 hervor, dass Kinder mit
hohem Cortisolspiegel fast zehnmal so häufig übergewichtig sind als
Kinder mit wenig Cortisol im Blut.
Wozu brauchen wir Cortisol?
Ein
Zuviel an Cortisol macht uns krank, doch gänzlich ohne dieses Hormon
würden wir nur wenige Tage überleben. Cortisol hat zahlreiche
Funktionen und ist an vielen Vorgängen beteiligt: Regulierung des
Wachstums, Fett- und Eiweißstoffwechsel und Kohlenhydrathaushalt.
Cortisol sorgt dafür, dass dem Körper mehr Energie zur Verfügung
steht. Cortisol lässt die Körpertemperatur und den Blutdruck
steigen, aktiviert den Energiestoffwechsel, hemmt Schmerzen und
Entzündungen und bremst das Immunsystem. Cortisol wird hauptsächlich
in der zweiten Nachthälfte in den Nebennieren produziert und
erreicht morgens nach dem Aufstehen - zwischen 5 und 8 Uhr - sein
höchstes Level. Im Verlauf des Tages sinkt der Cortisol-Spiegel bis
auf ein Minimum zwischen Mitternacht und 4 Uhr morgens ab.
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