Tanzen ist eine ausgezeichnete und amüsante Art, um sich für
seine »alten Tage« zu rüsten. Tanzen besitzt viele Trümpfe, die
man bei klassischen Trainingsmethoden vermisst.
Altwerden, sollte man denken, ist eine Frage von Verschleiß. Aber
einen Menschen kann man nicht vergleichen mit einem alten Sessel oder
einem verschlissenen Hemd. Viele Körperteile und unser Geist sind
ausgesprochen langlebig. Sie funktionieren nahezu perfekt bis zu
unseren letzten Lebenstagen. Wenn sie Beschwerden machen, kommt das
eher durch einen Mangel an Bewegung. Wir benutzen sie zu wenig.
Muskeln, die keine Arbeit leisten müssen, bauen ab. Genauso wie
unser Gehirn nicht besser funktioniert, wenn wir es nicht einsetzen.
Wer frisch und munter die Hundert erreichen will, muss Gehirn und
Körper pflegen. Man sieht immer mehr Senioren, die sich
pflichtbewusst darauf konzentrieren. Sie lösen Kreuzworträtsel,
Sudokus oder machen Gedächtnisspiele, um das Gehirn zu trainieren.
Aber in der Praxis bringt das kaum Vorteile; sie werden nur besser im
Kreuzworträtsel lösen.
Einzigartige
Bewegungen
In der wissenschaftlichen Welt ist kürzlich ziemlich viel
Aufmerksamkeit fürs Tanzen entstanden. Das erweist sich als
überraschend vielseitige Aktivität, die einige klassische Formen
von Körperbewegung in den Schatten stellt. Zum Beispiel
Gerätetraining im Fitnessraum. Die Geräte zwingen einen zur einer
Serie von Übungen, die man fast gedankenlos ausführen kann und die
nach einiger Zeit todlangweilig werden. Welch ein Unterschied zum
Tanzen! Die abwechslungsreichen Bewegungen und Reaktionsmuster
bringen nicht nur jeden Muskel im Körper in Bewegung, auch das
Gleichgewicht wird intensiv trainiert. Das führt zu einer Art
flüssigem Gleichgewicht, dass mit vielen anderen Sportarten nicht
erreicht werden kann.
Raus aus den
Alltagsbewegungen
Tanzen bringt einen oft an die Grenze seiner Komfortzone, was einen
zur Aufmerksamkeit zwingt. Es mündet schließlich in einer
selbstsicheren Körperhaltung, so dass Senioren wieder aufs Neue den
Informationen vertrauen, die ihr Körper mitteilt und nicht nur auf
visuelle Informationen, die häufig ein wichtiger Grund dafür sind,
dass sie sich weniger bewegen. Nachlassende Sehfähigkeit macht
unsicher. Die positive Wirkung des Tanzens zeigt sich konkret in
einem besseren zentralen Gleichgewicht, einem stabileren und
selbstsichereren Gang und schnelleren und genaueren Reaktionen. Es
gibt noch keinen Beweis, dass Tanzen das Risiko für Fallen erheblich
senkt, aber all diese Faktoren sind Stück für Stück entscheidend
für die Fallprävention im täglichen Leben. Natürlich erzielen
Senioren auch die üblichen Vorteile aus der Bewegung. Herz und
Blutgefäße bleiben flexibler und vertragen Belastungen besser. Der
Blutzuckerspiegel bleibt besser unter Kontrolle. Die Muskeln
funktionieren wie sie sollen und vieles mehr. Der griechische Tanz
Sirtaki lässt Senioren laut einer Studie
sogar höher springen und weiter laufen.
Tanzen mit
Schwung hat die größte Wirkung
Ballett, Volkstanz, Aerobic, Swing, Rock..., für praktisch alle
Tänze gilt, dass sie positive Wirkungen haben, in dem Maße wie sie
öfter, intensiver und variierter ausgeübt werden.
Lateinamerikanische Tänze wie Salsa, Cha-cha-cha oder Merengue
verbessern laut einer Studie
die körperliche Fitness und senken das Risiko für Herzkrankheiten.
Nur beim Slow oder Schieber, wenn man zu zweit eng
aneinandergeschmiegt langsam übers Tanzparkett gleitet, kommt die
körperliche Anstrengung und Bewegung ein wenig zu kurz und bringt
keinen besonderen Gesundheitsvorteil. Aber wahrscheinlich ist das bei
dieser Art von Tänzen eigentlich auch nicht der Sinn...
Mentaler Kick
fürs Gehirn
Tanzen ist in jedem Fall ein mentaler Kick fürs Gehirn. Die »grauen
Zellen« müssen ganz schön arbeiten, um die vielen verschiedenen
Aufgaben flott abzuarbeiten: der Musik folgen, Rhythmus
interpretieren und entsprechend bewegen, aufpassen, dass man dem
Tanzpartner nicht auf die Zehen tritt, die Bewegungen flüssig
aufeinanderfolgen lassen, auf die anderen Leute auf dem Tanzparkett
achten, Gleichgewicht halten und nicht zuletzt das Ganze genießen.
Wird mit mehr Kreativität getanzt, dann setzt man das Gehirn
förmlich unter Hochspannung. Man muss blitzschnell reagieren,
Schritte variieren und vieles mehr. Alles was das Gehirn zu bieten
hat, kommt dann zum Zuge: Gefühle, Intelligenz, Wahrnehmung,
Planung, kontrollierte Ausführung, Gedächtnisfunktion, räumliche
Wahrnehmung. Es hält die Nervenzellen und ihre Verbindungen jung und
frisch.
Gegen Einsamkeit
und Schmerzen
Gleichzeitig ist man nicht einsam und alleine auf der Welt. Tanzen
ist eine soziale Aktivität und stellt auf diese Weise ein
ausgezeichnetes Gegenmittel gegen Vereinsamung dar, die sehr viele
Senioren in ihre Wohnungen einschließt. Man teilt die Freude mit
vielen Menschen um einen herum. Tanzen macht man eben auch zum Spaß.
Genießen von Körper, Musik und Gesellschaft. Es kann einen so in
Anspruch nehmen, dass Grübeln keine Chance hat und alle Sorgen in
den Hintergrund rücken. Man könnte es sogar als eine Form von
Meditation bezeichnen, weil Tanzen den Kopf wirklich leeren kann.
Musik hilft sogar buchstäblich dabei, Schmerzen zu vertreiben. Das
sieht man unter anderem bei Menschen mit Gelenkbeschwerden und
Rheuma. Im Takt der Musik haben sie oft viel weniger Beschwerden und
bewegen sich deutlich geschmeidiger.
Tanzveranstaltungen
weniger verbreitet
Ein Nachteil des Tanzens ist, dass man danach suchen muss. An jeder
Straßenecke findet man heute einen Sportverein oder ein
Fitnessstudio. Aber mit Tanzveranstaltungen ist das etwas
schwieriger. Im Sommer gibt es viele Festivals, wo man oft kostenlos
an der frischen Luft das Tanzen genießen kann. Abgesehen davon muss
man sich bei Tanzsportvereinen oder speziellen Seniorenangeboten
erkundigen. Sie organisieren sogar Tanzferien und Reisen ins Ausland.
Tanzen ist so vielseitig und so positiv für den Körper, dass man
jedem nur raten kann, keine Gelegenheit dafür auszulassen. Ein altes
Sprichwort besagt schließlich schon: »Wer rastet, der rostet.«
Also rauf auf’s Tanzparkett und fröhlich das Tanzbein geschwungen!
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