Wissenschaftler haben festgestellt, dass zuviel Zucker im Blut ein
Eiweiß hemmt, das normalerweise den Beginn der Alzheimer-Krankheit
bekämpft.
Weltweit leiden etwa 50 Millionen
Menschen an Alzheimer und die Zahl soll bis zum Jahr 2050 auf mehr
als 125 Millionen ansteigen. Bei dieser neurodegenerativen Erkrankung
formen Eiweißablagerungen im Gehirn sogenannte Plaques, die die
Nervenzellen schädigen und die Hirnfunktionen fortschreitend
beeinträchtigen. Mediziner wissen, dass Diabetes-Patienten ein
höheres Risiko haben, an Alzheimer zu erkranken. Doch die aktuellen
Forschungen beweisen erstmals, dass Zucker mit der Gehirnerkrankung
in Verbindung steht. In einer beispiellosen Studie
fanden Wissenschaftler einen Wendepunkt, an dem der Glukosespiegel im
Blut anfängt, ein Eiweiß zu hemmen, dass normalerweise die frühen
Stadien von Alzheimer bekämpft. Eine Ernährung mit viel Zucker
könnte also zu Alzheimer führen, warnen die Experten der britischen
Universität Bath und des King’s Colleges London.
Ein
wichtiges Protein wird außer Kraft gesetzt
Wenn
der Glukosespiegel einmal die Schwelle überschritten hat,
beeinträchtigt das die Leistung eines lebenswichtigen Proteins, das
normalerweise Entzündungsprozesse im Gehirn bekämpft, die mit
Demenz in Verbindung gebracht werden. Die Studie baut auf frühere
Forschungen auf, die zeigten, dass Diabetes das Risiko für die
Entwicklung von Alzheimer und vaskulärer Demenz erhöht. Eine
vaskuläre Demenz wird von Durchblutungsstörungen im Gehirn
verursacht und ist nach Alzheimer die häufigste Form von Demenz.
Doch die aktuelle Studie ist der erste wissenschaftliche Beweis, der
erklärt, warum überhöhte Blutzuckerspiegel oder Hyperglykämien
Einfluss auf die Gehirnleistung haben.
Ein
weiterer Grund, den Zuckerkonsum einzuschränken
»Ein
Übermaß an Zucker ist bekannterweise schlecht für uns, wenn es um
Diabetes und Übergewicht geht, aber dieser potenzielle Link mit der
Alzheimer-Erkrankung ist ein weiterer Grund, den Zuckerkonsum in
unserer Ernährung zu kontrollieren«, sagt Dr. Omar Kassaar von der
Universität Bath.
Bei
Alzheimer formen abnormale Eiweißansammlungen Plaques und Knäuel im
Gehirn, was das Gehirn fortschreitend schädigt und so zu einem
schweren Rückgang der Hirnleistung führt. Frühere Studien kamen
bereits zu der gesicherten Erkenntnis, dass Glukose und seine
Abbauprodukte Proteine in den Zellen schädigen, nämlich über eine
als Verzuckerung oder Glykation bezeichnete Reaktion. Aber die
spezifische molekulare Verbindung zwischen Glukose und Alzheimer war
unklar.
Jetzt
haben Wissenschaftler diese Verbindung aufgeklärt, in dem sie 30
Hirngewebeproben von Patienten mit und ohne Alzheimer auf diese
Eiweiß-Verzuckerung untersuchten, eine Veränderung, die durch hohe
Blutzuckerspiegel verursacht wird.
Geschädigtes
Enzym lasst die Krankheit forschreiten
Die
Wissenschaftler entdeckten, dass in den Anfangsstadien von Alzheimer
die Glykation ein Enzym namens MIF (macrophage migration
inhibitory factor) schädigt, das eine Rolle bei der Immunreaktion
und der Insulinregulierung spielt. MIF ist beteiligt an der Reaktion
der Gliazellen im Hirn auf die Ansammlungen unnormaler Proteine
während einer Alzheimer-Erkrankung. Man glaubt, dass die Hemmung und
Reduzierung der MIF-Aktivität durch die Verzuckerung den Wendepunkt
beim Fortschreiten der Krankheit darstellt. Es zeigt sich, dass bei
einer voranschreitenden Alzheimer-Erkrankung, die Verzuckerung dieses
Enzyms zunimmt.
Wissenschaftler
suchen nach ähnlichen Veränderungen im Blut
Professor
Jean van den Elsen von der Abteilung Biologie und Biochemie der
Universität Bath, sagt: »Wir haben gezeigt, dass dieses Enzym im
Gehirn von Alzheimer-Patienten schon im Anfangsstadium durch die
Glukose verändert ist. Wir untersuchen nun, ob wir ähnliche
Veränderungen im Blut finden können. Normalerweise wäre MIF Teil
der Immunantwort auf die abnormalen Protein-Ansammlungen im Gehirn.
Weil die Zuckerschäden einige MIF-Funktionen reduzieren und manche
sogar ganz blockieren, könnte dass der Umkehrpunkt sein, der es
ermöglicht, dass die Alzheimer-Krankheit sich entwickelt.« Dr. Rob
Williams, ebenfalls von der Abteilung Biologie und Biochemie, fügt
hinzu: »Wir wissen, dass dies sehr wichtig ist, um eine Chronologie
zu entwickeln, wie Alzheimer fortschreitet. Gleichzeitig hoffen wir,
dass es uns hilft, diejenigen zu identifizieren, die ein Risiko für
Alzheimer haben und dass wir neue Behandlungen finden oder Wege, der
Krankheit vorzubeugen.«
Doppelt
so hohes Demenz-Risiko bei Diabetes
Dr.
Clare Walton, Forschungsleiterin bei der Alzheimer-Gesellschaft,
sagt: »Wir wissen, dass Diabetes, das Risiko eine Demenz zu
entwickeln, verdoppeln kann. Aber wir verstehen immer noch nicht
richtig, wie die beiden Erkrankungen zusammenhängen; diese Studie
liefert uns einen wesentlichen Anhaltspunkt. Die Wissenschaftler
haben einen spezifischen Effekt von hohem Blutzucker auf ein Enzym im
Gehirn von Alzheimer-Patienten festgestellt, der einen plausiblen
biologischen Mechanismus für die Verbindung der beiden Krankheiten
zeigt. Weil Diabetes weltweit immer noch zunimmt, kann ein besseres
Verständnis dafür, wie das die Gehirnzellen beeinflusst, nützlich
sein, um Diabetikern zu helfen, mit ihrem Demenz-Risiko umzugehen.
Die Alzheimer-Gesellschaft finanziert momentan eine klinische Studie,
um zu sehen, ob ein Diabetesmedikament auch zur Behandlung von Demenz
verwendet werden kann.«
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.