Die
Brennnessel ist eine der ersten Pflanzen, die nach dem Winter - Ende
Februar bis Anfang März - zu wachsen beginnt. Vertieft man sich in
die Geschichte der Brennnessel, erweist sich Urtica als
eine äußerst faszinierende Pflanze.
Die Schule des Hippokrates, der
als Vater der Medizin gilt, kannte bereits im vierten Jahrhundert vor
Christus die Wirkung der Brennnessel gut, vor allem bei der
Hautkrankheit Urticaria, besser bekannt als Nesselfieber. Der Name
Urtica dioica kommt
vom lateinischen Wort „uro“, übersetzt „ich brenne“. Das
weist auf den brennenden Charakter der Pflanze hin. Die winzigen
Brennhaare an den Blattunterseiten und am Stängel brechen bei der
leichtesten Berührung ab und sind nadelspitz. Sie dringen daher auch
leicht in die Haut ein und geben dann eine brennende Flüssigkeit ab,
die unter anderem Ameisensäure, Acetylcholin und Histamin enthält.
Medizinisch werden vor allem die Große Brennnessel (Urtica
dioica) und die Kleine
Brennnessel (Urtica urens)
eingesetzt.
Brennnessel:
vielseitig verwendbar
Die
Beziehung zwischen der Krankheit Urticaria in den römischen Schulen
und Urtica liegt dann auch auf der Hand. Aber was nur wenige Menschen
wissen ist, dass die Pflanze für sehr viel mehr Zwecke verwendet
wird. Ab der Bronzezeit bis zum 17. Jahrhundert wurde in einigen
nördlichen Ländern die Faser viel benutzt um Seile, Tücher und
Angelschnüre herzustellen. Auch zur Papierherstellung verwendete man
Brennnessel. Besonders in Notzeiten aß man gekochte
Brennnesselblätter als Gemüse. Aus den kräftigen Fasern der
Stängel webte man eine Art Stoff, eine Anwendung, die unsterblich
wurde durch Hans Christian Anderson‘s Märchen „Die wilden
Schwäne“, in dem die Prinzessin Hemden aus Brennnesseln weben
musste, um ihre in Schwäne verzauberten Brüder zu retten.
Brennnessel:
der weltweite Alleskönner
Seit
dem alten Griechenland bis in die heutige Zeit wird die Brennnessel
in großem Umfang von Kräuterkundigen weltweit verwendet. Im ersten
Jahrhundert nach Christus berichteten die griechischen Ärzte
Dioskurides und Galen, dass das Blatt der Brennnessel harntreibend
wirke und abführende Eigenschaften besäße. Und es war hilfreich
bei Asthma, Rippenfellentzündung und Milzkrankheiten. Mit einem
Verband, getränkt in Wasser mit Blatt und Stängel der Brennnessel,
stoppte man in der amerikanischen Heilkunde blutende Wunden. In der
brasilianischen Kräutermedizin wird die ganze Pflanze zur Behandlung
starker Menstruationsblutungen, gegen Durchfall, Diabetes, Harnwegs-
und Atemwegserkrankungen sowie Allergien eingesetzt. Mit
Brennnessel-Extrakt behandelt man äußerlich Hautprobleme. So wird
in Peru die Brennnessel äußerlich bei Entzündungen, Ischias,
Wunden und Kopfläusen aufgetragen. In Deutschland wird bis heute
Brennnessel als pflanzliches Mittel bei Prostata-Erkrankungen und als
harntreibendes Diuretikum verkauft. Zudem ist Brennnessel Bestandteil
vieler anderer Medizinpräparate. Besonders die Wurzel wird als
harntreibendes Mittel empfohlen, um die Beschwerden bei einer
Prostatavergrößerung sowie anderen Prostataproblemen zu lindern.
Man kann deshalb sagen, dass die Brennnessel ein beliebtes
Universalkraut ist und von fast allen Kräuterkundigen eingesetzt
wird. Die Brennnessel gilt als besonders vielseitig einsetzbar.
Brennnessel stärkt und unterstützt den gesamten Organismus. Darüber
hinaus wird die Brennnessel in ganz Europa als traditionelle
Frühjahrskur und zur allgemeinen Entgiftung gegeben. Durch ihre
abführende Wirkung hilft sie dem Körper beim Abtransport
angesammelter Abfallstoffe. Besonders die Reinigung über die Nieren
ist bekannt; Brennnessel wird darum häufig angewendet bei
Harnwegsinfektionen, Nierensteinen und Gicht. Und besonders die
Kombination von Brennnessel und Chlorella-Algen bildet eine wirksame
Methode und eine ausgezeichnete Kur, um den Körper von
Schwermetallen, Pestiziden und Giften zu befreien.
Wirksame
Bestandteile
Die
bekanntesten Inhaltsstoffe der Brennnessel sind:
-
der Bitterstoff Cnicin
-
Gerbstoffe wie Ameisensäure
-
Schleimstoffe
-
ätherische Öle
-
Chlorophyll
-
Indole (zum Beispiel Histamin und Serotonin)
-
der Nervenbotenstoff Acetylcholin
-
Vitamine C, B, E und K
-
Betacarotin
-
Eisen
-
Kalium
-
Kalzium
-
Magnesium
-
Schwefel
-
Mangan
-
Silizium (besonders in den Brennhaaren)
-
und Ballaststoffe.
Die
Substanzen, die den stechenden und brennenden Schmerz der Brennhaare
verursachen, sind Acetylcholin, Histamin, Serotonin und kleine Mengen
Leukotriene, die an chronischen Entzündungen beteiligt sind. Hinzu
kommt das blutverdünnende Cumarin Scopoletin, Flavonoide,
Fettsäuren, Terpene, Proteine, Vitamine und Mineralien. Je nach
Standort liefert die Brennnessel zwei- bis viermal so viel Eisen wie
ein Rindersteak.
Die
Anwendungsgebiete
Allergische
Rhinitis (allergischer Schnupfen)
Brennnesselextrakt
beeinflusst die wichtigsten Rezeptoren und Enzyme, die mit
allergischem Schnupfen in Verbindung gebracht werden. Aus
verschiedenen Studien ging hervor, dass die Brennnessel hierbei eine
Rolle spielt. Im Labor bremste ein Brennnesselextrakt verschiedene
Entzündungsprozesse, die die Symptome von jahreszeitbedingten
Allergien hervorrufen. Bemerkenswert ist, dass insbesondere Histamin,
das gerade die Allergiesymptome verursacht, konzentriert in der
Brennnessel vorkommt. Es scheint widersprüchlich, dass eine Pflanze,
die Histamin enthält, unsere Histamin-Reaktion bremst, wenn sie
eingenommen wird. Aber wissenschaftliche Studien lassen daran keinen
Zweifel. Auch klinische Untersuchungen an Patienten zeigen, dass
Brennnesselkapseln bei Menschen mit Heuschnupfen das Niesen und
Jucken vermindern. Manche Ärzte raten dazu, rechtzeitig vor der
Allergie-Saison ein gefriergetrocknetes Brennnessel-Präparat
einzunehmen.
Asthma
Es
gibt wohl historisches Material über die heilende Wirkung von
Brennnessel bei unter anderem Asthma, aber der algerische
Wissenschaftler Hanene Zemmouri wollte die bioaktiven Substanzen
untersuchen, die möglicherweise an anti-asthmatischen Aktivitäten
beteiligt sind. Er untersuchte die Wirkung von
Brennnesselblätterextrakt, dessen Anwendung in Algerien Tradition
hat. Für die Studie teilte er ausgewachsene männliche Wistar-Ratten
in vier Gruppen ein, die den Extrakt und Hühnereiweiß erhielten, um
eine Reaktion herauszufordern. Nach 25 Tagen wurden Blut- und
Gewebeproben analysiert. Die oxidativen Stressparameter wurden
bewertet in den Lungen, in der Leber und den roten Blutkörperchen.
Anschließend wurden die Zusammenhänge zwischen den Markern von
Atemwegsentzündungen und oxidativem Stress untersucht. Die
Ergebnisse zeigten, dass der Extrakt die Entzündungsparameter
deutlich senkt.
Prostataprobleme
Die
Brennnessel wird gegenwärtig vor allem in Deutschland bei einer
gutartigen Vergrößerung der Prostata angewendet. Forschungen haben
nämlich gezeigt, dass die Anwendung von Brennnesselextrakt –
manchmal in Kombination mit Sägepalme – die Beschwerden lindert
und die Blasenfunktion kräftigt. Der Urinstrahl wird stärker, die
Blase lässt sich besser vollständig leeren und der ständige
Harndrang nimmt ab. Diese Symptome werden verursacht durch eine
vergrößerte Vorsteherdrüse, die auf die Harnröhre drückt. Die
Brennnessel kann mit anderen Heilpflanzen wie afrikanischer
Pflaumenbaumrinde oder Sägepalme kombiniert werden. Das ergibt eine
breitere Wirkung als Brennnessel alleine und verringert auch die
Entzündung und Schwellung bei chronischer Prostataentzündung. Auch
die Vergrößerung der Prostata soll auf diese Weise vermindert
werden.
Rheuma und
Arthrose
Brennnessel
wird traditionell bei rheumatischen Gelenkerkrankungen eingesetzt. 50
Gramm gedämpfte Brennnessel konnten in einer Studie Schmerzen,
Steifigkeit und Bewegungseinschränkungen bei Rheuma-Patienten soweit
lindern, dass die Patienten die tägliche Dosierung ihres
Schmerzmittels Diclofenac von 200 auf 50 Milligramm senken konnten.
Und auch bei Arthrose dämpft Brennnesselextrakt die Schmerzen und
erhöht die Beweglichkeit. Der Extrakt hemmt verschiedene
Entzündungsbotenstoffe, die bei Arthrose im Mittelpunkt stehen.
Besonders die Kaffeoyläpfelsäure beugt der Produktion und
Ausschüttung von Substanzen vor, die Entzündungen in den Gelenken
hervorrufen oder verschlimmern. Zusätzlich wird verhindert, dass
knorpelabbauende Enzyme den Gelenkknorpel weiter schädigen.
Reinigung und
Entgiftung
Die
wichtigste Fähigkeit der Brennnessel ist ihre Reinigungs- und
Entgiftungsfunktion. Die harntreibende Wirkung der Brennnessel steht
in einem besonders guten Ruf. Es ist daher auch nicht verwunderlich,
dass bei vielen akuten oder chronischen Beschwerden als Folge von
Übersäuerung und Verschlackung des Körpers, die Pflanze wegen
ihrer entwässernden Eigenschaften angewendet wird. So können auch
verschiedene Hautprobleme effektiv mit Brennnessel behandelt werden.
Außerdem lassen sich die positiven Eigenschaften der Brennnessel
durch eine Kombination mit anderen Heilpflanzen verstärken oder
anfüllen. Das sieht man insbesondere bei einer Kombination von
Brennnessel mit Sägepalme oder Chlorella-Algen. Die Sägepalme ist
ein hochwirksames pflanzliches Arzneimittel bei gutartiger
Prostatavergrößerung und Chlorella bindet Schadstoffe und
Schwermetalle und fördert die Entgiftung des Körpers.
Mögliche
Nebenwirkungen der Brennnessel
Im
Allgemeinen denken Menschen, dass Brennnessel ungefährlich ist.
Dennoch kann die Brennnessel Nebenwirkungen verursachen, wie
Magenreizungen, Flüssigkeitsansammlungen, Schwitzen, Durchfall oder
Hautausschlag. Die Berührung einer Brennnesselpflanze kann eine
allergische Hautreaktion auslösen. Tragen Sie niemals Brennnessel
auf offene Wunden auf. Schwangere Frauen sollten den Kontakt mit
Brennnesselpflanzen vermeiden, weil die Inhaltsstoffe eine hormonelle
Wirkung haben und eine Fehlgeburt auslösen können. Weil die
Brennnessel den Blutzuckerspiegel beeinflussen kann, müssen auch
Diabetiker vorsichtig sein. Ebenfalls ist Vorsicht geboten bei
niedrigem Blutdruck und bei der Einnahme von blutverdünnenden
Medikamenten. Brennnessel kann die Blutgerinnung verändern und die
Wirkung entsprechender Arzneimittel verstärken oder abschwächen.
Quellen:
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