In
der nahen Zukunft kann man die Grippeimpfung selbst durchführen.
Ganz ohne Spritze. Einfach ein Pflaster aufkleben und fertig.
Vielen
ist die jährliche Grippeimpfung ein Gräuel. Auch wenn es nur ein
kleiner Pieks ist. Daher ist die Impfquote auch entsprechend gering.
Nur etwa 30 Prozent der erwachsenen Bevölkerung lassen sich laut
Angaben des Robert-Koch-Instituts jährlich gegen Influenza-Viren
impfen. Sogar bei chronisch Kranken liegt die Anzahl derer, die eine
Grippeimpfung in Anspruch nehmen, mit rund 40 Prozent äußerst
niedrig. Doch die Gefahren einer Influenza-Infektion werden
unterschätzt. Immungeschwächte Personen wie Senioren ab 60 und
Menschen mit chronischen Erkrankungen des Stoffwechsels wie Diabetes,
Herz-Kreislauf-Krankheiten, Erkrankungen der Atemwege, neurologischen
Krankheiten sowie Leber- und Nierenproblemen sollten sich jährlich
impfen lassen. Denn bei diesen Personengruppen besteht ein erhöhtes
Risiko, dass eine Influenza-Infektion schwerer oder sogar tödlich
verläuft.
Ein Pflaster
soll die Spritze ablösen
Alle,
die Spritzen, Nadeln und Injektionen verabscheuen, können in naher
Zukunft aufatmen. Denn die Grippespritze soll durch ein Pflaster
ersetzt werden. Das Pflaster ist mit Mikronadeln ausgestattet, die
den Grippeimpfstoff schmerzlos in die Haut einbringen. Diese Methode
ist nicht nur ein Stück angenehmer für den Patienten, sondern auch
wesentlich kostengünstiger, da das Impfserum vom Empfänger selbst
verabreicht werden kann. Zudem lassen sich die Pflaster mit dem
Impfstoff lange aufbewahren, ohne dass sie gekühlt werden müssen.
Klinische
Tests bestätigen die Wirkung
Es
scheint beinahe zu schön, um wahr zu sein. Aber die neue Studie im
Fachmagazin „The
Lancet“ zeigt,
dass diese neue Impfmethode tatsächlich funktioniert.
Wissenschaftler untersuchten 100 Testpersonen, verteilt in vier
Gruppen. In der ersten Gruppe wurden die Pflaster mit dem
Grippeimpfstoff von Pflegekräften verabreicht. In der zweiten Gruppe
machten die Testpersonen das selbst. In der dritten Gruppe
verabreichten Pflegekräfte den Impfstoff mit der herkömmlichen
Grippespritze. Die Teilnehmer der vierten Gruppe erhielten von
Pflegekräften ein Pflaster ohne Wirkstoff.
Kaum
Nebenwirkungen
Die
Studie zeigt, dass der Grippeimpfstoff, der über das Pflaster
verabreicht wird, genauso wirksam ist wie ein Impfstoff, der
injiziert wird. Zudem war es für die Testpersonen kein Problem, dass
Impf-Pflaster selbst anzubringen. Nebenwirkungen traten ebenfalls
kaum auf. Im schlimmsten Fall zeigte sich eine leichte Hautrötung
mit geringem Juckreiz an der Stelle, wo das Pflaster aufgeklebt
wurde. Diese Beschwerden verschwanden nach einigen Tagen von selbst.
Es wurden keine neuen chronischen oder grippeähnliche Erkrankungen
registriert. Die anhand von Blutproben ermittelte Antikörper-Bildung
war in der Pflastergruppe ähnlich gut wie bei Patienten mit
herkömmlicher Grippe-Impfung und hielt auch für sechs Monate an.
Mehr als 70 Prozent der Pflaster-Anwender würden zukünftig die
Pflaster-Impfung oder eine Nasenspray-Impfung bevorzugen.
Höhere
Motivation für eine Grippeimpfung
Die
Wissenschaftler hoffen, dass diese neue Impf-Methode dazu führt,
dass sich mehr Menschen gegen Grippe impfen lassen. „Menschen haben
viele Gründe, sich nicht gegen Grippe impfen zu lassen“, behauptet
Mark Prausnitz, Professor für chemische und biomolekulare Technik am
Georgia Institute of Technology. „Einer der wichtigsten Gründe für
die Entwicklung dieser Technologie war: Impfstoffe für mehr Menschen
zugänglich zu machen. Momentan muss man für eine Grippeimpfung zum
Arzt, der den Impfstoff injiziert. Der Impfstoff wird im Kühlschrank
gelagert und die benutzte Injektionsnadel muss auf sichere Weise
entsorgt werden. Ein Pflaster kann man mitnehmen, zu Hause für
einige Minuten auf die Haut kleben, wieder abziehen und wegwerfen,
weil die Mikro-Nadeln sich aufgelöst haben. Die Pflaster können
auch außerhalb des Kühlschranks aufbewahrt werden, das heißt, man
kann sie sogar per Post verschicken.“
Die
Wissenschaftler arbeiten nun auch daran, Pflaster mit Mikronadeln für
die Verwendung mit anderen Impfstoffen gegen Masern, Röteln und
Kinderlähmung zu entwickeln.
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