Wenn
das Verlangen nach Süßem einsetzt, ist das Letzte, woran wir
denken, unsere psychische Gesundheit. Wissenschaftler glauben jetzt,
dass das ein Fehler ist.
Wir
alle kennen das zur Genüge. Nach einem aufreibenden und
anstrengenden Tag, kommt man schlecht gelaunt nach Hause und versucht
zu entspannen. Man möchte den Stress hinter sich lassen, den Tag
abhaken und sich selbst ein wenig belohnen für alle Mühen und
Anstrengungen. Wenn man dann endlich die Füße hochlegen kann,
schleicht er sich langsam, aber unwiderruflich an: Der Heißhunger
auf Eiscreme, Gummibärchen, Schokolade und alles, was irgendwie süß
ist. Doch inzwischen gibt es wissenschaftliche Beweise für eine
Verbindung zwischen Zucker und psychischer Gesundheit und es sind
nicht nur Süßigkeiten, die unsere tägliche Zuckerration in die
Höhe treiben.
Zucker macht
Männer depressiv
Erst
kürzlich berichtete eine Studie
darüber,
dass Männer, die viel Zucker essen, ein deutlich höheres Risiko für
Depressionen haben. Man könnte nun argumentieren, dass depressive
Gefühle erst den Konsum von Zucker anregen und nicht andersherum.
Aber besonders interessant an dieser Studie war, dass die
Wissenschaftler ein mathematisches Modell verwendeten, um genau
dieses Phänomen – genannt umgekehrte Kausalität –
auszuschließen. Die Ergebnisse zeigten, dass der Zuckerkonsum vor
der Depression stattfand und nicht eine Folge von depressiven
Emotionen war.
Obwohl
sich inzwischen zunehmend Studien mit den Auswirkungen von Ernährung
auf die psychische Gesundheit befassen, ist es schwierig, die genauen
Ursachen und Mechanismen zu erforschen, die beides verbindet. Was
lässt sich beweisen? Und wie kann ein simples Molekül wie Zucker,
einen solch verheerenden Schaden in unserem Gehirn anrichten?
Psyche und
Ernährung stehen in Verbindung
Schon
im Jahr 2002 galt Zucker bei einer Studie
des gesamten Zuckerkonsums pro Person in sechs verschiedenen Ländern
als Risikofaktor für ein vermehrtes Auftreten schwerer Depressionen.
Seitdem haben etliche weitere Wissenschaftsteams die Auswirkungen von
Ernährung auf die Psyche untersucht. Beispielsweise war der Konsum
von stark verarbeiteten Nahrungsmitteln und Fast Food, einschließlich
Hamburger, Pizza und Frittiertem, bei Jugendlichen
und Erwachsenen
mit einer höheren Rate von Depressionen verbunden. Dasselbe fand man
auch bei amerikanischen Senioren,
die sich sehr zuckerhaltig ernährten.
Zuckerhaltige
Erfrischungsgetränke, besonders Limonaden, sind auf der
Beliebtheitsskala enorm gestiegen und werden weltweit konsumiert.
Eine chinesische Studie
mit Erwachsenen, die traditionell ungesüßten Tee trinken, zeigte,
dass diejenigen, die mehr Softdrinks zu sich nahmen, häufiger an
Depressionen erkrankten. Obwohl diese Studien nicht durchgeführt
wurden, um den biologischen Mechanismus von Zucker auf die psychische
Gesundheit herauszufinden, tragen sie dennoch zur wissenschaftlichen
Beweislage bei, dass ein Zusammenhang zwischen beiden besteht.
Die
Wissenschaft vom Zucker
Zucker
sind einfache Kohlenhydratmoleküle. Weil sie für die Funktion
unserer Zellen und Organe lebenswichtig sind, besitzt unser Körper
hoch entwickelte Mechanismen, um komplexe Kohlenhydrate in einfachen
Zucker umzuwandeln. Deshalb braucht er nicht zur Ernährung
hinzugefügt zu werden und die American Heart Association (AHA)
erklärt in einem Statement,
dass „unser Körper keinen Zucker braucht, um normal zu
funktionieren.“
Wichtig
ist, dass unser Körper nicht zwischen Zucker aus unterschiedlichen
Quellen unterscheiden kann. Ob aus weißem Haushaltszucker, Honig,
Melasse, Maissirup, Traubensaftkonzentrat, Obst oder Milch: Unser
Körper geht mit dem Zucker immer gleich um. Die American Heart
Association empfiehlt eine tägliche Höchstmenge von sechs
Teelöffeln Zucker für Frauen und neun Teelöffeln für Männer. Zur
Verdeutlichung: Eine Dose Cola enthält 8,25 Teelöffel Zucker,
während eine kleine Banane etwa drei Teelöffel Zucker liefert. Es
ist klar, dass ausgiebiger Zuckerkonsum schlecht für die Zähne ist
und zu einer Gewichtszunahme führen kann, aber warum sollte Zucker
schlecht sein für unsere Psyche?
Zucker und
Nervenzellen
Nervenzellen
sind sehr sensible Zellen und nicht gut vorbereitet auf hohe
Zuckerwerte. Tatsächlich sind Diabetiker durch Nervenschäden
gefährdet und Wissenschaftler beginnen gerade erst zu verstehen, wie
ein hoher Blutzuckerspiegel das verursacht. Eine chinesische Studie
an diabetischen Ratten zeigte, dass ein hoher Blutzuckerspiegel zu
Entzündungen, Schädigungen und zum Absterben der Nervenzellen im
Gehirn führt. Die Wissenschaftler zeigten weiterhin, dass
Nervenzellen im Labor vermehrt Entzündungen entwickelten, wenn sie
größeren Glukosemengen ausgesetzt wurden. Diese Ergebnisse brachten
etwas mehr Klarheit in die biologischen Signalwege, die dabei eine
Rolle spielen. Wichtig vor allem ist, dass es einen starken
Zusammenhang zwischen Diabetes und der Alzheimererkrankung gibt, was
die Behauptung unterstützt, dass Zuckertoxizität eine Rolle für
die Gesundheit des Gehirns spielt.
Zucker
beeinträchtigt die Gehirnleistung
Eine
Überprüfung
verschiedener Studien durch Prof. Dr. Margaret Morris, Pharmakologin
an der University of New South Wales im australischen Sydney, ergab,
dass ein hoher Zuckerkonsum bei Senioren mit leichten Einschränkungen
der Gehirnleistung einhergeht. Auch bei Kindern beeinflusst viel
Zucker die Gehirnfunktion negativ. Das Wissenschaftsteam um Prof. Dr.
Morris zeigte darüber hinaus, dass Ratten schon fünf Tage nach dem
Beginn einer zuckerreichen Ernährung, Probleme mit dem
Wiedererkennen von Orten bekommen. Das wurde zusätzlich von
großflächigen Entzündungen und oxidativem Stress im Gehirn der
Tiere begleitet.
Doch
wie können wir unser Gehirn davor bewahren, der süßen Versuchung
zum Opfer zu fallen, solange Wissenschaftler noch nach den genauen
Mechanismen suchen, wie Zucker die mentale Gesundheit beeinflusst?
Die
Fallstricke von Zucker vermeiden
Zucker
aus der Ernährung zu verbannen, ist leichter gesagt als getan. Wir
werden täglich mit Werbung für Fertiggerichte, Leckereien und
Süßigkeiten bombardiert. Aber auch anscheinend gesunde
Nahrungsmittel können große Mengen an verstecktem Zucker enthalten.
Solche Übeltäter umfassen Frühstückscerealien, Soßen, Ketchup,
Pasta-Soßen, Milchshakes, Vollkornbrot und zahlreiche, als fettarm
gekennzeichnete Produkte wie Fruchtjoghurt. Smoothies und Fruchtsäfte
für Kinder standen schon letztes Jahr im Rampenlicht in einem
Artikel
des Fachmagazins „BMJ Open“. Die Autoren berichteten, dass bei
mehr als 40 Prozent der begutachteten Produkte, eine Standardportion
mindestens 19 Gramm Zucker enthielt, was der täglichen Gesamtmenge
an freiem Zucker für ein Kind entspricht. Hohe Zuckermengen wurden
außerdem in Nahrungsprodukten
für Säuglinge und Kleinkinder festgestellt.
Mit
Nährwertkennzeichnungen vertraut machen
Der
beste Weg, um den Zuckerkonsum im Auge zu behalten, ist, sich mit den
Lebensmittelkennzeichnungen vertraut zu machen. Während die
Zutatenliste vielleicht keinen Zuckerzusatz ausweist, wird die
Nährwerttabelle die Mengen an Kohlenhydraten und Zucker des Produkts
offenbaren.
Gibt
es Beweise, dass die Reduzierung von Zucker gesundheitliche Vorteile
bringt? Nun, Studien haben angegeben, dass Menschen mit Depressionen
von einer gesunden Ernährung profitieren. Besonders wichtig: Wer
Nahrungsmittel wählt, die wenig raffinierte Zutaten wie Zucker
enthalten, aber viele Omega-3-Fettsäuren,
Vitamine und Mineralien kann die Symptome einer Depression lindern.
Wissenschaftler glauben, dass die Kraft dieser Nahrung darin liegt,
das Gehirn gesund zu erhalten. Wenn das nächste Mal schlechte
Stimmung droht Ihren Tag zu verderben, denken Sie daran, wo Zucker
überall im Verborgenen lauert und schauen Sie einfach auf andere
leckere Dinge wie süßes Obst, dass Ihnen aus der Krise hilft. Denn
nicht nur Zucker macht glücklich, sondern auch Obst
und Gemüse.
Und das nicht nur beim Blick auf die Waage.
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