Heidelbeeren
haben bis Ende September Hochsaison und sollten reichlich
gegessen werden. Denn sie sind nicht nur köstliches Obst, sondern
auch Heilpflanze.
Von
Juli bis Ende September können Heidelbeeren geerntet werden und
deshalb sieht man die samtig blauen Fruchtkugeln nun auch in allen
Supermarktregalen liegen. Dabei handelt es sich um
Kultur-Heidelbeeren, die von amerikanischen Arten abstammen und nicht
so stark färben. Ihr Fruchtfleisch ist weißlich und nicht so
intensiv blau wie die heimischen wilden Sorten. Leider enthalten sie
auch nicht ganz so viele gesunde Inhaltsstoffe wie die wilden
Verwandten. Doch es lohnt sich trotzdem sie im Sommer möglichst oft
zu essen und von ihren gesundheitsfördernden Eigenschaften zu
profitieren.
Köstliches
Obst und wirksame Heilpflanze
Die
heilsame Wirkung kannten bereits die alten Griechen und Römer und
verabreichten Heidelbeeren bei Darmerkrankungen. Im Mittelalter
entdeckte die Äbtissin und Heilerin Hildegard von Bingen die
Heidelbeere wieder als Heilpflanze und förderte mit Kompressen aus
getrockneten Heidelbeeren die Wundheilung, denn die blauen Früchte
haben eine entzündungshemmende Wirkung.
Wir
kennen und lieben Heidelbeeren vor allem pur, als Dessert oder
Beigabe zum morgendlichen Frühstücksjoghurt. Heidelbeeren sind
aromatisch süß, nahrhaft und momentan besonders populär.
Inzwischen haben sie schon das Image als „Superfood“ erworben.
Kalorienarm
und reich an Nährstoffen
Heidelbeeren
sind sehr kalorienarm, aber besonders reich an wertvollen
Nährstoffen. 100 Gramm Heidelbeeren liefern nur 37 Kalorien, aber
reichlich Ballaststoffe, Vitamin C, Kalium, Phosphor, Chrom und
Mangan. Zu 85 Prozent bestehen die blauen Beeren aus Wasser und
enthalten nur 11 Gramm Kohlenhydrate – ideales Obst auch für
Diabetiker und alle, die auf die Zufuhr von Kohlenhydraten achten
müssen.
Königin der
Antioxidantien
Die
Heidelbeere gilt als Königin unter den antioxidativen
Nahrungsmitteln.
Antioxidantien sind wichtig für unseren Körper. Sie schützen ihn
gegen Schäden durch freie Radikale: Unstabile Moleküle, die die
Zellstruktur schädigen und die Alterungsprozesse
und
Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Alzheimer fördern. Die
wichtigsten Antioxidantien in Heidelbeeren sind Flavonoide und
gehören zur großen Familie der Polyphenole. Eine spezifische Gruppe
der Flavonoide, die Anthocyane,
werden hauptsächlich für die positiven Gesundheitseffekte
verantwortlich gemacht. Es ist bewiesen, dass sie direkt die Menge
an Antioxidantien im
Körper erhöhen.
Schutz vor
DNA-Schäden
Oxidativer
DNA-Schaden
begleitet uns im alltäglichen Leben. Er tritt täglich zehntausende
Male in jeder Zelle unseres Körpers auf. DNA-Schäden sind einer der
Gründe, warum wir altern
und spielt auch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von
Krankheiten wie Krebs. Weil Heidelbeeren so viele Antioxidantien
enthalten, unterstützen sie die Neutralisation der freien
DNA-schädigenden Radikalen. In einer Studie tranken 168 Testpersonen
vier Wochen lang einen Mix aus Heidelbeer- und Apfelsaft. Am Ende der
Studie
war der oxidative DNA-Schaden durch freie Radikale um 20 Prozent
verringert. Diese Ergebnisse unterstützten auch kleinere Studien,
bei denen frische oder pulverisierte Beeren verwendet wurden.
Schutz vor
Cholesterin-Schäden
Oxidative
Schäden beschränken sich nicht nur auf unsere Zellen und die DNA.
Ebenso problematisch ist, wenn zirkulierende Lipoproteine des
„schlechten“ LDL-Cholesterins oxidieren. Oxidation des
LDL-Cholesterins stellt sogar einen entscheidenden
Entwicklungsschritt bei einer Herzerkrankung dar. Aber zum Glück
sorgen die vielen Antioxidantien
in Heidelbeeren für weniger oxidiertes LDL-Cholesterin. Eine
tägliche Portion von 50 Gramm Heidelbeeren senkte bei
übergewichtigen Teilnehmern nach acht Wochen die LDL-Oxidation
um 27 Prozent. Eine andere Studie zeigte, dass 75 Gramm Heidelbeeren
bei einer Hauptmahlzeit
die Oxidation der LDL-Lipoproteine deutlich senkte.
Blutdruck
senkend
Heidelbeeren
zeigen besonders positive Effekte auf Menschen mit einem hohen
Blutdruck, einem großen Risikofaktor für eine Reihe der weltweit
häufigsten Todesursachen. In einer Studie trat bei fettleibigen
Menschen mit einem hohen Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten
eine Blutdrucksenkung
von vier bis sechs Prozent auf, nachdem sie acht Wochen lang 50 Gramm
gefriergetrocknete Heidelbeeren gegessen hatten. Andere Studien
zeigten ähnliche Wirkungen, vor allem bei Frauen
nach den Wechseljahren,
die durch das Absinken des Östrogenspiegels schneller Bluthochdruck
entwickeln. Angesichts der Tatsache, dass Bluthochdruck eine der
Hauptursachen für Herzinfarkt und Schlaganfall ist, können die
Auswirkungen enorm sein.
Gut fürs
Gehirn
Oxidativer
Stress kann den Alterungsprozess des Gehirns beschleunigen, was sich
nachteilig auf die Gehirnfunktion auswirkt. Studien mit
Versuchstieren deuten an, dass die Antioxidantien
der Heidelbeeren sich in Teilen des Gehirns ansammeln, die wichtig
sind für die Intelligenz. Sie scheinen eine unmittelbare Wirkung auf
die alternden
Nervenzellen
zu haben und die Signalübertragung zu verbessern. So bleiben
Gedächtnis und Lernfunktion länger erhalten. In einer dieser
Studien tranken neun ältere Teilnehmer mit leichten
Gedächtnisstörungen
täglich Heidelbeersaft. Nach 12 Wochen war die Merkfähigkeit
gestiegen und auch depressive Symptome ließen nach. Eine
Langzeitstudie über sechs Jahre mit mehr als 16.000 Senioren stellte
einen Zusammenhang zwischen dem Essen von Heidel- und Erdbeeren und
einem verzögerten Alterungsprozess
im Gehirn
von maximal 2,5 Jahren fest. Eine Studie
aus 2017 berichtet ebenfalls, dass konzentrierter Heidelbeersaft bei
Senioren die Gehirnfunktion verbessert. Bereits nach einer
zwölfwöchigen Einnahme von täglich 30 Milliliter Saftkonzentrat
aus 230 Gramm Heidelbeeren wird die Blutzufuhr zum Gehirn erhöht und
die Gehirnaktivität und Gedächtnisfunktion verbessert.
Anthocyane
senken den Blutzucker
Heidelbeeren
enthalten weniger Zucker im Vergleich zu anderen Fruchtsorten. 150
Gramm der blauen Beeren entspricht einem kleinen Apfel oder einer
großen Orange. Und die bioaktiven Substanzen in Heidelbeeren
beeinflussen den Blutzuckerspiegel günstig. Aus Studien ging hervor,
dass Anthocyane positiv auf die Insulinempfindlichkeit
und den Zuckerstoffwechsel
wirken. Diese antidiabetischen
Effekte
gelten sowohl für Heidelbeersaft als auch für einen Extrakt. In
einer Studie mit 32 übergewichtigen Testpersonen mit
Insulinresistenz, verbesserte ein Heidelbeer-Smoothie die
Insulinempfindlichkeit
erheblich. Eine wirksamere Insulinsensitivität senkt das Risiko für
die Entwicklung einiger der größten Gesundheitsprobleme weltweit:
das metabolische Syndrom und Diabetes Typ 2. Heidelbeeren optimieren
auch die Darmflora und können die ungünstigen Auswirkungen einer
fettreichen Ernährung ausgleichen, wie eine Studie
mit Ratten zeigte.
Gegen
Harnwegsinfektionen
Harnwegsinfektionen
sind bei Frauen ein häufig auftretendes Problem. Es ist bekannt,
dass Cranberrysaft
helfen kann, um solchen Infektionen vorzubeugen. Heidelbeeren sind
eng verwandt mit Cranberrys und enthalten viele derselben aktiven
Substanzen. Diese Substanzen verhindern, dass Bakterien wie E.
coli
sich an der Blasenwand anheften und werden deshalb Anti-Adhäsine
genannt. Heidelbeeren wurden auf diese Wirkung hin nicht so
ausführlich untersucht, aber die Chance ist groß, dass sie ähnlich
wirken wie Cranberrys.
Gegen
Muskelschmerzen
Ein
hartes Sportprogramm kann zu Muskelschmerzen und Ermüdung führen.
Das wird teilweise durch örtliche Entzündungen – ausgelöst durch
freie Radikale – im Muskelgewebe hervorgerufen, die den
Reparaturvorgang
für die geschädigten Muskelzellen einleiten. Ein
Nahrungsergänzungsmittel mit Heidelbeeren kann den Schaden auf
molekularer Ebene verringern, was die Schmerzen und die
Leistungsminderung der Muskeln auf ein Minimum reduzieren kann, wie
eine kleine Studie
mit zehn Athletinnen feststellte. Mit Heidelbeeren sind die Muskeln
schneller wieder fit.
Gegen
Darmprobleme
Heidelbeeren
und Heidelbeerpresskuchen - ein Nebenprodukt bei der Saftherstellung
– können die Ballaststoffzufuhr erhöhen. Das fördert eine gute
Darmfunktion und fördert auch ein gesundes Körpergewicht.
Gefriergetrocknete Heidelbeeren enthalten 24,1 Prozent überwiegend
unlösliche Ballaststoffe, Heidelbeerpresskuchen sogar 58,9 Prozent.
Die Ballaststoffe gehen vor allem auf die Kerne und die Schale
zurück, wie eine aktuelle Studie
ergab. Getrocknete Heidelbeeren sind wegen der enthaltenen Gerbstoffe
ein beliebtes Heilmittel bei Durchfall. Frische Früchte wirken eher
abführend und können bei Verstopfung Abhilfe schaffen. In der
Volksmedizin werden auch die Blätter der Heidelbeere verwendet, um
Durchfälle und Magenbeschwerden zu bekämpfen. Die Kommission E des
Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte rät davon
allerdings ab, weil es bei einer Überdosierung oder
Langzeitanwendung zu Nebenwirkungen wie einer Hydrochinonvergiftung
kommen kann.
Vorsicht mit
Medikamenten
Wenn
Sie Heidelbeeren lieben, aber Medikamente einnehmen müssen, sollten
Sie beides nicht gleichzeitig zu sich nehmen. Der hohe
Gerbstoffgehalt in den Beeren kann die Aufnahme gleichzeitig
eingenommener Medikamente - und damit ihre Wirkung –
beeinträchtigen. Wenn Sie das beachten, steht einem Genuss der süßen
blauen Früchte allerdings nichts mehr im Wege. Wie wäre es mal
wieder mit einem köstlichen Heidelbeerpfannkuchen? Wenn man
anschließend im Spiegel die tiefblau gefärbte Zunge und Lippen
entdeckt, weckt das bestimmt auch bei Ihnen wunderbare
Kindheitserinnerungen!
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.