Donnerstag, 12. Oktober 2017

Heidelbeeren: Ein Fest für Körper und Geist


Heidelbeeren haben bis Ende September Hochsaison und sollten reichlich gegessen werden. Denn sie sind nicht nur köstliches Obst, sondern auch Heilpflanze.

Von Juli bis Ende September können Heidelbeeren geerntet werden und deshalb sieht man die samtig blauen Fruchtkugeln nun auch in allen Supermarktregalen liegen. Dabei handelt es sich um Kultur-Heidelbeeren, die von amerikanischen Arten abstammen und nicht so stark färben. Ihr Fruchtfleisch ist weißlich und nicht so intensiv blau wie die heimischen wilden Sorten. Leider enthalten sie auch nicht ganz so viele gesunde Inhaltsstoffe wie die wilden Verwandten. Doch es lohnt sich trotzdem sie im Sommer möglichst oft zu essen und von ihren gesundheitsfördernden Eigenschaften zu profitieren.
Köstliches Obst und wirksame Heilpflanze
Die heilsame Wirkung kannten bereits die alten Griechen und Römer und verabreichten Heidelbeeren bei Darmerkrankungen. Im Mittelalter entdeckte die Äbtissin und Heilerin Hildegard von Bingen die Heidelbeere wieder als Heilpflanze und förderte mit Kompressen aus getrockneten Heidelbeeren die Wundheilung, denn die blauen Früchte haben eine entzündungshemmende Wirkung.
Wir kennen und lieben Heidelbeeren vor allem pur, als Dessert oder Beigabe zum morgendlichen Frühstücksjoghurt. Heidelbeeren sind aromatisch süß, nahrhaft und momentan besonders populär. Inzwischen haben sie schon das Image als „Superfood“ erworben.
Kalorienarm und reich an Nährstoffen
Heidelbeeren sind sehr kalorienarm, aber besonders reich an wertvollen Nährstoffen. 100 Gramm Heidelbeeren liefern nur 37 Kalorien, aber reichlich Ballaststoffe, Vitamin C, Kalium, Phosphor, Chrom und Mangan. Zu 85 Prozent bestehen die blauen Beeren aus Wasser und enthalten nur 11 Gramm Kohlenhydrate – ideales Obst auch für Diabetiker und alle, die auf die Zufuhr von Kohlenhydraten achten müssen.
Königin der Antioxidantien
Die Heidelbeere gilt als Königin unter den antioxidativen Nahrungsmitteln. Antioxidantien sind wichtig für unseren Körper. Sie schützen ihn gegen Schäden durch freie Radikale: Unstabile Moleküle, die die Zellstruktur schädigen und die Alterungsprozesse und Krankheiten wie Krebs, Diabetes und Alzheimer fördern. Die wichtigsten Antioxidantien in Heidelbeeren sind Flavonoide und gehören zur großen Familie der Polyphenole. Eine spezifische Gruppe der Flavonoide, die Anthocyane, werden hauptsächlich für die positiven Gesundheitseffekte verantwortlich gemacht. Es ist bewiesen, dass sie direkt die Menge an Antioxidantien im Körper erhöhen.
Schutz vor DNA-Schäden
Oxidativer DNA-Schaden begleitet uns im alltäglichen Leben. Er tritt täglich zehntausende Male in jeder Zelle unseres Körpers auf. DNA-Schäden sind einer der Gründe, warum wir altern und spielt auch eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Krankheiten wie Krebs. Weil Heidelbeeren so viele Antioxidantien enthalten, unterstützen sie die Neutralisation der freien DNA-schädigenden Radikalen. In einer Studie tranken 168 Testpersonen vier Wochen lang einen Mix aus Heidelbeer- und Apfelsaft. Am Ende der Studie war der oxidative DNA-Schaden durch freie Radikale um 20 Prozent verringert. Diese Ergebnisse unterstützten auch kleinere Studien, bei denen frische oder pulverisierte Beeren verwendet wurden.
Schutz vor Cholesterin-Schäden
Oxidative Schäden beschränken sich nicht nur auf unsere Zellen und die DNA. Ebenso problematisch ist, wenn zirkulierende Lipoproteine des „schlechten“ LDL-Cholesterins oxidieren. Oxidation des LDL-Cholesterins stellt sogar einen entscheidenden Entwicklungsschritt bei einer Herzerkrankung dar. Aber zum Glück sorgen die vielen Antioxidantien in Heidelbeeren für weniger oxidiertes LDL-Cholesterin. Eine tägliche Portion von 50 Gramm Heidelbeeren senkte bei übergewichtigen Teilnehmern nach acht Wochen die LDL-Oxidation um 27 Prozent. Eine andere Studie zeigte, dass 75 Gramm Heidelbeeren bei einer Hauptmahlzeit die Oxidation der LDL-Lipoproteine deutlich senkte.
Blutdruck senkend
Heidelbeeren zeigen besonders positive Effekte auf Menschen mit einem hohen Blutdruck, einem großen Risikofaktor für eine Reihe der weltweit häufigsten Todesursachen. In einer Studie trat bei fettleibigen Menschen mit einem hohen Risiko für Herz- und Gefäßkrankheiten eine Blutdrucksenkung von vier bis sechs Prozent auf, nachdem sie acht Wochen lang 50 Gramm gefriergetrocknete Heidelbeeren gegessen hatten. Andere Studien zeigten ähnliche Wirkungen, vor allem bei Frauen nach den Wechseljahren, die durch das Absinken des Östrogenspiegels schneller Bluthochdruck entwickeln. Angesichts der Tatsache, dass Bluthochdruck eine der Hauptursachen für Herzinfarkt und Schlaganfall ist, können die Auswirkungen enorm sein.
Gut fürs Gehirn
Oxidativer Stress kann den Alterungsprozess des Gehirns beschleunigen, was sich nachteilig auf die Gehirnfunktion auswirkt. Studien mit Versuchstieren deuten an, dass die Antioxidantien der Heidelbeeren sich in Teilen des Gehirns ansammeln, die wichtig sind für die Intelligenz. Sie scheinen eine unmittelbare Wirkung auf die alternden Nervenzellen zu haben und die Signalübertragung zu verbessern. So bleiben Gedächtnis und Lernfunktion länger erhalten. In einer dieser Studien tranken neun ältere Teilnehmer mit leichten Gedächtnisstörungen täglich Heidelbeersaft. Nach 12 Wochen war die Merkfähigkeit gestiegen und auch depressive Symptome ließen nach. Eine Langzeitstudie über sechs Jahre mit mehr als 16.000 Senioren stellte einen Zusammenhang zwischen dem Essen von Heidel- und Erdbeeren und einem verzögerten Alterungsprozess im Gehirn von maximal 2,5 Jahren fest. Eine Studie aus 2017 berichtet ebenfalls, dass konzentrierter Heidelbeersaft bei Senioren die Gehirnfunktion verbessert. Bereits nach einer zwölfwöchigen Einnahme von täglich 30 Milliliter Saftkonzentrat aus 230 Gramm Heidelbeeren wird die Blutzufuhr zum Gehirn erhöht und die Gehirnaktivität und Gedächtnisfunktion verbessert.
Anthocyane senken den Blutzucker
Heidelbeeren enthalten weniger Zucker im Vergleich zu anderen Fruchtsorten. 150 Gramm der blauen Beeren entspricht einem kleinen Apfel oder einer großen Orange. Und die bioaktiven Substanzen in Heidelbeeren beeinflussen den Blutzuckerspiegel günstig. Aus Studien ging hervor, dass Anthocyane positiv auf die Insulinempfindlichkeit und den Zuckerstoffwechsel wirken. Diese antidiabetischen Effekte gelten sowohl für Heidelbeersaft als auch für einen Extrakt. In einer Studie mit 32 übergewichtigen Testpersonen mit Insulinresistenz, verbesserte ein Heidelbeer-Smoothie die Insulinempfindlichkeit erheblich. Eine wirksamere Insulinsensitivität senkt das Risiko für die Entwicklung einiger der größten Gesundheitsprobleme weltweit: das metabolische Syndrom und Diabetes Typ 2. Heidelbeeren optimieren auch die Darmflora und können die ungünstigen Auswirkungen einer fettreichen Ernährung ausgleichen, wie eine Studie mit Ratten zeigte.
Gegen Harnwegsinfektionen
Harnwegsinfektionen sind bei Frauen ein häufig auftretendes Problem. Es ist bekannt, dass Cranberrysaft helfen kann, um solchen Infektionen vorzubeugen. Heidelbeeren sind eng verwandt mit Cranberrys und enthalten viele derselben aktiven Substanzen. Diese Substanzen verhindern, dass Bakterien wie E. coli sich an der Blasenwand anheften und werden deshalb Anti-Adhäsine genannt. Heidelbeeren wurden auf diese Wirkung hin nicht so ausführlich untersucht, aber die Chance ist groß, dass sie ähnlich wirken wie Cranberrys.
Gegen Muskelschmerzen
Ein hartes Sportprogramm kann zu Muskelschmerzen und Ermüdung führen. Das wird teilweise durch örtliche Entzündungen – ausgelöst durch freie Radikale – im Muskelgewebe hervorgerufen, die den Reparaturvorgang für die geschädigten Muskelzellen einleiten. Ein Nahrungsergänzungsmittel mit Heidelbeeren kann den Schaden auf molekularer Ebene verringern, was die Schmerzen und die Leistungsminderung der Muskeln auf ein Minimum reduzieren kann, wie eine kleine Studie mit zehn Athletinnen feststellte. Mit Heidelbeeren sind die Muskeln schneller wieder fit.
Gegen Darmprobleme
Heidelbeeren und Heidelbeerpresskuchen - ein Nebenprodukt bei der Saftherstellung – können die Ballaststoffzufuhr erhöhen. Das fördert eine gute Darmfunktion und fördert auch ein gesundes Körpergewicht. Gefriergetrocknete Heidelbeeren enthalten 24,1 Prozent überwiegend unlösliche Ballaststoffe, Heidelbeerpresskuchen sogar 58,9 Prozent. Die Ballaststoffe gehen vor allem auf die Kerne und die Schale zurück, wie eine aktuelle Studie ergab. Getrocknete Heidelbeeren sind wegen der enthaltenen Gerbstoffe ein beliebtes Heilmittel bei Durchfall. Frische Früchte wirken eher abführend und können bei Verstopfung Abhilfe schaffen. In der Volksmedizin werden auch die Blätter der Heidelbeere verwendet, um Durchfälle und Magenbeschwerden zu bekämpfen. Die Kommission E des Bundesinstitutes für Arzneimittel und Medizinprodukte rät davon allerdings ab, weil es bei einer Überdosierung oder Langzeitanwendung zu Nebenwirkungen wie einer Hydrochinonvergiftung kommen kann.
Vorsicht mit Medikamenten
Wenn Sie Heidelbeeren lieben, aber Medikamente einnehmen müssen, sollten Sie beides nicht gleichzeitig zu sich nehmen. Der hohe Gerbstoffgehalt in den Beeren kann die Aufnahme gleichzeitig eingenommener Medikamente - und damit ihre Wirkung – beeinträchtigen. Wenn Sie das beachten, steht einem Genuss der süßen blauen Früchte allerdings nichts mehr im Wege. Wie wäre es mal wieder mit einem köstlichen Heidelbeerpfannkuchen? Wenn man anschließend im Spiegel die tiefblau gefärbte Zunge und Lippen entdeckt, weckt das bestimmt auch bei Ihnen wunderbare Kindheitserinnerungen!

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