Saft
aus rohen Kartoffeln ist als Heilmittel in Vergessenheit geraten.
Doch mit Kartoffelsaft lassen sich einige Beschwerden auf natürliche
Art lindern.
Kartoffeln
gelten als der Sattmacher schlechthin. Die braune Erdknolle wird in
Deutschland gerne und viel gegessen, doch europaweit sind wir mit
einem jährlichen Verbrauch von etwa 57 Kilo pro Kopf ziemlich weit
abgeschlagen. Denn in Griechenland, Polen oder Lettland isst jeder
Bürger bis zu 100 Kilogramm Erdbirnen im Jahr. Kartoffeln stammen
eigentlich aus Südamerika, wo zahllose Sorten angebaut werden.
Inzwischen findet man jedoch auch in heimischen Supermarktregalen
Sorten mit farbigem Fruchtfleisch in rot, lila, orange, gelb oder
weiß. Als Salzkartoffel, Bratkartoffel, Pommes frites,
Kartoffelpüree, Kroketten, Rösti oder Reibekuchen ist die auch
Erdartischocke genannte Kartoffel in der heimischen Küche sehr
beliebt. Doch als Heilmittel sind die Kartoffel und der aus rohen
Kartoffeln gewonnene Saft in Vergessenheit geraten.
Kartoffelsaft:
Viele antioxidative Substanzen
Kartoffelsaft
trinken: Das klinkt sicher für den einen oder anderen seltsam. Und
doch reicht das Interesse am Saft der Erdknolle bis ins 19.
Jahrhundert zurück. Der Saft enthält eine Vielzahl gesunder
Nährstoffe und kann durchaus zum Erhalt der Gesundheit beitragen.
Wissenschaftliche Artikel berichten über einige bemerkenswerte
Sachverhalte. Kartoffel sind bekannt für ihren hohen
Vitamin-C-Gehalt und auch als gute Quelle für Vitamin B 6 und andere
B-Vitamine sowie Kalium. Zudem enthalten Kartoffeln auch wichtige
Mineralien wie Mangan, Kupfer und Magnesium. Der Eiweiß-Gehalt ist
dagegen niedrig, hat aber eine besonders hohe biologische Wertigkeit.
Das bedeutet, der Körper kann das Eiweiß aus Kartoffeln besonders
gut verwerten und in körpereigene Eiweißstrukturen umwandeln. Bei
einer hohen biologischen Wertigkeit reichen kleine Mengen des
entsprechenden Nahrungsmittelproteins aus, um den Eiweißbedarf zu
decken. Kartoffeln
sind zudem fettarm, aber reich an antioxidativen
Substanzen.
Kartoffelsaft
bei funktioneller Dyspepsie
Viele
Menschen leiden an funktioneller Dyspepsie: Probleme im oberen
Verdauungstrakt, die sich unter anderem als Blähungen, Völlegefühl,
Aufstoßen und Sodbrennen bemerkbar machen und für die sich kein
medizinischer Grund feststellen lässt. Etwa 30 Prozent der
Bevölkerung hat mit diesen Problemen zu kämpfen. In Europa ist die
Kartoffel ein traditionelles Heilmittel bei Magenbeschwerden. In
einer Studie
tranken Patienten mit Dyspepsie eine Woche lang frischen
Kartoffelsaft und bei den meisten Betroffenen verbesserten sich die
Verdauungsbeschwerden deutlich. Dafür reichten schon 100 Milliliter
Saft täglich oder bei anhaltenden Beschwerden 200 Milliliter. Auch
als probiotischer Drink für Veganer oder Menschen, die keine
Milchprodukte vertragen, eignet sich Kartoffelsaft. Laut einer Studie
wird das Wachstum von Milchsäurebakterien im Darm gefördert und
trägt zu einer guten Darmgesundheit und zur Stärkung des
Immunsystems bei.
Kartoffelsaft
bei neuropathischen Schmerzen
Kartoffelsaft
als heilsames Mittel bei Magenbeschwerden ist noch relativ bekannt.
Er lindert Sodbrennen, in dem er überschüssige Magensäure bindet.
Das hat schon vor 100 Jahren der Arzt und Erfinder des Bircher Müslis
Maximilian Bircher-Brenner empfohlen. Doch der Saft besitzt
tatsächlich Eigenschaften, die bemerkenswerter und auch weniger
bekannt sind. Kartoffelsaft kann nämlich als krampflösendes Mittel
wirken, beugt epileptischen Anfällen vor, aber kann auch
neuropathische Schmerzen bekämpfen. Solche Nervenschmerzen treten
häufig im Verlauf von Diabetes-Erkrankungen auf. Eine Studie
an Mäusen zeigte, dass die Wirkung zustande kommt, in dem der Saft
sich an die GABA-Rezeptoren bindet. Diese Rezeptoren regulieren die
Erregung und Dämpfung der entsprechenden Nervenzellen und somit auch
das Empfinden von Unruhe und Schmerzen. In Kartoffeln
findet man auch Benzodiazepine, die von Natur aus in Säugetieren
gebildet werden. Benzodiazepine gehören zu den Schlaf- und
Beruhigungsmitteln und binden sich ebenfalls an die GABA-Rezeptoren.
Sowohl unverdünnter als auch verdünnter Kartoffelsaft zeigten bei
den Mäusen einen deutlich krampfhemmenden Effekt. Die Studie deutet
an, dass sowohl der Saft als auch die Kartoffel selbst die
Aktivitäten der GABA-Rezeptoren beeinflussen.
Breitere
Anwendung in der Volksmedizin
Die
oben beschriebenen Wirkungsweisen von Kartoffelsaft sind bewiesen. In
der Volksmedizin wird Kartoffelsaft auch bei Gelenkentzündungen, für
ein gesundes Herz, gegen hohen Blutdruck, bei Akne, zur
Gewichtsabnahme und bei hohem Cholesterinspiegel angewendet. Leider
gibt es kaum wissenschaftliche Studien, die die Wirksamkeit auf
diesen Gebieten belegen. Sollten Sie Kartoffelsaft probieren wollen,
achten Sie auf biologische Qualität und entfernen Sie sorgfältig
grüne Stellen. Das darin gebildete Solanin ist in großen Mengen
giftig. Kartoffelsaft sollte unmittelbar nach der Herstellung
getrunken werden, sonst oxidiert er, wird bitter und verliert
teilweise die gesunden Inhaltsstoffe.
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