Flavonoide
sind bekannt für ihre stärkende Wirkung auf das Immunsystem. Und
mit den passenden Darmbakterien schützen sie vor schweren
Grippeinfektionen.
In
Australien geht der Winter mit der schlimmsten Grippewelle seit 15
Jahren zu Ende. Die Zahl der Erkrankungen gilt auch als Gradmesser
für unsere Region und Experten erwarten daher auch in Deutschland
eine starke Verbreitung der Influenza-Viren.
Flavonoide
arbeiten mit Darmbakterien zusammen
Flavonoide,
natürliche Pflanzenstoffe in Beeren, Tee und Rotwein sind bekannt
für ihre schützenden Eigenschaften, die dem Immunsystem helfen,
Infektionen zu bekämpfen. Eine neue Studie in „Science“
zeigte nun, dass solche Flavonoide mit bestimmten Darmbakterien
zusammenarbeiten, um schwere Influenzainfektionen zu verhindern.
Bei
ihren Tests an Mäusen, stellten die Wissenschaftler fest, dass dies
die hoch ansteckende Infektion nicht stoppt. Aber das Immunsystem
wurde angeregt und verhinderte, dass die Grippe das Lungengewebe
angriff. Laut den Wissenschaftlern helfen die Forschungsergebnisse zu
verstehen, warum Menschen unterschiedlich auf eine Grippeinfektion
reagieren.
Influenza für
Ältere und Kranke immer noch gefährlich
Die
meisten Menschen erholen sich innerhalb einer Woche von einer Grippe,
aber für Ältere und chronisch Kranke kann es gefährlich werden.
Weltweit sterben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation
(WHO) jährlich 250.000 bis 500.000 Menschen an der
Infektionskrankheit Influenza. „Jahrelang dachte man, dass
Flavonoide schützende Eigenschaften besitzen, die das Immunsystem
bei der Bekämpfung von Infektionen unterstützen“, sagt
Erstautorin der Studie Dr. Ashley Steed, eine Kinderärztin am St.
Louis Children’s Hospital in Missouri. „Flavonoide kommen in
unserer Nahrung viel vor, daher ist eine wichtige Schlussfolgerung
unserer Studie, dass möglicherweise die Flavonoide mit Darmbakterien
zusammenarbeiten, um uns vor der Virusgrippe und anderen
Virusinfektionen zu schützen. Offensichtlich müssen wir noch mehr
darüber lernen, aber unsere Ergebnisse sind faszinierend.“
Clostridium
orbiscindens nutzt die Flavonoide
Frühere
wissenschaftliche Beweise haben schon angedeutet, dass die Darmflora
eine wichtige Rolle spielen könnte beim Schutz vor schweren
Grippeerkrankungen. Die neue Studie, durchgeführt von der Washington
University School of Medicine in St. Louis, hatte das Ziel, die
Darmbakterien zu identifizieren, die für den Schutz verantwortlich
sind. Zusätzlich haben Ernährungswissenschaftler lange Zeit die
potenziellen gesundheitlichen Vorteile von Flavonoiden erforscht.
Dabei entdeckten sie, dass das Bakterium Clostridium
orbiscindens
für die Schutzfunktion verantwortlich war. Sie glauben, dass dieses
Bakterium mit den Nahrungssubstanzen interagiert, um die Produktion
von Interferonen anzuregen. Diese Proteine werden von den
Körperzellen hergestellt als Abwehrantwort auf einen Virenangriff.
Das Stoffwechselprodukt, das diese Reaktion hervorruft, heißt
Desaminotyrosin, auch bekannt als DAT.
DAT schützt
die Lunge
„Es
spielt nicht nur eine flavonoidreiche Ernährung eine Rolle, sondern
unsere Ergebnisse zeigen, dass man außerdem die richtigen Bakterien
im Darm braucht, um diese Flavonoide dazu zu nutzen, die Immunantwort
zu kontrollieren“, erklärt ein anderer Autor der Studie, Dr.
Thaddeus Stappenbeck. „Das verhinderte bei Mäusen Influenza
bedingte Lungenschäden. Und besonders diese Art von Schäden
verursachen häufig ernste Komplikationen wie Lungenentzündung beim
Menschen.“
Dr.
Steed fügt hinzu: „Als wir den Mäusen DAT gegeben haben und sie
anschließend mit Influenza infizierten, erlitten die Mäuse weit
weniger Lungenschäden als Mäuse, die nicht mit DAT behandelt
wurden.“ Obwohl die Lungen der mit DAT behandelten Mäuse viel
weniger Lungenschäden aufwiesen, war der Grad der viralen Infektion
identisch mit dem der unbehandelten Mäuse. „Die Infektionen waren
grundsätzlich gleich“, sagt Dr. Stappenbeck. „Die Bakterien und
DAT verhinderten nicht die eigentliche Grippeinfektion; die Mäuse
hatten immer noch den Virus. Aber das DAT verhinderte, dass das
Immunsystem das Lungengewebe schädigt.“
DAT reduziert
die Schwere der Krankheit
Die
Ergebnisse sind wichtig, weil jährliche Grippeimpfungen nicht immer
effektiv vor einer Ansteckung schützen, sagen die Wissenschaftler.
„Mit DAT könnte es möglich sein, dass Menschen weniger stark
erkranken, wenn sie sich anstecken“, erklärt Dr. Steed. „Diese
Strategie zielt nicht auf den Virus selbst, sondern auf die
Immunreaktion auf den Virus. Das könnte wertvoll sein, weil es eine
Herausforderung darstellt, Therapien und Impfstoffe, die sich auf den
Virus richten, wegen ständiger Mutationen des Influenzavirus,
dauernd anzupassen.“
Beeren sind
das neue Viagra
Nahrungsmittel,
die viele Flavonoide enthalten, sollen die erektile Dysfunktion –
im Volksmund schlicht Impotenz genannt – genauso gut behandeln
können wie die sagenhafte blaue Pille. Experten behaupten, dass eine
Handvoll Beeren dreimal wöchentlich oder einige Gläser Rotwein
Wunder bewirken können bei der Erkrankung, die schätzungsweise die
Hälfte aller Männer im Alter zwischen 40 und 70 betrifft. Die
Studie
aus 2016 berichtet, dass Obstsnacks die Sexualfunktion genauso gut
stärken wie fünf Stunden laufen wöchentlich, dank der natürlichen
Inhaltsstoffe Flavonoide und Anthocyane. Man findet sie in Kirschen,
Brombeeren, Radieschen, schwarzen Johannisbeeren und Heidelbeeren.
Zitrusfrüchte enthalten Substanzen wie Flavanone und Flavone, die
eine ähnliche Wirkung besitzen.
Flavonoide
gegen Impotenz
Die
Wissenschaftler zeigten, dass Flavonoide aus diesen Früchten die
Impotenz um 14 Prozent reduzieren konnten. Während schon bekannt
war, dass Flavonoide gesundheitliche Vorteile haben, entdeckten
Forschungen der University of East Anglia und der
Harvard-Universität, dass wahre Ausmaß des gesundheitlichen
Nutzens. Und eine Kombination einer flavanoidreichen Ernährung mit
Bewegung wird eine noch weitaus größere Verbesserung der erektilen
Dysfunktion bewirken: um 21 Prozent, wie die Studie festgestellt hat.
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