Das
Hormon Leptin steuert das Hungergefühl. Mit Nahrungsmitteln, die den
Leptinspiegel erhöhen, lassen sich Hungerattacken vorbeugen.
Fühlen
Sie sich beim Essen manchmal wie ein Fass ohne Boden? Sogar wenn Sie
gerade gut gegessen haben? Nahrungsmittel, die eine Leptin-Resistenz
fördern, sind der Übeltäter. Sie können das andauernde
Hungergefühl vermeiden, indem Sie solche Lebensmittel aus Ihrer
Ernährung verbannen. Welche Nahrung erhöht nun den Leptin-Spiegel
und senkt das Hungergefühl?
Wenig Leptin
– viel Hunger
Es
kann ziemlich frustrierend sein: Man versucht, jeden Morgen zu
frühstücken, brav zu Mittag zu essen, und trotzdem überkommt einen
am Nachmittag ein echtes Heißhungergefühl. Eigentlich möchte man
ein gesundes Abendessen, aber Pommes frites, Pizza und Hamburger
haben natürlich eine unwiderstehliche Anziehungskraft. Warum,
verdammt noch mal, hat man immer solchen Hunger?
Wenn
einen das Verlangen überkommt, unkontrolliert alles in sich hinein
zu stopfen, kann der Grund sein, dass der Leptin-Haushalt im Körper
durcheinandergeraten ist. Das Hungergefühl kann allerdings auch
durch andere Faktoren beeinflusst werden: Stress, psychische Aspekte,
das Auslassen einer Mahlzeit, zu wenig Flüssigkeit im Körper
(Dehydrierung) oder zum Beispiel Medikamente.
Leptin macht
satt
Leptin
ist ein Hormon, das ein Sättigungsgefühl herstellt, und in den
Fettzellen des Körpers produziert wird. Es sendet Signale ans
Gehirn, die dafür sorgen, dass wir aufhören zu essen. Gleichzeitig
regt Leptin den Stoffwechsel an, so dass die aufgenommene Nahrung in
Energie umgewandelt wird.
Je
mehr der Leptin-Spiegel im Körper steigt, desto mehr verschwindet
das Hungergefühl, und die Stoffwechselaktivität wird gefördert.
Ein niedriger Leptin-Spiegel löst dementsprechend ein Hungergefühl
aus. Das Fachjournal „Indian
Journal of Endocrinology and Metabolism“ berichtet, dass Leptin
eine wichtige Rolle bei der Regulation der Nahrungsaufnahme und für
einen ausgeglichenen Stoffwechsel spielt. Obwohl noch wenig über die
Prozesse, die zur Leptin-Ausschüttung führen, bekannt ist, weiß
man, dass Insulin die Freisetzung von Leptin unter anderem über den
Glukosestoffwechsel regelt.
Leptinresistenz
Leptin
reguliert also sowohl den Hunger als auch den Stoffwechsel. Wenn der
Körper gegen das Leptin resistent geworden ist, erhält er kein
Signal, um den Stoffwechsel zu aktivieren. Es gibt verschiedene
Gründe, warum der Körper gegen das Hormon Leptin unempfindlich
wird. Einige davon sind:
- falsche Ernährung
- Depressionen
- Stress
- gestörter Flüssigkeitshaushalt (Dehydrierung)
- Bewegungsmangel
Auch
Schlaf spielt eine wesentliche Rolle. Schlafmangel senkt den
Leptin-Spiegel. Wer sieben bis acht Stunden pro Nacht schläft, hat
einen höheren Leptin-Spiegel als jemand, der unter chronischen
Schlafstörungen leidet.
Nahrungsmittel,
die den Leptin-Spiegel erhöhen
Nahrungsmittel,
die die Leptinempfindlichkeit steigern und für ein normales
Hungergefühl sorgen:
- Äpfel: Das Pektin erhöht die Empfindlichkeit für das Hormon Leptin.
- Haferbrei: Viele Ballaststoffe senken den Insulinspiegel und machen lange satt.
- Eiweiß aus magerem Fleisch: Die Proteine aus Geflügel und mageren Fleischsorten beschleunigen den Stoffwechsel und erhöhen die Insulinempfindlichkeit. Das gilt auch für Fisch.
- Grüner Tee: Erhöht ebenfalls die Empfindlichkeit für Leptin.
- Mandeln: Neben gesunden Fetten, Ballaststoffen und Proteinen enthalten Mandeln auch essenzielle Fettsäuren, die den Stoffwechsel und die Leptinempfindlichkeit fördern.
- Brokkoli: Ist zusätzlich reich an Kalzium und Vitamin C.
- Eier: Ein vollwertiges „Ei-Paket“ mit Vitamin B 12 regt den Stoffwechsel an und beugt Leptinresistenz vor.
Oben
genannte Nahrungsmittel werden am besten mit Gemüse und Obst
kombiniert. Die beste Wahl sind Grapefruit, Wassermelone, Birnen,
Blaubeeren, Süßkartoffeln, Paprika, Salat und Möhren.
Nahrung, die
eine Leptinresistenz fördern
Junk
Food, Fruktosesirup und andere verarbeitete Nahrungsmittel geben dem
Gehirn ein falsches Signal. Diese Art von Nahrung enthält meistens
wenig Ballaststoffe und viel Fett, Zucker und Kalorien. Leider
schmeckt es nur allzu gut!
Wir
kennen zwar alle die Risiken von zu häufigem Junkfood-Genuss und
hören täglich von Folgeerkrankungen des daraus resultierenden
Übergewichtes wie Herzinfarkt, Bluthochdruck und Diabetes, aber
Übergewicht ist nicht nur eine Frage von Selbstkontrolle und
Willensstärke. Die Vorgänge sind weitaus komplexer, wie neue
Forschungen immer wieder bestätigen.
Das
Leptin-System funktioniert wunderbar, solange man überwiegend gesund
isst. Aber das natürliche Gewichtskontrollsystem stößt an seine
Grenzen, wenn oft fett- und kohlenhydratreich gegessen wird; dann
macht es erst recht dick. Kurz gesagt: Isst man gesund, wird das
Körperfett automatisch durch das Leptin ausbalanciert; aber isst man
ungesund, dann ist es getan mit der natürlichen Essbremse und man
nimmt zu. Junkfood und Fertignahrungsmittel sorgen dafür, dass mehr
Leptin produziert wird und das ist nicht gut. Das Gehirn wird auf die
Dauer resistent gegen das Hormon Leptin, und wenn das passiert, dreht
sich der Mechanismus in die entgegengesetzte Richtung. Das Gehirn
schüttet Hormone aus, die den Hunger stimulieren, das Essverhalten
ändert sich und man nimmt schnell an Gewicht zu. Die Wissenschaft
untersucht immer noch, wie das genau passiert, aber kann in jedem
Fall beweisen, dass es passiert.
Fruktosesirup
macht resistent gegen Leptin
Wenn
viele Produkte mit Fruktosesirup gegessen werden, verfällt man
schnell in einen ungesunden Lebensstil und es entsteht eine
Leptinresistenz. Denn gerade Fruktosesirup hat diese Auswirkung. Und
hier ist das Problem: Jeder weiß inzwischen, was gesund oder
ungesund ist und welche Produkte man besser meiden sollte. Das Wissen
darüber nimmt in jedem Fall zu. Doch es ist tatsächlich schwierig,
um Fruktosesirup so gut wie möglich aus dem Weg zu gehen, wenn es so
vielen Nahrungsmittel zugesetzt wird, häufig unter anderen
Bezeichnungen. Bei Süßigkeiten, Desserts und Erfrischungsgetränken
wissen wir, was wir uns ins Haus holen. Aber wer denkt an
Fruktosesirup in Salatdressings und Soßen, in Getränken, die als
gesund angepriesen werden, in „gesunden“ Frühstückscerealien,
in normalem Fruchtjoghurt, in „gesunden“ Müsliriegeln, in
Tiefkühlpizza und leider auch in vermeintlich gesunden
Kinderprodukten. Wissenschaftliche Daten deuten an, dass Fruktose im
Laufe der Zeit eine Leptinresistenz erzeugt und somit auch
Übergewicht. Auch sollen Menschen, die schlank sind, schnell
fettleibig werden, sobald sie sich fruktosereich ernähren.
Leptin, das
Hungerhormon
Zwei
Experten auf dem Gebiet von Adipositas und Leptin sind die
Endokrinologen Professor Robert Lustig von der University of
California und Dr. Richard Atkinson von der University of Wisconsin.
Sie machen deutlich, dass Leptin nicht das Adipositashormon ist,
sondern das Hungertod-Hormon. Es ist ein Protein, das in den
Fettzellen produziert wird, im Blutkreislauf zirkuliert und so ins
Gehirn gelangt. Leptin ist der Botenstoff, über den die Fettzellen
dem Gehirn mitteilen, dass der Energiethermostat richtig eingestellt
ist. Das Hormon lässt das Gehirn wissen, dass genug Energie für die
normalen Stoffwechselprozesse in den Fettzellen gespeichert wurde.
Mit anderen Worten: Wenn der Leptin-Spiegel eine bestimmte Schwelle
überschreitet, geht das Gehirn davon aus, dass ausreichend Energie
zur Verfügung steht, dass man Energie verbrennen, Nahrung aufnehmen,
sich bewegen kann und Prozesse wie Pubertät oder Schwangerschaft
starten können. Wenn Menschen auf Diät gehen, essen sie weniger und
die Fettdepots schmilzen. Das senkt die Produktion von Leptin. Dann
fällt der Leptin-Spiegel unter die individuelle Leptin-Schwelle.
Wenn das passiert, empfindet das Gehirn einen Aushungerungszustand.
Das kann bei jedem Leptin-Niveau geschehen und ist abhängig vom
persönlichen Grenzwert. Das Gehirn sagt sozusagen: „Ich habe nicht
die Menge Energie, die ich gewohnt bin, ich bin im Hungerzustand“.
Streben nach
dem individuellen Leptin-Spiegel
Dann
laufen verschiedene Prozesse im Körper an, um das Leptin-Niveau
wieder zu erhöhen. Einer dieser Prozesse ist die Stimulierung des
Vagusnervs, der zehnte Hirnnerv, der zur Brust- und Bauchhöhle geht.
Der Vagusnerv ist der Energiespeicherungsnerv. Wird er angeregt, wird
man hungriger. Das einzige Ziel des Vagusnervs ist, dass man
zusätzlich Energie aufnimmt und als Fett speichert. Der Grund ist,
dass dann mehr Leptin hergestellt wird und das individuelle
Leptin-Niveau wiederhergestellt wird. Das lässt uns essen, so dass
der Leptin-Spiegel so eingestellt wird, wie der Körper es gewohnt
ist. Bei Menschen mit Übergewicht findet man viel Leptin im Körper,
aber das Gehirn erhält trotzdem nicht das wichtige Signal, um mit
dem Essen aufzuhören. Das nennt man Leptinresistenz. Leptinresistenz
ähnelt der Insulinresistenz bei Typ 2-Diabetes. In diesem Fall
produziert die Bauchspeicheldrüse große Mengen Insulin, aber der
Körper kann darauf nicht richtig reagieren. Der Leptin-Spiegel
steigt, je dicker die Menschen werden. Wir haben zwar alle eine
Leptin-Untergrenze, aber leider keine Leptin-Obergrenze.
Leptin
wichtig für viele Körperfunktionen
Laut
Professor Lustig ist Leptin nicht nur wesentlich an der Regulierung
des Hungergefühls beteiligt, sondern auch äußerst wichtig für ein
gesundes Immunsystem. Zudem entstehen chronische Entzündungen durch
eine gestörte Leptin-Signalübertragung. Das fördert wiederum
Herz-Kreislauf-Erkrankungen und auch für gesunde Knochen ist ein
gutes Leptin-Gleichgewicht notwendig. Laut Dr. Atkinson bestehen
bestimmte Zusammenhänge zwischen Leptin und manchen Krebsarten. So
kann Leptin das Wachstum eines Melanoms, einem bösartigen Hautkrebs,
fördern. Auch die weibliche Fruchtbarkeit wird von Leptin
beeinflusst. „Ist das Gehirn unempfindlich für Leptin, ist die
Frau nicht fruchtbar. In früheren Zeiten von Hungersnöten, als man
nicht genug Fett im Körper hatte, um eine Schwangerschaft zu
überleben, war es besser, erst gar nicht schwanger zu werden“,
erklärt Atkinson.
Fruktose
beteiligt an der Adipositas-Epidemie
Lustig
hat schon vor Jahren in einer Vortragsreihe der University of
California in San Francisco die schädliche Wirkung von Fruktose,
Fruktosesirup und Maissirup erwähnt. Er nannte die
Adipositasepidemie ein soziales Problem als Folge der Bestrebungen
der Lebensmittelindustrie, die sich nur auf den wirtschaftlichen
Gewinn konzentriert. Lustig hat auch selbst Pionierarbeit in der
Forschung geleistet. Nach seinen Angaben verursacht Zucker Kalorie
für Kalorie Insulinresistenz. Und weil die Bauchspeicheldrüse
darauf mit der Ausschüttung großer Mengen Insulin reagiert, erhält
das Gehirn vom Leptin falsche Signale.
In
den 1990-er Jahren arbeitete Lustig mit übergewichtigen Kindern mit
einer hypothalamischen Dysfunktion. Kinder mit dieser Störung
produzieren mehr Insulin als nötig. Lustig nahm an, dass die Kinder
vom Leptin keine Sättigungssignale erhielten, und schloss daraus,
dass das Gehirn der Kinder irregeführt wurde mit der Botschaft, dass
der Körper sich im Hungerzustand befindet. Der Arzt verabreichte
Octreotid, ein Medikament, das die Insulinausschüttung blockiert.
Daraufhin sanken die Insulinspiegel der Kinder, sie aßen weniger,
verloren Gewicht, wurden aktiver und ihre Lebensqualität stieg. Er
wendete diese Behandlung auch bei Erwachsenen an: mit demselben
Ergebnis.
Kalorie ist
nicht gleich Kalorie
Fruktose
wird durch biochemische Prozesse umgewandelt in Fett und andere
Moleküle. Lustig glaubt nicht, dass alle Kalorien in der Nahrung den
gleichen Einfluss auf die Fettspeicherung und den Energiehaushalt
haben. Fruktose wird nicht wie andere Nahrungsmittel umgewandelt,
noch nicht einmal wie Glukose. Laut Lustig ist Fruktose in Bezug auf
die Fettspeicherung in der Leber genauso schlecht wie Alkohol und
verursacht eine Fettleber. Jedes Zuckermolekül besteht aus einem
Fruktose- und einem Glukosemolekül, die dann getrennt werden.
Fruktosesirup ist ein billiger Mix aus Glukose und Fruktose und - wie
Lustig sagt – „beide giftig in hohen Dosierungen“. In Amerika
ist der Fruktosekonsum von 15 Gramm auf 75 Gramm täglich gestiegen.
Vielen, als fettarm gekennzeichneten Produkten, wurde einfach mehr
Zucker zugesetzt. Wenn es auf die schädlichen Auswirkungen ankommt,
ist Zucker schlimmer als Fett, meint Lustig. Angesichts der Zunahme
der Forschungen, die immer wieder dasselbe berichten, steht Lustig
mit seiner Meinung in keinem Fall alleine da.
Gewichtsverlust
ist ein komplexer Vorgang
Gewichtsverlust
bedeutet demnach mehr, als nur die Essensmenge zu reduzieren. Früher
hieß es immer: Einfach weniger essen und der Rest geht von selbst.
Doch so einfach ist es leider nicht. Es macht einen Unterschied, wenn
wir die zugrundeliegenden Mechanismen kennen. Wenn wir uns gesünder
ernähren, bringen wir den Leptinhaushalt wieder ins Gleichgewicht,
wir merken, dass der Ansporn zum Abnehmen leichter wird und
tatsächlich – und endlich – der Gewichtsverlust in Gang kommt,
während wir vorher nicht begriffen haben, warum das Abnehmen nicht
funktionierte.
Lustig
rät daher auch:
- Flüssigkeiten mit zugefügtem Zucker zu meiden,
- den Verzehr von Kohlenhydraten mit Ballaststoffen zu kombinieren,
- nicht zu viel hintereinander zu essen,
- sich viel zu bewegen.
Fruktose
findet sich natürlich als Fruchtzucker in Obst und Früchten und das
ist prima. Die Ballaststoffe im Obst tragen nämlich dazu bei, dass
wir uns satt fühlen.
Leptinresistenz:
vorbeugende Maßnahmen
- Kurkuma bringt Leptin besser ins Gleichgewicht
- Omega-3-Fettsäuren modulieren ebenfalls die Ausschüttung von Leptin
- Probiotika verbessern die Darmflora, das Immunsystem und die Produktion kurzkettiger Fettsäuren, die einen direkten Einfluss auf das Leptin haben.
- Widerstandstraining (Krafttraining) und aerobe und anaerobe Aktivitäten (Ausdauertraining) senken den Leptin-Spiegel
- Weiterhin: Aloe vera, Süßholz, Vitamin D, Ingwer, Knoblauch, grüner Tee und alles was der Darmflora hilft.
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