Dienstag, 13. März 2018

Diätdebatte: Low-Fat gegen Low-Carb erzielt ein Unentschieden


Seit Jahren wird heiß diskutiert, welche Diätmethode zum größeren Abnehmerfolg verhilft: Low-Fat oder Low-Carb. Die Unterschiede sind gering, sagen Wissenschaftler jetzt.

Wenn es darum geht, Pfunde zu verlieren, tobt schon seit Jahren die Debatte darüber, ob kohlenhydratarme Diäten besser sind als fettarme Diäten. Die einen schwören darauf, dass ohne Brot, Nudeln, Reis oder Kartoffeln, die Kilos nur so dahin schmelzen. Die anderen halten das für vollkommen uneffektiv und behaupten, dass nur der Verzicht auf fettreiche Nahrungsmittel eine Gewichtsabnahme möglich macht. Beide Seiten haben recht. Oder Unrecht. Denn neue Forschungen finden wenig Unterschied zwischen beiden Ernährungsweisen, was den Gewichtsverlust betrifft.
Low-Fat und Low-Carb bringen ähnliche Erfolge
Dieses Ergebnis basiert auf der Untersuchung von ungefähr 600 Erwachsenen, die zwischen 15 und 100 Pfund zuviel Körpergewicht mit sich herumtrugen. Sie folgten deshalb ein Jahr lang entweder einer kohlenhydratarmen oder einer fettarmen Diät. "Kurz gesagt, wir haben angenommen, dass wir in der Lage sein würden, Informationen aus früheren Studien der vergangenen zehn Jahre zu nutzen, um Faktoren zu ermitteln, die vorhersagen können, welche Diät für wen besser geeignet ist", erklärt Hauptautor der Studie Professor Christopher Gardner. Aber beide Diäten führten zu einem ähnlichen Gewichtsverlust, berichtet er. Darüber hinaus haben Gardner und seine Kollegen keine neuen Erkenntnisse darüber gewonnen, warum manche Menschen offenbar mehr Gewicht verlieren als andere, unabhängig davon, welchen Diätversuch sie verfolgen.
Gesunde Nahrungsmittel wichtig
"Die Daten, die wir erhalten haben, werden Therapeuten nicht helfen, Patienten zu beraten oder Patienten, selbst die richtige Entscheidung für einen Diätansatz zu treffen", räumt Gardner ein. Gardner ist Professor der Medizin an der medizinischen Fakultät des Stanford Prevention Research Center der Universität Stanford.
Die Studienteilnehmer - je zur Hälfte Männer und Frauen - waren zwischen 18 und 50 Jahre alt. Sie brauchten während der Studie keine Kalorien zu zählen, sondern sollten nur entweder die Fett- oder die Kalorienaufnahme einschränken. Die Diätteilnehmer erhielten allerdings den Auftrag, sich gesund zu ernähren und ungesunde Snacks und Junkfood zu meiden, auch wenn sie als fettarm oder kohlenhydratarm bezeichnet wurden. Eine Limonade kann zwar fettarm sein, aber ist sicherlich nicht gesund. Schmalz mag kohlenhydratarm sein, aber eine Avocado liefert die gesünderen Fette. Den Diätteilnehmern wurde auch geraten, so viel wie möglich selbst zu kochen, weniger zu naschen, mit Freunden und Familie zu essen, keine Mahlzeiten vor dem Fernsehgerät zu verzehren, Zucker und Weißmehlprodukte zu meiden. Empfohlen wurde viel Gemüse und Vollwertkost.
Keine Fertiggerichte und nicht hungern
"Wir haben dafür gesorgt, dass jeder, unabhängig davon, welche Diät er gerade machte, frische Lebensmittel kaufte und keinen Fertiggerichte-Mist. Außerdem haben wir ihnen geraten, sich so zu ernähren, dass sie sich nicht hungrig oder benachteiligt fühlen - andernfalls ist es schwierig, die Diät auf Dauer beizubehalten", sagt Gardner. "Wir wollten, dass sie sich für einen fettarmen oder kohlenhydratarmen Diätplan entscheiden, dem sie vielleicht für immer treu bleiben, anstatt für eine Diät, die sie abbrechen würden, sobald die Studie beendet ist."
Gewichtsverlust und Gewichtszunahme bei beiden Diäten
Zum Ende des Untersuchungszeitraums registrierten die Wissenschaftler eine Vielzahl unterschiedlicher Ergebnisse. Einige Studienteilnehmer verloren nicht weniger als 60 Pfund, während andere sogar 20 Pfund zugenommen hatten. Aber warum, ist den Forschern immer noch unklar. Beispielsweise hatten genetische Tests keine Anzeichen erkennen lassen, die hätten vorhersagen können, ob jemand ab- oder zunimmt, unabhängig von seinem Diätprogramm.
Auch Blutproben zur Messung des Insulinspiegels versagten darin, anhand einer bestimmten Stoffwechselveranlagung vorherzusagen, ob jemand Gewicht verlieren oder zunehmen würde. Das bedeutet, dass das Forscherteam beim Vergleich der Low-Carb- und der Low-Fat-Gruppe sehr ähnliche Ergebnisse feststellte.
Veränderte Beziehung zu Nahrung
Möglicherweise ist der wichtigste Kernpunkt dieser Studie, sagt Gardner, dass die grundlegende Strategie für einen Gewichtsverlust mit entweder einer fettarmen oder kohlenhydratarmen Diät ähnlich ist. Weniger Zucker essen, weniger raffiniertes Mehl und so viel Gemüse wie möglich. Bevorzugen Sie Vollwertkost, egal ob es sich dabei um einen Weizenkeimsalat oder um Fleisch von Weiderindern handelt. "In beiden Gruppen hörten wir von denjenigen, die am meisten abgenommen hatten, dass wir ihnen geholfen hatten, ihre Beziehung zu Nahrung zu ändern, und dass sie nun mehr darüber nachdenken, wie sie essen," sagt Gardner.
Im Durchschnitt betrug der Gewichtsverlust unter den Low-Carb-Teilnehmern am Ende des Jahres 13 Pfund. Bei den Teilnehmern der fettarmen Diät lag dieser Wert bei 12 Pfund.
Personalisierte Diätmethode noch in weiter Ferne
Die Ernährungsexpertin Connie Diekman von der Washington University in St. Louis ist wenig erstaunt über die Studienergebnisse. "Als anerkannte Diätspezialistin überrascht mich das Ergebnis der Studie nicht," sagt sie. "Natürlich wäre es schön, einen Weg zu finden, um die individuell beste Diätmethode bestimmen zu können, aber diese Studie macht erneut deutlich, dass wir davon noch weit entfernt sind. Darum hilft diese Studie mir, die Empfehlung beweiskräftig zu unterstützen, dass es am allerwichtigsten für einen Gewichtsverlust ist, eine Ernährungsweise zu finden, mit genügend Nährstoffen und einer reduzierten Kalorienaufnahme, die man auch noch ein wenig genießen kann", fügt Diekman hinzu.
Ihre Kollegin Samantha Heller, ebenfalls Diätspezialistin, warnt zusätzlich davor, dass "Diäten per se nicht funktionieren". Heller ist leitende Ernährungswissenschaftlerin am New York University Medical Center. "Eine Diät machen, stellt einen zeitweiligen, oft strafenden Versuch dar, Gewicht zu verlieren. Dabei verlieren wir den entscheidenden Aspekt aus den Augen, dass es viel wichtiger ist, gesund zu sein als dünn", sagt sie. "Ich ermutige meine Patienten zu einer ausgewogenen, gesunden, überwiegend pflanzlichen Ernährung und rate ihnen, auf die Portionsgrößen zu achten", erklärt Heller. „Für viele Menschen erfordert das die Bereitschaft, einer steigenden Lernkurve zu folgen, die neue Lebensgewohnheiten, Kochtechniken, das Ausprobieren neuer Nahrungsmittel und neue Strategien für Zeitmanagement, Familienorganisation und die Höhen und Tiefen des Lebens einschließen.“
Personalisierte Diäten müssen möglich sein
In Zukunft werden Gardner und sein Team weiterhin die riesigen Datenmengen analysieren, die während der einjährigen Studie gesammelt wurden, und sie hoffen, gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern aus Stanford den Schlüssel zur individuellen Gewichtsabnahme aufzudecken.
Ich hoffe, dass wir mit spezifischen Merkmalen aufwarten können“, sagt er. „Ich glaube, wir schulden es den Amerikanern, klüger zu sein. Einfach nur zu sagen: "Iss weniger" kann nicht die Lösung sein. Ich denke immer noch, dass es eine Möglichkeit gibt, eine gewisse Personalisierung zu entdecken - jetzt müssen wir nur noch daran arbeiten, die Puzzleteile zusammenzusetzen.“

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