Blaues
Licht von Tablet- und Smartphone-Bildschirmen macht das Einschlafen
schwierig. Rotes Licht hingegen erleichtert das Einschlafen,
entdeckten Neurowissenschaftler vom niederländischen Institut für
Neurowissenschaften in Amsterdam.
Für
eine gute Nachtruhe ist es besser, Fernseher, Laptops, Smartphones
und Tablets abends links liegenzulassen und schon gar nicht mit ins
Bett zu nehmen. Das blaue Licht der Displays unterdrückt die
Produktion des schlaffördernden Hormons Melatonin, das der Körper
normalerweise gegen 20 Uhr beginnt auszuschütten. Konsequenz? Einmal
im Bett dauert es länger, bis man einschläft.
Wenig
Forschung an rotem Licht
Hirnforscher
haben sich intensiv mit dem schädlichen Einfluss von blauem Licht
auf den Schlaf beschäftigt. Für andere Farben innerhalb des
Spektrums gab es allerdings wenig Aufmerksamkeit. So nahm man an,
dass rotes Licht keine Wirkung hat. Deshalb ist Rot bei Experimenten
mit blauem Licht häufig die Kontrollsituation. „Zuerst lag unser
Fokus auf blauem Licht“, sagt Wisse van der Meijden, der am
niederländischen Institut für Neurowissenschaften im Labor des
Schlafforschers Eus van Someren promoviert. „Bis wir herausfanden,
dass rotes Licht sehr wohl etwas bewirkt.“ Es erleichtert das
Einschlafen, berichtete kürzlich die Forschungsgruppe im Fachjournal
„Proceedings
of
the
Royal
Society
B“.
Weniger
aufmerksam
Gesunde
Freiwillige wurden zunächst für fünf Minuten der Dunkelheit
ausgesetzt. Anschließend schauten die Teilnehmer einmal für fünf
Minuten jeweils in rotes oder blaues Licht, um dann wieder fünf
Minuten in der Dunkelheit zu sitzen. Danach folgte in der Dunkelheit
eine Aufgabe: Ziel war es, beim Hören eines Tons so schnell wie
möglich einen Knopf zu drücken. Die Teilnehmer führten den
gleichen Reaktionstest auch vor der Lichtbehandlung durch. Van der
Meijden maß, wie schnell sie reagierten, und registrierte mit einem
EKG ihren Herzschlag.
Was
stellte sich heraus? Bei der Farbe Blau reagierten die Testpersonen
vor und nach der Lichtbehandlung gleich schnell. Als sie rotes Licht
sahen, reagierten sie einige Millisekunden langsamer auf den Ton.
Ihre Herzfrequenz war während des Reaktionstestes nach der
Rotlicht-Behandlung höher, was darauf hindeutet, dass es beim
zweiten Mal anstrengender war. „Nach dem Sehen des roten Lichtes
ist es anstrengender, um weiterhin eine gute Leistung zu erbringen“,
erklärt Van der Meijden. „Trotz hoher Konzentration wird die
Reaktionszeit dennoch schlechter.“ Rotes Licht macht demnach
weniger aufmerksam, was im Prinzip nützlich ist, wenn man schlafen
möchte.
Größere
Augenpupillen
Van
der Meijden untersuchte auch die Größe der Pupillen, um zu messen,
wie aktiv die Pigmentzellen in der Netzhaut sind. Diese Zellen sind
besonders empfindlich für blaues Licht. Wenn Licht von Bildschirmen
in unser Auge gelangt, werden die Pigmentzellen aktiv und die Pupille
zieht sich zusammen. Es sind die Netzhautzellen, die für die
Beeinflussung der biologischen Uhr und den Schlaf-Wach-Rhythmus im
Gehirn verantwortlich sind. „Die Pigmentzellen reagieren sehr
träge“, erklärt Van der Meijden. „Wenn man das blaue Licht
ausschaltet, werden sie noch eine Weile Informationen an das Gehirn
senden. Die Pupille bleibt noch minutenlang kleiner.“
Das
war auch bei diesem Experiment zu sehen. Als die Teilnehmer nach der
Einwirkung von blauem Licht wieder im Dunkeln saßen, blieb ihre
Pupille noch für eine Weile kleiner. Bei rotem Licht war es
umgekehrt. Die Pupille blieb nach der Lichtbehandlung vergrößert.
Wenn rotes Licht nichts bewirken würde, würde man erwarten, dass
die Pupille nach dem Lichteinfall wieder ihre ursprüngliche Größe
annimmt. Van der Meijden: „Für uns ist dies eine Hinweis darauf,
dass rotes Licht möglicherweise die Pigmentzellen beeinflusst, die
die biologische Uhr steuern.“
Rotes
Licht als Schlafmittel?
Rotes
Licht macht weniger aufmerksam. Aber schlafen wir auch wegen des
roten Lichtes schneller ein? Die Amsterdamer Neurowissenschaftler
testeten das in einem zweiten Experiment. Dabei wurden während eines
ganzen Tages die Gehirnströme während des Schlafes mit einem EEG
verfolgt. Die Teilnehmer waren von 09.00 Uhr bis 20.00 Uhr im Bett.
Die Behandlung bestand aus fünf Minuten in blaue, grüne oder rote
Farbe zu sehen oder in die Dunkelheit. Dann sollten sie innerhalb
einer halben Stunde so schnell wie möglich einschlafen. Jeder
absolvierte diesen Test acht Mal: jedes Szenario zweimal. Bei welcher
Farbe schliefen die Teilnehmer am leichtesten ein? „Blau und Grün
hatten keinen Einfluss darauf, wie lange es im Vergleich zur
Dunkelheit dauerte“, sagt Van der Meijden. „Im Durchschnitt
dauerte es immer etwas mehr als drei Minuten. Nach dem roten Licht
schliefen sie aber schon nach knapp 2,5 Minuten ein.“
Die
Ergebnisse werfen die Frage auf, ob rotes Licht als Schlafmittel
dienen kann. Wer gut aufwachen will, kann jetzt schon ein
Wake-up-Licht auf seinen Nachttisch stellen. Die Lampe leuchtet
zunehmend heller, so dass man keinen Wecker braucht. Ist ein
Einschlaflicht in Rot dann vielleicht eine Idee für die Nacht? Van
der Meijden kann sich etwas Derartiges schon vorstellen. „Oder
Tablets und Smartphones, die nach einer bestimmten Zeit nur noch
helles rotes Licht abgeben.“
Wie
praktikabel rotes Licht für Schlaflose ist, müssen die Forscher
noch weiter herausfinden. „Wir haben das Schlafexperiment tagsüber
durchgeführt. Von blauem Licht wissen wir, dass es gerade abends
eine schädliche Wirkung hat, weil es das Melatonin unterdrückt. Bei
rotem Licht kann es für die Wirkung auch wichtig sein, zu welcher
Zeit man ihm ausgesetzt ist. Wir müssen also noch mal am Abend
testen.“
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