Ernährungshypes
kommen und gehen. Einer der neuesten Trends ist Ghee, auch bekannt
als die "ayurvedische Wunderbutter".
Was
ist Ghee?
Ghee
ist ursprünglich eine indische Form von geklärter Butter oder
Butterschmalz. Ghee wird in Indien zum Frittieren und Braten
verwendet, und in der asiatischen Küche auch zum Würzen von Reis
und Currygerichten.
Bei
geklärter Butter wird die Flüssigkeit des Butterfettes getrennt, in
dem man die Butter schmelzt und wieder abkühlen lässt. Danach kann
das auf dem Wasser schwimmende Butterfett abgeschöpft werden. Im
Gegensatz dazu wird bei der Herstellung von Ghee die Butter länger
bei niedriger Temperatur erhitzt, bis sämtliches Wasser verdampft
ist und die Butter noch nicht gebräunt. Was übrig bleibt, ist
beinahe reines Fett. Durch das längere Erhitzen bekommt Ghee sein
typisches nussiges Aroma.
Der
große kulinarische Vorteil von Ghee gegenüber Butter und vielen
pflanzlichen Ölen besteht darin, dass es auf eine viel höhere
Temperatur erhitzt werden kann. Butter verbrennt bei 130 Grad,
Oliven- und Sonnenblumenöl bei 170 Grad. Ghee hingegen kann
problemlos bis 250 Grad erhitzt werden. Dadurch eignet sich es
hervorragend zum Frittieren von Fleisch oder Fisch oder für die
Zubereitung im Wok.
Ist
Ghee ein "gesundes" Fett?
Wenn
wir den vielen Internetseiten glauben wollen, auf denen Loblieder auf
Ghee gesungen werden, dann ist es ein wahres Superfett, das für
alles Mögliche gut ist. Es ist die ideale natürliche Energiequelle,
die viele Vitamine und Antioxidantien enthält. Es soll unter anderem
das Immunsystem stärken und vor allerlei chronischen Krankheiten
schützen, den Cholesterinspiegel senken, das Verdauungssystem
unterstützen, Entzündungen hemmen, Allergien verringern und vieles
mehr. Für die meisten dieser Behauptungen gibt es allerdings
keinerlei Beweise. Hier einige Fakten:
Ghee
enthält mehr Fett als Butter
Die
Zusammensetzung von Ghee ist der von Butter sehr ähnlich. Ghee
enthält jedoch mehr Fett und damit mehr Energie als Butter. Butter
enthält 80 Prozent Fett, Ghee besteht fast vollständig aus Fett,
denn die restlichen Bestandteile wie Eiweiß, Milchzucker und Wasser
werden bei der Ghee-Herstellung entfernt. Mit 900 Kalorien gegenüber
750 Kalorien in der Butter, ist Ghee auch nicht direkt ein
Schlankmacher.
Ghee
enthält mehr gesättigte Fette als Butter
Und
obwohl in der letzten Zeit die negativen gesundheitlichen
Auswirkungen gesättigter Fette sehr kontrovers diskutiert werden,
lautet die Empfehlung noch immer, nicht mehr als zehn Prozent der
täglichen Energie aus gesättigten Fetten zu beziehen. Das bedeutet
weniger als 28 Gramm pro Tag für Männer und weniger als 22 Gramm
für Frauen. Es wird empfohlen, gesättigte Fette so weit wie möglich
durch ungesättigte pflanzliche Fette zu ersetzen. Der Austausch von
gesättigten Fettsäuren durch ungesättigte Fettsäuren senkt das
schlechte LDL-Cholesterin im Blut.
Ghee
enthält mehr Cholesterin als Butter
100
Gramm Butter enthalten ungefähr 215 Milligramm Cholesterin, 100
Gramm Ghee etwa 300 Milligramm Cholesterin. Durch die große Menge an
gesättigten Fettsäuren und Cholesterin erscheint dann auch die
Behauptung, dass Ghee einen positiven Einfluss auf den
Cholesterinspiegel hat, eher seltsam.
Es gibt allerdings einzelne kleine Tierstudien, die zeigten, dass Ghee das LDL-Cholesterin und das Gesamtcholesterin leicht senken. Aber diese Studien wurden mit relativ niedrigen Dosierungen (10 Prozent der gesamten Energiezufuhr) und für sehr kurze Zeit durchgeführt. Andere Tierstudien und klinische Studien an Menschen haben diese Ergebnisse nicht bestätigt. Im Gegenteil, die einzelnen Studien an Menschen deuten - wie erwartet - eher auf einen negativen Effekt hin (1, 2, 3).
Es gibt allerdings einzelne kleine Tierstudien, die zeigten, dass Ghee das LDL-Cholesterin und das Gesamtcholesterin leicht senken. Aber diese Studien wurden mit relativ niedrigen Dosierungen (10 Prozent der gesamten Energiezufuhr) und für sehr kurze Zeit durchgeführt. Andere Tierstudien und klinische Studien an Menschen haben diese Ergebnisse nicht bestätigt. Im Gegenteil, die einzelnen Studien an Menschen deuten - wie erwartet - eher auf einen negativen Effekt hin (1, 2, 3).
Ghee
enthält mehr einfach ungesättigte Fettsäuren als Butter
Aber
dieser Unterschied ist praktisch zu vernachlässigen. Die besten
Quellen für einfach ungesättigte Fette sind unter anderem Oliven,
Olivenöl, Erdnussöl (Arachidöl) und die meisten Nüsse.
Ghee
enthält mehr Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren als Butter
Auch
hier ist der Unterschied zwischen Butter und Ghee vernachlässigbar.
Auf jeden Fall ist Ghee keine gute Quelle für Omega-3- und
Omega-6-Fettsäuren. Die besten Quellen für Omega-6-Fettsäuren sind
Sonnenblumen-, Mais-, Soja-, Weizenkeim-, Distel- und Traubenkernöl.
Leinsamen, Raps, Nüsse, Soja und das Öl dieser Nahrungsmittel sind
reich an Omega-3-Fettsäuren. Diese Öle sind vor allem für kalte
Zubereitungen geeignet. Fetter Fisch und Fischöl ist ebenfalls reich
an Omega-3-Fetten.
Ghee
enthält mehr konjugierte Linolsäure (konjugierte Octadecadiensäure
CLA) als Butter
Da
Ghee mehr gesättigte Fettsäuren als Butter enthält, gilt dasselbe
auch für konjugierte Linolsäure (CLA). Aber auch dieser Unterschied
ist vernachlässigbar (ca. 5 Milligramm gegenüber ca. 4,5 Milligramm
pro Gramm Fett).
Möglicherweise ist CLA positiv bei chronischen Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aber darüber herrscht bis jetzt noch viel Unklarheit.
Möglicherweise ist CLA positiv bei chronischen Krankheiten wie Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Aber darüber herrscht bis jetzt noch viel Unklarheit.
Ghee
enthält weniger Zucker als Butter
Butter
enthält ungefähr 700 Milligramm Laktose und 1,5 Milligramm
Galaktose pro 100 Gramm. Ghee enthält ungefähr zwei Milligramm
Laktose und 0,5 Milligramm Galaktose. Der Unterschied ist also
minimal. Für Menschen, die keine Laktose oder Galaktose essen
dürfen, weil sie an einer Laktose-Intoleranz oder einer Galaktosämie
leiden, kann der Unterschied allerdings etwas ausmachen (4).
Ghee
enthält weniger Eiweiß als Butter
In
100 Gramm Butter befindet sich ungefähr ein Gramm Eiweiß. Ghee
enthält ungefähr 0,5 Gramm Eiweiß. Der Unterschied zur Butter ist
minimal und macht kaum einen gesundheitlichen Unterschied. Im
Gegensatz zu dem, was häufig behauptet wird, ist Ghee nicht für
Menschen mit einer nachgewiesenen Kuhmilchallergie geeignet.
Ghee
ist reich an Vitaminen
Genau
wie Butter enthält Ghee relativ hohe Konzentrationen der Vitamine A,
D, E und K. Auch bei diesem Punkt gibt es kaum einen Unterschied.
Ghee
produziert weniger Acrylamid
Beim
Erhitzen von Ghee soll weniger Acrylamid gebildet werden. Acrylamid
ist ein Stoff, der entstehen kann, wenn stärkehaltige Produkte wie
Kartoffeln und Getreide über 120 Grad erhitzt werden. Untersuchungen
an Versuchstieren haben gezeigt, dass Acrylamid für Tiere schädlich
ist. Bei Menschen kann eine höhere Aufnahme dieser Substanz
potenziell schädlich sein.
Bei
der Verbrennung von ungesättigten pflanzlichen Fetten entsteht mehr
Acrylamid als beim Erhitzen von gesättigten tierischen Fetten. Das
macht tierische Fette allerdings nicht gesünder als ungesättigte
Fette. Außerdem ist der Unterschied zwischen Ghee und Butter an
diesem Punkt wieder vernachlässigbar (5).
Pflanzliches
Ghee
Neben
dem klassischen Ghee tierischen Ursprungs gibt es auch pflanzliches
Ghee auf dem Markt. Dieses pflanzliche Ghee enthält jedoch viele
Transfettsäuren (ca. 40 Prozent).
Transfette haben einen noch größeren negativen Einfluss auf den Cholesterinspiegel als gesättigte Fette. Für jede vier bis fünf Gramm Transfette, die man täglich isst, kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um ein Viertel steigen.
Wenn Sie mit Ghee kochen wollen, sollten Sie das echte Ghee tierischen Ursprungs kaufen.
Transfette haben einen noch größeren negativen Einfluss auf den Cholesterinspiegel als gesättigte Fette. Für jede vier bis fünf Gramm Transfette, die man täglich isst, kann das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen um ein Viertel steigen.
Wenn Sie mit Ghee kochen wollen, sollten Sie das echte Ghee tierischen Ursprungs kaufen.
Fazit
Ghee
hat sicherlich eine Reihe kulinarischer Vorzüge (hohe
Verbrennungstemperatur, Geschmack). In Bezug auf die gesundheitlichen
Auswirkungen ist Ghee jedoch mit herkömmlicher Butter vergleichbar.
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