Übergewicht und Fettleibigkeit ist
eines der größten Gesundheitsprobleme unserer Zeit. Aber wie
funktioniert das überhaupt mit Hunger und Sättigung?
Die
Deutschen werden immer dicker. Laut Angaben des
Robert-Koch-Institutes sind 67 Prozent der Männer und 53 Prozent der
Frauen übergewichtig. 23 Prozent der Männer und 24 Prozent der
Frauen sind sogar stark übergewichtig. Die Ursachen sind schnell
gefunden, denn wir essen immer mehr und bewegen uns immer weniger.
Aber auch übermäßiger Stress und eine „obesogene“ Umgebung,
die uns ständig mit Essen lockt und uns unbewusst mehr essen lässt,
als gut für uns ist, trägt einiges zum Gewichtsproblem bei. Die
gute Nachricht: Wir können unser Hunger- und Sättigungssystem
selbst beeinflussen.
Wie funktioniert unser
Sättigungsgefühl?
Das
Hungergefühl wird von Hungerhormonen ausgelöst, genau wie das
Sättigungsgefühl. Oft denkt man, dass der Magen die Signale ans
Gehirn sendet, dass man satt ist, aber das betrifft nur einen kleinen
Teil des Sättigungsgefühls. Es sind vor allem hormonelle
Substanzen, die aus dem Dünndarm und dem Fettgewebe dem Gehirn
signalisieren, dass genügend gegessen wurde.
Wie kommt es, dass manche Menschen
mehr essen als andere?
Das
liegt zum Teil an der Zeit, die benötigt wird, bis die Signale an
das Gehirn gesendet werden. Im Durchschnitt dauert dies etwa zwanzig
Minuten. Aber bei dem einen geht das schneller als bei einem anderen.
Muss man also langsam essen, um
schneller gesättigt zu sein?
Das
stimmt. Schnelle Esser haben, noch bevor die zwanzig Minuten um sind,
den Teller schon zwei oder sogar dreimal wieder gefüllt. Was
ebenfalls hilft, ist lange zu kauen und mit einem kleineren Besteck
zu essen. Dann kann man weniger große Bissen nehmen. Das gibt dem
Körper mehr Zeit, die Sättigungssignale zu erzeugen.
Und
essen Sie bewusst. Nicht vor dem Fernseher, sondern nutzen Sie Ihre
Sinne, um das Gehirn auf die kommenden Lebensmittel aufmerksam zu
machen, so dass das Sättigungssystem rechtzeitig aktiviert werden
kann.
So sind Sie schneller satt
- Langsam essen
- Lange kauen
- Mit einem kleineren Besteck essen
- Von einem kleinen Teller essen
Spielt es eine Rolle, was wir
essen?
Natürlich
ist auch das wichtig. Nicht nur mit der Art und Weise wie wir essen,
sondern auch mit dem, was wir essen, können wir unser
Sättigungsgefühl steuern. Einige Lebensmittel geben ein stärkeres
und länger anhaltendes Signal ans Gehirn, dass man satt ist, als
andere Nahrungsmittel.
Welche Nahrungsmittel sind denn
optimal?
Eiweiß,
Ballaststoffe und bestimmte Fettsäuren zum Beispiel. Ergänzen Sie
Ihr Frühstück mit einem Ei, Haferflocken oder einigen ungesalzenen
Nüssen. Haferflocken sind reich an Ballaststoffen und Eiweiß. Nüsse
enthalten neben Eiweiß auch gesunde ungesättigte Fettsäuren. Das
alles macht satt bis zum Mittagessen. Auch Avocado und Hülsenfrüchte
wie Kichererbsen, Linsen und Bohnen sind gute Sattmacher. Trinken Sie
vor den Mahlzeiten ein Glas Wasser. Vorzugsweise kaltes Wasser. Das
funktioniert besser als warmes Wasser oder Tee.
Hilft es, von einem kleineren
Teller zu essen?
Tatsächlich
entsteht durch die optische Täuschung eher ein Sättigungsgefühl.
Um nicht in die Versuchung zu kommen, ein zweites Mal zu nehmen, ist
es am besten, den Topf nicht auf den Tisch zu stellen. Füllen Sie
die Teller in der Küche, aber nicht zu voll. Dann verhindern Sie,
dass der duftende Topf weiterhin Appetit macht.
Wie kann der Duft unser
Hungergefühl beeinflussen?
Das
liegt daran, dass das Gehirn beim Hunger- und Sättigungsgefühl eine
große Rolle spielt. Forschungen haben gezeigt, dass unsere
Hungerhormone vom Gehirn getäuscht und beeinflusst werden können.
Das zeigte sich zum Beispiel in Studien,
bei der zwei Gruppen den gleichen Milchshake mit 380 Kalorien
erhielten.
Einer
Gruppe wurde jedoch gesagt, dass es sich um einen satt machenden
Shake mit 620 Kalorien handelte. Der anderen Gruppe wurde gesagt,
dass es um eine Light-Version mit nur 140 Kalorien ging.
Was
kam dabei heraus? Die Gruppe, die dachte, sie hätte einen
Light-Milchshake getrunken, war nach dem Milchshake noch hungrig. Das
konnte man auch im Körper messen: Der Spiegel des Hungerhormons
Ghrelin blieb hoch. In der anderen Gruppe sank der Ghrelin-Spiegel.
Sie fühlten sich satt.
Man kann also mit der Psyche die
Hungerhormone beeinflussen?
Das
stimmt und die Marketing-Abteilungen der Lebensmittelproduzenten
reagieren darauf geschickt. All die Werbespots, mit denen wir den
ganzen Tag über auf Postern, Wartehäuschen, Reklamesäulen und
Süßigkeitenautomaten konfrontiert werden, treiben unsere
Hungerhormone an.
Machen die Werbesendungen uns
wirklich hungrig?
Genaugenommen
bekommt man ein fast unwiderstehliches Verlangen nach diesen
Produkten. Wenn Sie beispielsweise etwas Süßes sehen oder riechen,
steigt das Hormon Insulin in unserem Blut an. Die Folge: Der
Blutzuckerspiegel sinkt, man hat das Gefühl, dass man etwas essen
muss, am besten etwas mit viel Zucker.
Das
ist das Problem unserer Zeit. Wir leben in einer „obesogenen“
Umgebung, die uns ständig zum Essen verleitet. Wir denken, dass wir
bewusste Entscheidungen treffen, wenn es ums Essen geht. Aber viele
Entscheidungen werden von körperlichen Reaktionen und Signalen
gesteuert, die mit dem Gehirn kommunizieren, was Ihnen nicht bewusst
ist.
Wie können Crash-Diäten die
Sättigung beeinflussen?
Australische
Forschungen haben gezeigt, dass man in den ersten Wochen abnimmt.
Aber nach ein paar Wochen steigt der Spiegel der Hungerhormone und
die Sättigungshormone und die Fettverbrennung sinken. Sogar ein Jahr
später war das Sättigungsgefühl noch immer gestört.
Solche
Crash-Diäten ohne gute psychologische Begleitung und zusätzliche
Bewegung wirken daher kontraproduktiv. Sie sorgen dafür, dass man
hungrig bleibt, aber weniger verbrennt. Am Ende ist das Risiko groß,
dass man davon zunimmt. Der bekannte Jo-Jo-Effekt.
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