Sonntag, 5. Mai 2019

Brain Fog: Ein Gefühl wie Watte im Kopf


Man fühlt sich im wahrsten Sinne des Wortes wie benebelt: Bei welchen Krankheiten Brain Fog auftritt und was dagegen hilft.

Ein Gefühl wie Watte im Kopf? Sie fühlen sich im wahrsten Sinne des Wortes wie benebelt? Sie können sich nur mit Mühe konzentrieren und sind vergesslich? Die wissenschaftliche Bezeichnung dafür lautet: Brain Fog oder übersetzt „Gehirnnebel“. Dieses Gefühl ist keine eigenständige Krankheit, aber ein häufiges Begleitsymptom anderer Erkrankungen. Viele Ursachen sind inzwischen bekannt. Und Lösungen gibt es auch.
Zahlreiche Gründe für den Gehirnnebel
Es gibt sehr viele Menschen, die über diese Beschwerden klagen, und dennoch ist der Gehirnnebel Brain Fog kaum Gegenstand wissenschaftlicher Forschung. Es ist daher auch keine Krankheit, sondern ein Oberbegriff für einen „nebligen“ Zustand im Kopf, bei dem man Schwierigkeiten hat, neue Informationen zu verarbeiten und zu speichern. Man leidet unter Konzentrationsproblemen, kann nicht klar denken, fühlt sich desorientiert, findet nur schwer die richtigen Worte, ist weniger kreativ und ausgepowert. Brain Fog kann verschiedene Ursachen haben. Hormonelle Veränderungen während der Schwangerschaft und in den Wechseljahren können den Gehirnnebel hervorrufen. Aber auch zuviel Stress oder ein beginnender Burnout erzeugt oft ein Gefühl wie Watte im Kopf. Und es gibt noch mehr Situationen, die den Nebel im Gehirn auslösen.
Hormonelle Veränderungen
Brain Fog ist eines der unangenehmsten Symptome der Wechseljahre. Laut einer Studie aus dem Jahr 2012, die in der Zeitschrift „Menopause“ veröffentlicht wurde, treten im Gehirn um die Menopause herum eine Reihe Veränderungen der Hirnleistung auf. Diese kognitiven Veränderungen können die Ursache für die Watte im Kopf sein. Die Forschungen zeigten auch, dass die Beschwerden vor allem bei Schlafmangel auftreten, der ebenfalls in den Wechseljahren vermehrt auftritt.
Auch in der Schwangerschaft führt das veränderte hormonelle Gleichgewicht zu allen möglichen Umstellungen im Gehirn, so dass Frauen vergesslich sind oder sich nicht konzentrieren können. Nicht umsonst spricht man in diesem Zusammenhang auch von „Schwangerschaftsdemenz“.
Lösung: Wenn die Wechseljahre den Brain Fog verursachen, ist eine Hormontherapie ein wirksames Mittel. Fragen Sie Ihren Hausarzt oder Gynäkologen um Rat.
Schlafmangel
Wenn Sie dauerhaft schlecht schlafen, ist es wichtig, zuerst die Schlafprobleme anzugehen, bevor Sie nach einer anderen Ursache für den Brain Fog suchen. Schlaftabletten sind übrigens keine gute Lösung, da auch sie die Gehirnleistung beeinträchtigen können und bei langfristiger Einnahme die Schlaflosigkeit verstärken.
Lösung: Verbessern Sie Ihre Schlafgewohnheiten. Gehen Sie zu einer festen Zeit ins Bett und stehen Sie jeden Morgen um die gleiche Zeit auf. Schlafen Sie in einem abgedunkelten Raum und schalten Sie zwei Stunden vor dem Zubettgehen Fernsehgerät, Computer, Tablet und Smartphone aus. Entspannen Sie sich vor dem Schlafengehen, zum Beispiel bei einer Meditation oder einem Abendspaziergang an der frischen Luft. Sie können auch beruhigende pflanzliche Mittel wie Baldrian verwenden. Wenn das alles nicht hilft, gibt es Schlafkliniken, die die Ursache Ihrer Schlafprobleme herausfinden und, wenn nötig, behandeln können.
Alkohol
Mit zunehmendem Alter ist die Leber immer weniger in der Lage, Alkohol zu verarbeiten. Nach zwei Gläsern ist man dann schon betrunken, der grässliche Kater danach ist stärker und hält länger an. Dann kann es passieren, dass man nach einem feuchtfröhlichen Abend noch tagelang wie benebelt ist. Seltsamerweise kann ein Glas Alkohol auch den Nebel im Kopf reduzieren, aber das ist natürlich nicht besonders vernünftig.
Lösung: Vor Kurzem wurde festgestellt, dass das Gehirn von Menschen, die sehr viel Alkohol trinken, Energie aus Essigsäure – einem Abbauprodukt des Alkohols – bezieht. Deshalb empfehlen einige Webseiten, bei Brain Fog ein Glas Wasser mit einem kleinen Schuss (Apfel-)Essig zu trinken. Und natürlich: Fortan weniger oder gar keinen Alkohol mehr trinken.
Zu wenig Kohlenhydrate
Das Gehirn verwendet ausschließlich Glukose als Brennstoff. Wenn Sie alle Kohlenhydrate (Zucker und Stärke) aus der Ernährung streichen, ist Ihr Körper gezwungen, auf einen Brennstoff umzuschalten, der aus Fetten hergestellt wird. Glücklicherweise funktioniert Ihr Gehirn auch mit diesen Ketonen, aber das Umschalten verläuft nicht bei jedem reibungslos. In diesem Fall kann ein Nährstoffmangel die Watte im Kopf verursachen.
Lösung: Sie können schnell herausfinden, ob ein Kohlenhydratmangel die Ursache für Ihren Brain Fog ist: Essen Sie Brot oder eine Banane. Wenn sich der Nebel im Gehirn dann lichtet, wissen Sie, dass es mit Ihrer Ernährung zu tun hat.
Flüssigkeitsmangel
Wenn Sie nicht genügend Flüssigkeit aufgenommen haben, kann das Gehirn sozusagen „austrocknen“. Das kann zu Kopfschmerzen, aber auch zu Verwirrung und Brain Fog führen.
Lösung: Das ist einfach zu beheben, indem man mindestens vier große Gläser Wasser pro Tag trinkt.
Vitamin B12-Mangel
Vitamin B12-Mangel ist eine der Hauptursachen für das benebelte Gefühl im Kopf. Vegetarier und Veganer können darunter leiden, denn Vitamin B12 in einer für den Körper aufnehmbaren Form kommt nur in tierischen Lebensmitteln vor. Einige Medikamente behindern die Aufnahme von Vitamin B12, wie Magensäurehemmer und das Diabetesmedikament Metformin. Zu viel Alkohol kann ebenfalls zu einem Vitamin B12-Mangel führen.
Lösung: Mit einem einfachen Bluttest kann der Arzt feststellen, ob ein B12-Mangel vorliegt, der sich mit einem Vitamin B12-Präparat ausgleichen lässt.
Elektrosmog
Manche Menschen vermuten, dass elektromagnetische Wellen wie WiFi und 4G eine Rolle bei Konzentrationsstörungen spielen. Aber das ist wissenschaftlich noch nicht erwiesen. Es gibt Geräte und Edelsteine auf dem Markt, die die Wellen abfangen sollen, aber es ist noch nicht wissenschaftlich verbrieft, dass diese Hilfsmittel wirklich funktionieren.
Lösung: Es ist schwierig, alle elektromagnetischen Wellen zu meiden, aber es kann sicher nicht schaden, Smartphone und Tablet ein paar Meter von sich wegzulegen und für solche Geräte nachts den Flugzeugmodus einzuschalten.
Chemotherapie
Wenn Sie sich einer Chemotherapie unterzogen haben, kann dies auch Jahre später zu Beschwerden führen. Das in der Medizin bekannte „Chemobrain“, zu deutsch Chemogehirn, ist eine hartnäckige und schwere Form des Gehirnnebels. Beim Chemogehirn ist der präfrontale Kortex betroffen, was Folgen für das Arbeitsgedächtnis und das räumlich-visuelle Gedächtnis hat.
Lösung: Es wird viel über das Chemogehirn geforscht, aber leider gibt es (noch) keine Behandlung. Die Symptome können jedoch durch Stress und alle in diesem Artikel genannten Ursachen verschlimmert werden. Wer an einem Chemobrain leidet, sollte diese Ursachen auf jeden Fall versuchen zu vermeiden.
Gehirnerschütterung
Ein schwerer Schlag auf oder gegen den Kopf kann auch Monate oder Jahre später noch kognitive Symptome verursachen, einschließlich Brain Fog.
Lösung: Nach einer Gehirnerschütterung lautet die Devise: Ausruhen. Halten Sie sich an diese Empfehlung. Wenn die Symptome anhalten und sie schwerwiegend und heftig sind, kann eine Reha-Behandlung helfen.
Glutenunverträglichkeit
Es gibt viele Menschen, die kein Gluten essen, weil sie fälschlicherweise denken, dass Gluten ungesund ist. Für Menschen mit Zöliakie ist die Vermeidung des Klebe-Eiweißes Gluten im Weizen und anderen Getreiden eine bittere Notwendigkeit. Wenn Zöliakie-Patienten trotzdem Gluten zu sich nehmen, sind die Folgen ernst: Darmbeschwerden, Depressionen und Unterernährung. Auch Brain Fog kann sich als Symptom zeigen. Das hat möglicherweise mit der Schädigung von Nervengewebe durch Gluten zu tun.
Lösung: Die Beschwerden werden allmählich verschwinden, sobald Zöliakie-Patienten auf eine glutenfreie Ernährung umsteigen. Wenn es keine andere Erklärung für den Brain Fog gibt und nichts hilft, sollten Sie sich auf Glutenintoleranz testen lassen. Vor allem, wenn Sie auch unter Darmproblemen und Gewichtsverlust leiden.
Multiple Sklerose (MS)
Diese Krankheit betrifft das zentrale Nervensystem und kann die Art und Weise verändern, wie das Gehirn mit dem Rest des Körpers kommuniziert. Etwa die Hälfte aller Menschen mit Multipler Sklerose leidet unter Brain Fog.
Lösung: Laut MS-Spezialisten des Mount Sinai Hospitals in New York können Gedächtnisspiele oder Lernen neuer Dinge helfen. Indem das Gehirn zur Arbeit gezwungen wird, kann der Gehirnnebel abnehmen.
Stress
Chronischer Stress erhöht den Blutdruck, schädigt das Immunsystem, kann Depressionen und geistige Erschöpfung hervorrufen. Wenn das Gehirn ausgepowert ist, wird es schwieriger zu denken, zu reden und sich zu konzentrieren.
Lösung: Es gibt viele Möglichkeiten, Stress zu bekämpfen. Der eine erholt sich bei einem täglichen Spaziergang durch die Natur, der andere bei Meditation, Yoga oder Mindfulness (Achtsamkeit). Reduzieren Sie den Stress und Ihr Kopf wird wieder klarer.
Unbekannte Ursache
Wenn es keinen konkreten Grund für den Nebel in Ihrem Kopf gibt, bringen vielleicht Nahrungsergänzungen wieder einen klaren Kopf.
Lösung: Ginkgo biloba verbessert die Gehirnleistung. Darüber wurde viel geforscht, obwohl nicht alle Studien gleichermaßen begeistert sind über die Wirkung von Ginkgo biloba. Das pflanzliche Mittel lässt das Blut leichter durch die Blutgefäße fließen, so dass das Gehirn besser durchblutet wird. Laut Experten sollen auch Magnesiumpräparate helfen, weil der Mineralstoff Stress reduziert und den Schlaf verbessert. Auch Omega-3-Fettsäuren sind wichtig für eine normale Gehirnfunktion. Gute Quellen dafür sind fetter Fisch, Nüsse, Eier, Avocados, Leinsamen, Leinöl oder Krillöl.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.