Montag, 27. Mai 2019

Frauen mögen‘s heiß


Weibliche Gehirne funktionieren bei höheren Temperaturen besser. Arbeitgeber sollten daher die Heizung ruhig mal ein Grad höher stellen.

Sind Sie weiblich und frieren Sie häufig am Arbeitsplatz? Deutsche Wissenschaftler haben einen Grund gefunden, warum Ihr Chef den Thermostat ein wenig höher drehen sollte. Bei höheren Temperaturen fühlen sich Frauen nicht nur besser, sondern auch ihr Gehirn arbeitet effektiver.
Der ewige Streit um die richtige Temperatur
Es scheint fast wie eine Gesetzmäßigkeit am Arbeitsplatz: Weibliche Mitarbeiter frieren ständig. Mit dicker Strickjacke jammern sie zitternd über das nahezu sibirische Klima im Büro, während die männlichen Kollegen fröhlich pfeifend weiterarbeiten – und das oft genug auch noch in dünnem Hemd oder T-Shirt. Meinungsverschiedenheiten über die richtige Temperatur und das zugehörige Gefummel an Klimaanlage und Heizung führen an vielen Arbeitsplätzen zu hitzigen Diskussionen.
Frauen sind Frostbeulen
Warum nur ist die Wohlfühltemperatur ein solcher Streitpunkt zwischen Mann und Frau? Das liegt in der Natur der Geschlechter. Aufgrund körperlicher Unterschiede – Körpermasse, Körperfett, Muskelaufbau – frieren Frauen viel schneller als Männer. Die ideale Bürotemperatur wurde in den 1960er Jahren des vergangenen Jahrhunderts berechnet, indem man einen Raum voll mit ausschließlich männlichen Arbeitnehmern untersuchte. Weibliche Kollegen haben deswegen seitdem das Nachsehen. Deutsche Forscher haben nun das schlagende Argument gefunden, um den Thermostat am Arbeitsplatz doch einige Grade höher zu drehen. Weibliche Gehirne scheinen besser zu funktionieren, wenn es wärmer ist.
Für die in der medizinischen Fachzeitschrift „PLOS ONE“ veröffentlichten Studie wurden mehr als 500 weibliche und männliche Testpersonen untersucht bei verschiedenen Temperaturen ansteigend von 16, 19 bis 32 und 57 Grad Celsius. Die Probanden erhielten drei Aufgaben: eine mathematische, eine sprachliche und einen kognitiven Reflexionstest, bei dem Fragen so gestellt werden, dass die erste intuitive Antwort, die dem Befragten einfällt, falsch ist.
Die Wärme macht’s
Bei einer höheren Temperatur schneiden Frauen in der Kategorie Mathematik und bei sprachlichen Aufgaben besser ab. Bei den Herren der Schöpfung war es genau umgekehrt. Sie schneiden bei solchen Aufgaben besser ab, wenn es kühler ist. Für den kognitiven Reflexionstest schien die Temperatur keine Rolle zu spielen.
Wenn Frauen bei höheren Temperaturen ausgerechnet besser denken können, aber Männer gerade schlechter, sollte dann die Temperatur am Arbeitsplatz angepasst werden? Laut den Wissenschaftlern spricht doch einiges für ein wärmeres Büroklima. Der Unterschied zwischen der Leistung von Frauen bei kälteren und wärmeren Temperaturen ist nämlich größer und lässt sich genauer messen als der Leistungsrückgang bei Männern. Den Thermostat einige Grad höher zu stellen, kann für die Leistung eines weiblichen Arbeitnehmers einen positiven Unterschied machen, aber schadet trotzdem nicht der Leistung der männlichen Kollegen, argumentieren die Wissenschaftler. Also liebe Männer, wenn ihr produktive Mitarbeiterinnen und kreative Kolleginnen haben möchtet, müsst ihr wohl ein wenig schwitzen!

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