Sonntag, 28. Juli 2019

Insektenstiche: unangenehm und bisweilen gefährlich


Was Sie über Insektenstiche wissen und wie Sie damit umgehen sollten.

Jeden Sommer werden tausende Menschen von Wespen und Bienen gestochen. Meist bleibt es bei einer harmlosen Hautreaktion, aber manche Menschen reagieren allergisch auf einen Stich. Bei diesen Betroffenen kann sogar ein lebensbedrohlicher Schock auftreten.

Ein Stich einer Biene, Wespe, Hornisse oder Hummel, ist meistens ein unangenehmer, aber harmloser Vorfall. An der Einstichstelle schwillt die Haut an, es juckt leicht und schmerzt. Nach einigen Stunden oder höchstens einigen Tagen ist der Spuk vorbei. Abhängig von der Anzahl der Stiche und wo man gestochen wurde, können die Folgen jedoch gravierender sein.
1. Eine lokale Reaktion
Der Stich ist sehr schmerzhaft. Man sieht lokale Rötungen, eine leichte Schwellung und Verhärtung. Meistens ist das von Juckreiz begleitet. Diese Reaktion verschwindet in der Regel einige Stunden nach dem Stich.
Je nachdem, wo man gestochen wird, kann die Schwellung stärker ausgeprägt sein. Dies ist der Fall bei Stichen im Gesicht oder am Hals. Ein Stich in der Mundhöhle oder im Rachen kann so anschwellen, dass Erstickung droht.
2. Eine toxische Reaktion
Der Schweregrad der Reaktion nimmt mit der Anzahl der Stiche zu. Bei vielen Stichen ist die Menge des injizierten Giftes größer. Neben der lokalen Reaktion treten auch allgemeine Symptome auf: Wasseransammlungen (Ödeme), Müdigkeit, Erbrechen, Durchfall, Kopfschmerzen, Blutdruckabfall und manchmal Krampfanfälle und Bewusstseinsverlust. Ein Erwachsener, der mehr als zwanzig Mal gestochen wird, muss zur Beobachtung ins Krankenhaus eingeliefert werden.
3. Allergische Reaktion
Manche Menschen reagieren allergisch auf Insektenstiche. Eine allergische Reaktion ist nicht dosisabhängig und kann bereits nach einem einzigen Stich auftreten. Jeder kann eine Allergie gegen Wespen- oder Bienengift entwickeln. Das Risiko, allergisch zu werden, steigt, wenn Sie öfter gestochen oder wenn Sie in kurzer Zeit häufig gestochen werden.
Die folgenden Symptome können auftreten:
  • Eine leichte Überempfindlichkeit verursacht starke juckende Schwellungen, die einige Tage anhalten können. Sogar das ganze Bein oder der ganze Arm können anschwellen.
  • Schwerwiegender ist eine sogenannte systemische oder generalisierte Reaktion, die nicht nur eine örtliche Schwellung hervorruft, sondern auch andere Beschwerden:
    - rote Augen,
    - kribbelnde Lippen,
    - eine laufende Nase,
    - ein plötzlicher Blutdruckabfall begleitet von Schwindel,
    - Anschwellen der Zunge, des Kehlkopfes oder der Luftröhre, was zu Atemnot führt,
    - Kurzatmigkeit,
    - Erbrechen.
    Diese generalisierte Reaktion tritt meist innerhalb von 15 bis 30 Minuten nach dem Stich auf.
  • Ohne sofortiges Eingreifen kann ein anaphylaktischer oder allergischer Schock auftreten, der zu schweren Herz- und Atemwegsproblemen führen kann. Wer bei einem früheren Stich überempfindlich reagierte, hat bei einem nachfolgenden Stich ein erhöhtes Risiko für eine allergische Reaktion auf Insektengift. Es ist jedoch unmöglich, das Risiko einer generalisierten Reaktion vorherzusagen.
Es wird geschätzt, dass ein bis fünf Prozent der Bevölkerung auf solche Weise auf einen Insektenstich reagieren.
Maßnahmen nach einem Insektenstich
  • In der Regel genügt es, die Einstichstelle mit Eis oder einem feuchten kalten Tuch zu kühlen. Wenn der Stachel noch in der Haut steckt, sollte er so schnell wie möglich entfernt werden. Vermeiden Sie dabei das Ausdrücken des Giftsäckchens. Am besten entfernen Sie den Stachel durch Abschaben mit dem Fingernagel oder einer Kreditkarte oder Ähnlichem. Ziehen Sie den Stachel nicht mit zwei Fingern aus der Haut, da das Giftsäckchen dann weiter zusammengedrückt wird.
  • Entfernen Sie bei einem Stich in die Hand Schmuck und Ringe, so dass die Blutversorgung der Finger bei einer Schwellung nicht beeinträchtigt wird.
  • Reinigen Sie den Stich mit Wasser und Seife und desinfizieren Sie ihn mit Desinfektionsspray.
  • Die meisten Hausmittel für die Behandlung von Insektenstichen, wie Arnika, Essig, Alkohol, ätherische Öle, Menthol und so weiter werden nicht empfohlen, weil ihre Wirkung nicht wissenschaftlich bestätigt ist.
  • Bei starken Schmerzen darf ein Schmerzmittel eingenommen werden.
Fragen Sie in jedem Fall einen Arzt bei folgenden Umständen:
  • Ein Stich in Mund oder Rachen ist immer gefährlich. Die Schleimhaut kann schnell anschwellen und die Atmung behindern. Lutschen Sie einen Eiswürfel und gehen Sie so schnell wie möglich zum Arzt oder ins Krankenhaus.
  • Wenn Sie mehrere Bienen- oder Wespenstiche erlitten haben (mehr als 20 bei einem Erwachsenen) müssen Sie zur Beobachtung ins Krankenhaus.
  • Wenn lokal eine starke Reaktion wie eine übermäßig starke Schwellung oder sehr starker Juckreiz auftreten, die nicht nach einigen Stunden verschwindet oder erst nach einigen Stunden auftritt, muss ein Arzt konsultiert werden. Er wird eventuell ein Antihistaminikum gegen den Juckreiz und die Schwellung verschreiben oder eine Cortison-Behandlung starten.
  • Wenn nach dem Stich eine allergische Reaktion auftritt, rufen Sie die Notfallnummer 112 für einen dringenden Transport ins Krankenhaus. Eine allergische Reaktion wird von Hautausschlag, starkem Juckreiz, Schwellungen im Gesicht, Schwindel, Blässe, Atembeschwerden und Erstickungsgefühlen begleitet. Der Betroffene sollte sich hinlegen, die Beine etwas höher gelagert als der Körper.
  • Menschen, die früher schon eine schwere allgemeine Reaktion gezeigt haben, sollten im Frühling und Sommer ein Notfallset mit Adrenalin zur Hand haben, damit sie das sofort injizieren können. Fragen Sie Ihren Arzt danach und lernen Sie die richtige Handhabung der Spritze. Wenn Sie das Adrenalin-Notfallset benutzt haben, sollten Sie trotzdem sofort einen Arzt aufsuchen.
Immuntherapie bei Insektenallergie
Bei Kindern und Erwachsenen mit einer starken Allergie gegen Insektengift kann eine Immuntherapie oder Hyposensibilisierung durchgeführt werden. Das bedeutet, dass der Arzt für einen bestimmten Zeitraum immer höhere Dosen des Insektengiftes spritzt, wodurch sich der Körper an das Gift gewöhnt und die Überempfindlichkeit abgebaut wird.
Diese Form der Immuntherapie wird zunehmend bei Menschen eingesetzt, die auf Stiche von Wespen, Bienen oder Hummeln allergisch reagieren. Die Immuntherapie ist eine sehr wirksame Behandlung: Mehr als 90 Prozent der Wespengiftallergiker sind sechs Wochen nach der Behandlung vollständig geschützt und zeigen nach einem erneuten Stich nur eine lokale Reaktion. Bei einer Bienengiftallergie ist der Prozentsatz mit 75 bis 80 Prozent etwas niedriger. Am Ende der Therapie haben Sie einen dauerhaften Schutz vor Insektengift aufgebaut. Diese Behandlung wird bei Kindern über fünf Jahren nur angewendet, wenn sie sich durch spezielle Hauttests und eine Blutuntersuchung (CAP-Test) als Bienen- oder Wespenallergiker erwiesen haben und auf einen weiteren Stich lebensbedrohlich mit einem anaphylaktischen (allergischen) Schock reagieren können. Auch Menschen, die beruflich mit Wespen oder Bienen zu tun haben, kann diese Behandlung nützen.
Zehn goldene Tipps bei Allergie gegen Insektengift
1. Vermeiden Sie Picknicks und Grillen. Süßigkeiten, Bier, Wurstwaren und Ähnliches ziehen Wespen an. Lassen Sie Dosen mit Softdrinks niemals offen stehen und trinken Sie im Freien nicht daraus. Wenn eine Wespe darin ist, kann sie in Mund oder Rachen stechen.

2. Meiden Sie die Umgebung von Mülleimern und herabgefallenes Obst, das Wespen lieben.

3. Vermeiden Sie körperliche Arbeit, bei der man ins Schwitzen gerät. Schweiß lockt Bienen und Wespen an.

4. Wenn Sie Hecken schneiden müssen oder an Dachrinnen oder auf alten Dachböden arbeiten, kontrollieren Sie zuerst, ob sich dort keine Wespennester befinden.

5. Meiden Sie die Umgebung von Bienenstöcken und blühende Blumen.

6. Tragen Sie keine Kleidung in knalligen Farben, schwarz oder mit Blumenmotiven. Weiß, Grün und Hellbraun finden Insekten am wenigsten attraktiv.

7. Laufen Sie nie barfuß übers Gras. Bienen lieben die Blüten von Klee und Gänseblümchen und Wespen legen im Boden Nester an.

8. Verzichten Sie auf duftendes Deodorant, Parfüm, Rasierwasser und Sonnencreme. Solche Düfte ziehen Bienen und Wespen an.

9. Vermeiden Sie abrupte Bewegungen, wenn sich eine Wespe oder Biene in der Nähe befindet. Töten Sie kein Insekt, das auf dem Körper sitzt, sondern schnippen Sie es bei Bedarf mit einem Finger weg.

10. Töten Sie keine Bienen oder Wespen in der Nähe des Nestes. Das lockt Artgenossen an. Versuchen Sie nicht selbst, Wespennester zu entfernen, sondern rufen Sie professionelle Schädlingsbekämpfer.

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