Samstag, 17. August 2019

Weder Lerche noch Eule: Wissenschaft entdeckt zwei neue Chronotypen


Es gibt mehr als den Frühaufsteher und die Nachteule, haben Forschungen ergeben.

Die Chronobiologie beschäftigt sich mit der inneren Uhr des Menschen und dem Schlaf-wach-Rhythmus, der verrät, zu welchen Zeiten wir am aktivsten oder schläfrigsten sind. Man unterscheidet den Morgen-, Abend- und Normaltyp, zu dem die meisten Menschen gehören. Wie unsere innere Uhr tickt und welchem Chronotyp wir angehören, lässt sich sogar im Blut anhand des Melatonin-Spiegels feststellen. Die Normaltypen stehen etwa gegen sieben oder acht Uhr morgens auf und gehen zwischen elf und zwölf Uhr abends ins Bett. In welche Kategorie man schlaftechnisch fällt, ist hauptsächlich genetisch bestimmt, aber auch ein wenig altersabhängig. Dagegen haben Umgebungslicht, berufliche oder soziale Faktoren weniger Einfluss. Kein Frühaufsteher wird irgendwann komplett zum Nachtmenschen. Die innere Uhr lässt sich höchstens mal um ein oder zwei Stunden verschieben, aber das war’s dann auch.
Wissenschaftler entdecken weitere Chronotypen
Neben den Frühaufstehern, den sogenannten Lerchen und den Nachtmenschen, den sogenannten Eulen, gibt es noch zwei weitere Chronotypen beim Menschen: den Mittagsschlaftyp – Menschen, die vor allem vor und nach der Mittagspause ein Aufmerksamkeitstief haben – und den Nachmittagstyp, der gerade rundum die Mittagszeit am fittesten ist. Das berichtet eine Studie in der führenden wissenschaftlichen Zeitschrift „Personality and Individual Differences“.
Mittagsschlaf- und Nachmittagstyp
Für diese Studie befragten die Wissenschaftler über eine Online-Umfrage 1.305 Menschen zwischen 17 und 90 Jahren zu ihren Schlafgewohnheiten und ihrem Müdigkeitsgefühl während des Tages. Um das zu bestimmen, wurden den Teilnehmern während der Umfrage verschiedene Zufallszeiten angezeigt und sie wurden gebeten, anzugeben, wie müde sie sich in diesen speziellen Momenten fühlten. Darauf aufbauend konnten die Forscher vier verschiedene Chronotypen unterscheiden. Es gibt den Morgentyp, was darauf hindeutet, dass er sich zu Beginn des Tages am wenigsten schläfrig fühlt. Ebenfalls bekannt ist der Abendtyp, der im Gegensatz zum Morgenmensch erst sehr spät am Tag wacher und aufmerksamer ist. Erstmals entdeckten die Forscher nun den sogenannten Mittagsschlaf- oder Nickerchentyp, der vor allem zwischen 11 und 15 Uhr müde und morgens und abends am aktivsten ist. Schließlich gibt es noch den Nachmittagstyp, der am aufmerksamsten zwischen 11 und 17 Uhr ist.

Produktive Phasen berücksichtigen
Der Nachweis der Existenz von mehr als zwei Chronotypen ist nicht nur wissenschaftlich interessant, sondern kann auch einen Unterschied im Alltag bedeuten. Es kann schließlich hilfreich sein, die Arbeits- und Lernzeiten für die Phasen einzuplanen, an denen man am fittesten und damit produktivsten ist. Konkret bedeutet dies, dass Unternehmen ihre Arbeitsschichten mit Mitarbeitern einteilen können, deren Chronotyp am besten zu diesem Zeitraum passt. Oder den Arbeitnehmern mehr Unabhängigkeit geben, damit sie zu den Zeiten arbeiten können, an denen sie am leistungsfähigsten sind. So können die Mittagsschlaftypen leistungsfähiger sein, wenn sie während des Tages mal ein Nickerchen von einer Viertelstunde einlegen können.
Im Alter werden wir mehr zu Lerchen
Es ist natürlich auch für Schüler und Studenten interessant, die sich in der Prüfungsphase befinden. Sie sollten den Rhythmus wählen, der für sie am besten funktioniert, was Motivation und Produktivität zu Gute kommt. Die Forschungen ergaben zudem, dass die Ergebnisse größtenteils für Männer und Frauen gelten und auch für alle Altersstufen. Nur eines ist und bleibt problematisch: wenn man dauerhaft gegen seine innere Uhr leben muss. Wenn ein Organismus nicht zu der Zeit schlafen darf, die seine Gene vorgeben, gerät der Körper in Stress und das macht – vor allem auf Dauer – krank. Ein wenig ändert sich unsere innere Uhr allerdings mit fortschreitendem Alter: Dann werden wir alle etwas mehr zu Lerchen, die morgens schon früh wach sind, aber auch abends nicht mehr so lange durchhalten.

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