Der Trend, unsere Gesundheit und
unseren Schlaf mit allen technischen Finessen im Auge zu behalten,
kann erst recht zu Problemen führen.
Wir
schlafen zu wenig und Unternehmen gehen darauf gerne ein und machen
sich diese Probleme zunutze. Mit ausgezeichneten Werbestrategien
wollen sie uns glauben machen, dass ihre Gadgets die Lösung sind, um
besser und mehr zu schlafen. Aber weder Apps noch Schlaf-Monitore
sagen etwas über die Schlafqualität, sagen Schlafexperten.
Jeder Dritte schläft schlecht
Wir
schlafen immer schlechter, wie Untersuchungen in den vergangenen
Jahren gezeigt haben. Jeder Dritte hat mit Schlafproblemen zu
kämpfen, sei es das Einschlafen oder auch das Durchschlafen. Die
wenigsten Erwachsenen kommen noch auf die empfohlenen sieben bis acht
Stunden Schlaf pro Nacht. Das lässt sich unter anderem durch unseren
veränderten Lebensstil erklären: Wir sind Teil eines
24-Stunden-Systems, in dem Menschen immer mehr tun wollen und müssen.
Was wir einsparen, ist die Nachtruhe. Aber durch diese berufliche und
soziale Verkürzung der Schlafzeit laufen Menschen tagsüber Gefahr,
völlig übermüdet zu sein.
Verhängnisvoller Trend
Westliche
Länder sind schon seit einiger Zeit auf die körperliche Gesundheit
fixiert. Das wenden Menschen auch auf ihr Leben und ihre Nachtruhe
an. Guter Blutdruck und Puls, genügend Schritte pro Tag, aber auch
mindestens acht Stunden Schlaf. Das soll registriert und dokumentiert
werden. Dafür verwenden wir allerlei Apps und Überwachungssoftware.
Schlaf-Apps messen die Bewegungen im Schlaf. Bewegungen zeigen an, ob
Menschen in Ruhe oder aktiv sind, sagt aber nichts darüber aus, ob
man schläft oder nur im Bett liegt. Die Apps vermitteln also
überhaupt kein richtiges Bild der Schlafqualität, auch wenn die
Hersteller der Apps und Gadgets das behaupten. Die Produkte sind
daher auch nicht klinisch getestet. Man kann erst über die
Schlafqualität etwas aussagen, wenn mit Hilfe von Elektroden am Kopf
die Gehirnaktivität, die Augenbewegungen und die Muskelaktivität
gemessen werden. Erst dann weiß man, in welcher Schlafphase man sich
befindet und wie die Phasen verlaufen.
Überwachung verursacht Stress
Schlafmessungen
verursachen Stress.
Viele Menschen sind dann auch getrieben von ihren Ergebnissen. Sowohl
das Einstellen einer Uhr am Abend und das Messen der Schlafzeit,
sowie morgens die Feststellung, dass die Nachtruhe schlecht war, hat
verheerende Auswirkungen. Diese Apps und Monitoring-Gadgets machen
Menschen so viel Angst, dass sie erst recht Schlaflosigkeit
entwickeln. Das ist also kontraproduktiv.
Schlafexperten
raten sogar dazu, den Wecker unters Bett zu legen. So sieht man
nachts nicht die Uhrzeit, wenn man mal aufwacht, aber hört trotzdem
morgens den Wecker klingeln. Wer nachts dauernd die Uhrzeit vor Augen
hat, steht noch mehr unter Druck, was noch schlechter schlafen lässt.
Die Apps und Schlafmonitore haben genau den gleichen Effekt. Die
Menschen fixieren sich auf die Ergebnisse und erleben dadurch Stress.
Es ist daher wichtig, einen strukturierten und gesunden
Tag-Nacht-Rhythmus zu entwickeln. Wir sollten zu einer festen Zeit
schlafen gehen und aufstehen und uns anderthalb Stunden vor dem
Einschlafen von Internet, Smartphone und Fernsehen verabschieden. Wir
müssen diese Zeit nutzen, um Ruhe zu finden und den Tag
abzuschließen.
Schlafspezialisten
sagen, dass eineinhalb Stunden Entspannung vor dem Schlafengehen sehr
förderlich für eine gute Nachtruhe sind. Das bereitet auf den
Schlaf vor und er wird dadurch besser sein. Wenn man zehn Minuten vor
dem Schlafengehen noch schwer beschäftigt ist, wird das Einschlafen
länger dauern und schwieriger sein.
Schlechte Angewohnheiten
Menschen
neigen dazu, vor dem Schlafengehen oder wenn sie nachts Aufwachen
Nachrichten und Mails zu checken, aber das aktiviert Körper und
Geist wieder. Sie landen wieder in den Tagesaktivitäten und das
Licht der elektronischen Geräte bewirkt, dass die
Melatoninausschüttung verzögert oder reduziert wird. Melatonin ist
ein Hormon, das dem Körper hilft, einzuschlafen. Wenn die
Ausschüttung verzögert wird, verzögert sich auch die
Einschlafphase.
Auch
morgens haben wir so unseren schlechten Angewohnheiten, wie länger
im Bett liegenbleiben. Menschen verlängern ihre Zeit im Bett am
Morgen, weil sie denken, dass sie mindestens acht Stunden schlafen
müssen. Es ist besser, das zu vermeiden, denn länger im Bett zu
liegen, wirkt entgegengesetzt. Es zerstückelt den Schlaf. Darüber
hinaus verbinden Menschen ihre Beschwerden während des Tages häufig
mit ihrer Nachtruhe, aber manchmal erfährt man Übermüdungsprobleme,
weil man gestresst ist. Wenn der Tag zu voll gepackt ist oder man
sich nicht wohl in seiner Haut fühlt, führt das auch zu
Erschöpfung. Müde sein, sollte also nicht ausschließlich mit
Schlaf in Verbindung gebracht werden. Schlaf-Apps sind Teil einer
zunehmenden Tendenz, unsere Gesundheit mit Hilfe von Technik zu
messen. Aber der Trend, unseren Schlaf zu messen, ist problematisch.
Je mehr man sich auf den Schlaf konzentriert, desto mehr wird man
wachliegen.
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