Rohe oder gekochte Nahrungsmittel wirken unterschiedlich auf unsere Darmflora und damit auf unsere Gesundheit.
Unsere
Ernährungsweise ist wichtig für eine große Vielfalt an
Darmbakterien. Viele Studien haben bereits gezeigt, dass ein
Gleichgewicht zwischen guten und schlechten Darmbakterien für die
Gesundheit ausschlaggebend ist, aber welchen Einfluss das Kochen der
Lebensmittel auf die Darmflora hat, ist bislang noch nicht untersucht
worden. Kürzlich haben Forscher gezeigt, dass die Wirkung von rohen
und gekochten Nahrungsmitteln auf die Vielfalt und die
Stoffwechselaktivität der Darmbakterien unterschiedlich ist.
Kochen verändert Nährstoffe und
Verdaulichkeit
Das
Kochen von Nahrung ist ein wichtiger Schritt in der Entwicklung
unserer Darmflora gewesen. Es ist ein uralter Prozess, der die
Nährstoffe verändert und die Nahrung für uns leichter verdaulich
macht. Beim Kochen entstehen zudem Aromen, die man in Rohkost nicht
findet.
Forscher
der Harvard-Universität und der Universität von Kalifornien haben
kürzlich untersucht, wie verschiedene Arten von Diäten wie
vegetarische und fleischbasierte Ernährungsweisen, die Darmflora
beeinflussen. Sie entdeckten, dass niemand untersucht hat, wie das
Kochen die Zusammensetzung unserer Darmbakterien verändert.
Gekochte Nahrung verändert die
Vielfalt der Darmbakterien
In
der Studie, deren Ergebnisse in der Fachzeitschrift „Nature
Microbiology“
veröffentlicht wurden, haben die Forscher untersucht, wie
unterschiedliche Arten von gekochter und roher Nahrung die Darmflora
von Mäusen beeinflusst. Sie fütterten die Mäuse mit rohem und
gekochtem Rindfleisch sowie mit rohen und gekochten Süßkartoffeln.
Das Forschungsteam benutzte diese Nahrungsmittel, weil frühere
Studien gezeigt haben, dass Kochen die Nahrungsbestandteile verändert
und beide Nahrungsmittel häufig von Menschen gegessen werden.
Die
Wissenschaftler entdeckten, dass rohes und gekochtes Fleisch die
Darmflora der Mäuse nicht beeinflusste. Man sah aber deutliche
Unterschiede darin, wie rohe und gekochte Süßkartoffeln die
Darmflora veränderte. Mäuse, die rohe Kartoffeln fraßen, hatten
eine geringere Vielfalt und etwas weniger Darmbakterien. Sie hatten
mehr Bakterien des Typs Bacteroidetes. Diese Bakterien spielen eine
wichtige Rolle beim Abbau von Glykanen, Zuckerketten, die man auch
als Polysaccharide bezeichnet.
Stärkearten und ihr Einfluss auf
die Darmflora
Um
ihre Ergebnisse bestätigen zu können, führten die Forscher noch
eine Reihe von Experimenten durch, bei denen sie Mäusen nicht nur
rohe und gekochte Süßkartoffeln fütterten, sondern auch weiße
Kartoffeln, Rüben, Möhren, Mais und Erbsen. Das sind Nahrungsmittel
mit unterschiedlichen Mengen an Stärke und unterschiedlicher
Verdaulichkeit. So wie zuvor fanden die Forscher heraus, dass
gekochte Kartoffeln die Vielfalt der Bakterien im Darm anders
beeinflussen als rohe Kartoffeln verschiedener Arten. Das
beobachteten sie nicht bei anderen Nahrungsmitteln.
Eine
mögliche Erklärung dafür könnte sein, dass Kartoffeln eine
größere Menge an resistenter Stärke enthalten, die durch
menschliche Verdauungsenzyme nicht abbaubar ist. Dies steht im
Gegensatz zu den anderen Nahrungsmitteln, die für die Studie
verwendet wurden. Die Eigenschaften dieses kohlenhydratreichen
Nahrungsmittels werden durch Hitzeeinwirkung umgewandelt. Die
Forscher waren überrascht, dass die Unterschiede nicht nur auf den
sich verändernden Kohlenhydratstoffwechsel zurückzuführen sind,
sondern auch auf die in Pflanzen vorkommenden Chemikalien. Daher ist
es wichtig, zu untersuchen, wie andere Komponenten unserer Ernährung
unsere Darmbakterien beeinflussen können.
Gewichtsverlust mit Rohkost-Diät
Die
Mäuse, die mit Rohkost ernährt wurden, verloren auch an Gewicht. Es
ist möglich, dass die Veränderungen der Darmflora dafür
verantwortlich sind. Als die Forscher die Darmbakterien der
Rohkost-Mäuse auf Mäuse mit einer regulären Ernährung
transplantierten, führte dies zu einer Gewichtszunahme.
Ihr
Körperfett nahm mit zunehmender Kalorienzufuhr zu. Dies zeigt, dass
Veränderungen der Darmflora nicht die Ursache für den
Gewichtsverlust bei Rohkost-Diät sind. Die Forscher haben noch nicht
herausgefunden, was die eigentliche Ursache ist.
Der Einfluss von
Zubereitungstechniken auf die Gesundheit
In
der Endphase der Studie wählten die Forscher fünf gesunde Frauen
und drei gesunde Männer im Alter von 24 bis 40 Jahren aus, die sich
bereiterklärten, an dem Experiment teilzunehmen. Ein Profikoch
bereitete ähnliche rohe oder gekochte Gemüsegerichte zu, die die
Teilnehmer alle drei Tage in zufälliger Reihenfolge probierten. Nach
drei Tagen Diät mit Rohkost oder gekochter Nahrung schickten die
Teilnehmer Stuhlproben zur Analyse ins Labor.
Erneut
sahen die Forscher deutliche Unterschiede zwischen den Populationen
von Darmbakterien nach der Einwirkung von roher oder gekochter
Nahrung. Allerdings sahen die Forscher bei den Veränderungen der
menschlichen Darmflora deutlichere Unterschiede als bei Mäusen.
Unterschiedliche Wirkung auf die
Darmflora
Die
Forscher möchten mehr Studien durchführen, um zu verstehen, wie
gekochte Nahrung die Darmbakterien beeinflusst, aber auch warum es
Unterschiede bei Menschen und anderen Säugetieren gibt.
Es
ist interessant zu sehen, dass die Wirkung des Kochens sowohl bei
Menschen als auch bei Mäusen zu beobachten ist, obwohl die Art und
Weise wie die Darmbakterien beeinflusst werden, unterschiedlich ist.
Es ist auch wichtig zu begreifen, wie rohe und gekochte Nahrung sich
auf das Körpergewicht auswirken und die zugrundeliegenden
biologischen Mechanismen zu untersuchen. Darüber hinaus wollen
Wissenschaftler wissen, wie sich das Kochen im Laufe der Jahre auf
die Menschheit ausgewirkt hat. Unser Körper ist dabei übergegangen
von der Verarbeitung von Rohkost zu komplexeren Mahlzeiten. Die
Forschungen zeigen, dass die Zubereitung genauso wichtig ist wie das,
was wir essen. Das Bewusstsein, dass alltägliche Nahrungsmittel die
Darmflora stören können, wenn man sie roh isst, macht eine
maßgeschneiderte Ernährung umso wichtiger. Denn so lässt sich auch
durch die Zubereitung der Nahrung die Zusammenstellung der
Darmbakterien beeinflussen und vielleicht Krankheiten vorbeugen oder
heilen.
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