Jeder siebte Erwachsene wird in seinem
Leben mit chronischem Juckreiz konfrontiert. Das reicht von nicht
nachlassendem Kribbeln bis zu einem wochenlangen Gefühl von Schmerz.
Was
ist Juckreiz und wann wird er chronisch?
Juckreiz
ist ein nützliches Alarmsignal des Körpers, vergleichbar mit akutem
Schmerz. Eine juckende Haut kann zum Beispiel auf die Anwesenheit
eines Insekts, eines Parasiten, Bakterien
oder etwas anderes hindeuten, dass Irritationen verursacht. Dank des
Juckreizes, weiß man, dass man etwas unternehmen muss. Problematisch
wird es, wenn man ständig Juckreiz empfindet. Und die Ursachen sind
sehr unterschiedlich.
Was
sind die Hauptursachen?
Vierzig
Prozent aller Fälle gehen auf eine Hautkrankheit zurück. Der
Juckreiz wird dann von einer sichtbaren Hautveränderung begleitet.
Die bekanntesten Hautkrankheiten mit Juckreiz sind das atopische
Ekzem
und die Nesselsucht. Beim atopischen Ekzem ist die Haut empfindlicher
und reagiert schneller irritiert nach einem Kontakt mit Substanzen,
die die Haut entfetten, wie Seife, Spülmittel, Wasser, Wolle und
Ähnliches. Die typischen Symptome sind rote Flecken und eine
gerötete, schuppende Haut, die stark juckt. Häufig verläuft das
Ekzem in Schüben. Durch eine Behandlung des Ekzems mit Cortison
lässt sich der Juckreiz bekämpfen. Menschen mit einem atopischen
Ekzem haben durchweg eine sehr trockene Haut, was schon alleine
Juckreiz hervorrufen kann.
Die
zweite Hauptursache ist die chronische Nesselsucht, die einhergeht
mit roten Pusteln, die furchtbar jucken. Diese Erkrankung verläuft
sehr unberechenbar. Die Pusteln und der Juckreiz brechen plötzlich
aus und verschwinden manchmal genauso schnell wieder oder breiten
sich über den gesamten Körper aus. Hier ist eine Behandlung mit
einem Antihistaminikum die empfohlene Therapie.
Stress
fördert Juckreiz
Stress
kann den Juckreiz aufgrund einer Hauterkrankung noch verschlimmern.
Das Empfinden des Juckreizes ist letztlich eine Reaktion des Gehirns.
Wenn Sie Anspannung und Stress erleben, reagieren die
Nervenbotenstoffe (Neurotransmitter) im Gehirn darauf, was den
Juckreiz fördern kann. Mit zunehmendem Lebensalter wird die Haut
sowieso trockener. Deshalb kann bei Senioren die extrem trockene Haut
schon selbst die Ursache für chronischen Juckreiz darstellen, vor
allem im Winter, wenn die Heizung dauernd läuft. Wenn es keine
Hautverletzungen gibt, sollten Sie die Haut mit einer Feuchtigkeit
spendenden Creme einreiben und Badeöl statt eines austrocknenden
Duschgels verwenden.
Deutet
chronischer Juckreiz auf eine allergische Reaktion hin?
Diese
Verbindung wird heutzutage fast automatisch und oft zu schnell
gelegt, ist aber nicht immer die Ursache. Natürlich können
Allergien Juckreiz verursachen. Kontaktallergien wie bei Nickel,
Parfüm, Konservierungsstoffen und Ähnlichem zeigen sich meist durch
eine juckende Ekzemstelle, an der die Haut mit dem Allergielöser in
Kontakt gekommen ist. Bei einer Nickelallergie entsteht zum Beispiel
ein Ekzem an der Stelle des Ohrläppchens, wo ein Nickel enthaltender
Ohrring die Haut berührt. Oder bei Hosenknöpfen an der Stelle, wo
der Knopf ständig mit der Haut Kontakt hat. Wird der
Allergieauslöser nicht gefunden oder lässt sich nicht vermeiden,
kann sich chronischer Juckreiz entwickeln.
Bei
einer Pollen- oder Hausstauballergie wird das Jucken meist von
weiteren Beschwerden begleitet, wie tränenden Augen, einer laufenden
Nase und Niesen. Dagegen sorgt eine Nahrungsmittelallergie für
hartnäckigen Juckreiz oder Kribbeln im Mund nach dem Essen
bestimmter Obst- und Gemüsesorten oder Nüssen.
Kann
Juckreiz auf andere Probleme hindeuten?
Das
ist möglich. Chronischer Juckreiz kann die Folge einer inneren
Krankheit sein wie Nieren- oder Leberprobleme oder eine
Schilddrüsenerkrankung. Das lässt sich durch eine Blutuntersuchung
feststellen. Darüber hinaus sind auch neurologische Ursachen
möglich. Eine Störung der Nervenleitfähigkeit oder Störungen im
Gehirn verursachen manchmal chronischen Juckreiz auf der Haut.
Weiterhin gibt es Medikamente, die Juckreiz als Nebenwirkung zeigen.
Manchmal bleibt der Juckreiz vorhanden, weil man ständig kratzt oder
reibt. Die Folge? Man landet in einem Teufelskreis, in dem der
Juckreiz noch zunimmt und Hautverletzungen wie Verdickungen, Beulen
oder Verfärbungen entstehen, die wiederum anfangen zu jucken. Bei
chronischem Kratzen kann eine kognitive Verhaltenstherapie dabei
helfen, sich das übermäßige Kratzen langsam abzugewöhnen. Aber
bei fünf bis zehn Prozent der Fälle von chronischem Juckreiz lässt
sich keine echte Ursache feststellen und können nur die Symptome
behandelt werden.
Der
Einfluss auf die Psyche
Bei
chronischem Juckreiz kann die Lebensqualität genauso stark
beeinträchtigt werden wie bei chronischen Schmerzen und unter
anderem zu Schlafstörungen und Schlafmangel führen. Besonders
während der ersten Schlafphase meldet sich der Juckreiz am
stärksten, wodurch es schwierig ist, ein- und durchzuschlafen. Der
Juckreiz kann auch Konzentrationsstörungen verursachen, Erschöpfung
und Probleme, den Alltag zu bewältigen. Soziale Kontakte lassen sich
schwieriger aufrecht erhalten und es gibt sogar einen Zusammenhang
mit Depressionen. Zudem gilt Juckreiz noch oft als Tabu. Menschen mit
Kratzverletzungen, Schwellungen oder Hautwunden schämen sich dafür.
Und Außenstehende reagieren manchmal abweisend, weil sie zu Unrecht
befürchten, sich anzustecken.
Kratzen,
Einschmieren, Kühlen: Was darf man und was soll man lassen?
Kratzen
bringt kurzfristig Linderung, weil es das Belohnungszentrum im Gehirn
aktiviert, verursacht aber vor allem Verletzungen, die das Problem
aufrechterhalten. Bei einer trockenen Haut oder einem Ekzem die Haut
mit einer Feuchtigkeit spendenden Creme einzureiben, ist immer eine
gute Empfehlung, die Sie am besten zu einer täglichen Routine
machen. Auch Coolpacks und nasse Tücher können in bestimmten Fällen
für Linderung sorgen. Aber Großmutters Hausmittel wie Essig wirken
eher kontraproduktiv, weil sie die Haut weiter austrocknen. Auch
Wärme und Schweiß fördern das Juckreizgefühl.
So
entsteht Juckreiz
Juckreiz
entsteht durch eine Reizung der Nerven in der Haut. Die
entsprechenden Nerven liegen etwas näher an der Hautoberfläche als
die Nerven für das Schmerzempfinden. Die Juckreizsignale werden
durch die zugehörigen Nerven zum Gehirn geschickt mit einer
Geschwindigkeit von ungefähr einem Meter pro Sekunde. Wichtig zu
wissen ist, dass Schmerz- und Juckreiz sich gegenseitig unterdrücken.
Das sieht man manchmal bei Patienten, die eine Narkose bekommen. Kurz
bevor sie einschlafen, erleben sie manchmal starken Juckreiz, weil
die Schmerzreize, die den Juckreiz neutralisieren, schon betäubt
sind.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.