Malven stehen im Moment in voller Blüte. Die weißen, rosa bis violett blühenden Blüten können jetzt geerntet werden. Daraus lässt sich ein schöner, leckerer und wirkungsvoller Blütentee herstellen, eventuell zusammen mit echter Kamille, Königskerze und Kornblume. Echte Schleimstoffpflanzen und darum besonders gut für die Atemwege.
Schleim ist fein
Schleim in Pflanzen und Menschen, schon das Wort ruft gemischte Gefühle auf und ist eher mit Ekel als mit Heilung verbunden. Schleim ist sichtbar und fühlbar, glatt, glibberig und unappetitlich. Und trotzdem: Schleim ist fein! Denn ohne Schleim könnten wir zum Beispiel nicht schlucken.
Warum enthalten Pflanzen Schleimstoffe und was bewirken sie bei uns?
Der Schleim in den Pflanzen hat natürlich einen Sinn. Er speichert Feuchtigkeit, schützt und ist Nahrungsvorrat für die Pflanze. Bei Menschen können diese pflanzlichen Schleimstoffe unseren eigenen Schleim ein wenig ersetzen. So schützen sie unsere Haut und Schleimhäute vor äußerlichen Reizen, hemmen Entzündungen und dämpfen den Hustenreiz.
Für Darm und Haut
Neben ihrer Wirkung auf die Atemwege werden sie vor allem für Magen und Darm verwendet. Einerseits nehmen sie Feuchtigkeit und Giftstoffe auf, wodurch sie entgiften und Durchfall lindern. Andererseits wirken sie als sanftes Abführmittel. Schleimstoffpflanzen wirken also regulierend auf die Darmbewegungen. Auch eine gereizte Haut lindern diese Pflanzen, besonders für die Reifung eines Abszesses sind warme Wickel zum Beispiel mit Leinsamen besonders geeignet.
Für die Herstellung medizinischer Tees
Neben ihrer pharmakologischen Wirkung haben schleimhaltige Arzneimittel (Mucilaginosa) auch eine technische Funktion bei der Zubereitung von Teemischungen. Es sind Geschmackskorrigentien, die einen sauren Geschmack mildern oder die Schärfe ätherischer Öle und Bitterstoffe vertuschen. Dabei bremsen sie die Aufnahme von unter anderem Bitterstoffen, wodurch diese weniger aggressiv sind und länger wirken. Diese verlangsamende, regulierende Wirkung findet man auch bei Bockshornklee und Guarbohne (Guarkernmehl) bei Typ-2-Diabetes. Manche Schleimstoffpflanzen haben einen deutlich Blutzucker senkenden Effekt.
Hohes Quellvermögen
Chemisch gesehen sind pflanzliche Schleimstoffe hauptsächlich Polysaccharide mit einem hydrophilen, wasserfreundlichen Charakter. Es sind Verbindungen, die sich im Wasser auflösen oder aufquellen und auf diese Weise zähflüssig werden und dadurch an Volumen zunehmen. Das Quellvermögen ist daher auch ein Qualitätsmaßstab für die verschiedenen Schleimstoffpflanzen. Um die Zähflüssigkeit zu erhalten, werden diese Pflanzen am besten bei niedrigeren Temperaturen getrocknet und verarbeitet. Das bedeutet, dass vor allem Mazerate (Kaltauszüge) als Tee verwendet werden.
Schleimstoffe in Samen
Schleimstoffe findet man häufig in Samen und Früchten von Schmetterlingsblütlern wie Bockshornklee, Johannesbrotbaum und Guarbohne. Der bekannte und viel verwendete Samen des Gemeinen Leins oder Flachs wird neben seiner Wirkung als Abführmittel, auch äußerlich als Wickel bei Furunkeln angewendet. Auch eine Anzahl von Wegerich-Arten sind pharmazeutisch wegen ihrer in den Samen enthaltenen Schleimstoffe wichtig. Flohsamenschalen sind die reifen getrockneten Samen der Wegericharten Plantago psyllium und Plantago indica mit einem Quellvermögen von mindestens 10. Der einheimische Spitzwegerich enthält auch ein wenig Schleimstoffe, aber ist vor allem auch durch die vielen anderen wirksamen Substanzen eine wichtige Heilpflanze.
Schleimstoffe in Blättern
Blätter, die Schleim enthalten, findet man vor allem in Malvenarten, Königskerzen und Huflattich. Oft sind diese Pflanzen eher wollig behaart, was laut Signaturenlehre ein Hinweis auf ihre Wirkung bei Reizhusten ist. Neben den höheren Pflanzen sind es vor allem Algen, wie Agar-Agar und Carrageen, die sehr viel Schleim enthalten. Sie werden in der Küche als Bindemittel und im Labor als galenisches Hilfsmittel bei der Herstellung von Zäpfchen und Emulsionen verwendet.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Schleimpflanzen medizinisch vor allem bei Schleimhautproblemen eingesetzt werden, insbesondere im Darm (Leinsamen, Flohsamen) bei Verstopfung und in den Atemwegen (Eibisch, Malve, Königskerze) bei trockenem Husten.
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