Was ist der Grund für häufigen nächtlichen Harndrang und was kann man dagegen tun?
Nachts aufstehen zu müssen, um Wasser zu lassen, ist ein Problem, das viele Menschen wach hält. Der nächtliche Harndrang, medizinisch Nykturie genannt, ist ein Phänomen, das mit dem Alter zunimmt, aber auch schon in jüngerem Alter auftritt. Es betrifft sowohl Männer als auch Frauen. Jüngere Frauen leiden häufiger darunter, im Alter sind mehr Männer betroffen.
Im Alter zwischen 35 und 50 Jahren sind etwa zehn Prozent der Männer und 16 Prozent der Frauen betroffen. Ab einem Alter von 60 bis 70 Jahren leidet mehr als die Hälfte der Männer und Frauen mehr oder weniger stark unter Nykturie.
Wann ist nächtliches Wasserlassen ein Problem?
Einmal pro Nacht aufzustehen ist normalerweise kein Problem. Ab zwei oder mehr Toilettengängen pro Nacht kann jedoch die Schlafqualität beeinträchtigt werden. Studien über Schlafprobleme zeigen, dass Nykturie eine der Hauptursachen für gestörten Schlaf ist. Möglicherweise erhöht es auch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Eine nicht unbedeutende Gefahr der Nykturie ist das erhöhte Risiko von Stürzen oder anderen Unfällen, insbesondere bei älteren Menschen. Manchmal kommt es vor, dass sie zur Toilette gehen, weil sie aufgewacht sind. In diesem Fall spricht man nicht von nächtlichem Harndrang oder Nykturie. Nykturie ist, wenn Sie wegen des Harndrangs aufwachen.
Ursachen für nächtlichen Harndrang
Viele Menschen denken, es sei völlig normal, dass man mit zunehmendem Alter nachts aufstehen muss, um Wasser zu lassen. Es stimmt, dass die Wahrscheinlichkeit des nächtlichen Wasserlassens mit dem Alter deutlich zunimmt. Eine Reihe struktureller und funktioneller Veränderungen im unteren Harntrakt, die mit zunehmendem Alter auftreten, reduzieren unter anderem die funktionelle Blasenkapazität (die maximale Urinmenge pro Toilettengang), und ältere Menschen müssen auch häufiger zur Toilette, aber die Urinmenge ist geringer.
Das Alter ist jedoch nicht die einzige oder wichtigste Ursache für Nykturie. Es gibt viele andere Faktoren, die allein oder in Kombination häufiges nächtliches Wasserlassen hervorrufen. Sie sind nicht immer oder nur eine Folge des Alterungsprozesses und haben oft nicht direkt mit den Harnwegen zu tun. Darüber hinaus können einige dieser zugrundeliegenden Probleme behandelt werden, was bedeutet, dass nächtlicher Harndrang kein unvermeidliches Zeichen des Alterns ist, mit dem man sich abfinden muss.
1. Überproduktion von Urin während der Nacht (nächtliche Polyurie)
Bei etwa sieben oder acht von zehn Betroffenen mit Nykturie ist der nächtliche Harndrang meist auf eine erhöhte Urinproduktion während der Nacht zurückzuführen. Normalerweise produzieren unsere Nieren ein bis zwei Liter Urin pro Tag, davon etwa 25 Prozent in der Nacht. Manche Menschen produzieren jedoch zu viel Urin in der Nacht (mehr als 25 Prozent der täglichen Urinmenge). Die Menge des nachts produzierten Urins kann mit Hilfe eines sogenannten Urinkalenders gemessen werden. Darin schreiben Sie auf, wie oft Sie Wasserlassen müssen und wie viel Urin jedes Mal ausgeschieden wird. Der nächtlich produzierte Urin wird bestimmt, indem man die Menge des Urins nach dem Schlafengehen zur Menge der ersten Urinausscheidung nach dem Aufstehen hinzuaddiert. Ist diese Menge größer als 20 bis 30 Prozent der 24-Stunden-Produktion, spricht man von nächtlicher Überproduktion oder nächtlicher Polyurie.
Manchmal kommt es neben der nächtlichen Polyurie auch zu einer übermäßigen Urinproduktion am Tag und zu übermäßigem Wasserlassen während des Tages (mehr als drei Liter täglich oder mehr als 40 Milliliter Urin pro Kilo Körpergewicht in 24 Stunden). Dies wird als globale oder 24-Stunden-Polyurie bezeichnet.
Polyurie kann verschiedene Ursachen haben, die auch gleichzeitig auftreten können.
- Zu viel Essen und Trinken vor dem Schlafengehen.
- Übermäßiges Trinken (Polydipsie) als Folge einer Grunderkrankung, wie zum Beispiel der Hirnanhangdrüse (Hypophyse), der Nieren oder zwanghaftes Trinken bei einigen psychiatrischen Patienten.
- Verminderte Produktion des antidiuretischen Hormons Vasopressin (ADH), das dafür sorgt, dass nachts weniger Urin produziert wird.
Bei gesunden Menschen steigt der Vasopressinspiegel während der Nacht an, was die Urinproduktion und den Harndrang reduziert. Bei vielen älteren Menschen steigt der Vasopressinspiegel nachts aufgrund einer Störung des normalen Tag-Nacht-Rhythmus (zirkadianer Rhythmus) nur unzureichend an. Das Ergebnis ist eine übermäßige Urinproduktion und die Notwendigkeit, nachts zur Toilette zu müssen.
Auch bei Bluthochdruck (Hypertensie) kann die Produktion des antidiuretischen Hormons ADH gestört und die nächtliche Urinproduktion erhöht sein.
- Verringerte Nierenfunktion
Mit zunehmendem Alter reagiert die Niere weniger gut auf das antidiuretische Hormon ADH und produziert zu viel Urin. In der Regel spielen auch andere hormonelle Störungen eine Rolle, wie beispielsweise das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS), wodurch weniger Wasser gespeichert wird, und das atriale natriuretische Peptid (ANP). Auch einige Nierenerkrankungen führen dazu, dass nachts übermäßig viel Urin produziert wird. - Erkrankungen, die mit Flüssigkeitsansammlungen (Ödembildung) einhergehen
Bei verschiedenen Krankheiten, die begleitet werden von Flüssigkeitsansammlungen in den unteren Gliedmaßen, kann im Liegen mehr Flüssigkeit in den Blutkreislauf gelangen. Das veranlasst die Nieren indirekt dazu, mehr Flüssigkeit aus dem Blut zu ziehen und mehr Urin zu produzieren. Das kann unter anderem bei folgenden Erkrankungen auftreten: kongestive oder systolische Herzinsuffizienz (verminderte Pumpleistung der linken Herzkammer), nephrotisches Syndrom (eine Nierenerkrankung, bei der zu viel Eiweiß in den Urin gelangt), Leberversagen und venöse Insuffizienz (mit z.B. Krampfadern). Auch bei Rollstuhlfahrern können Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen zu nächtlicher Polyurie führen. - Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS)
ist auch manchmal eine Ursache für nächtliche Polyurie. Bei jeder Apnoe-Phase erhöht sich der Druck in der Brust, so dass (wie bei Flüssigkeitsansammlungen) eine erhöhte Urinproduktion auftritt. - Diabetes insipidus
Diabetes insipidus ist eine seltene Erkrankung, die verursacht wird durch das teilweise oder völlige Fehlen des antidiuretischen Hormons (ADH). Die Krankheit hat daher - trotz ihres Namens - nichts mit Zuckerkrankheit oder Diabetes mellitus zu tun. - Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
Bei einem schlecht kontrollierten Diabetes mellitus gelangt zu viel Zucker in den Urin (Glukosurie), was übermäßigen Durst und übermäßige Urinproduktion verursacht. Meist gibt es dann auch tagsüber eine Überproduktion von Urin und vermehrten Harndrang. - Neurologische Erkrankungen
Manche Nervenkrankheiten wie Parkinson, Multiple Sklerose, Schlaganfall werden von nächtlicher Polyurie begleitet. - Medikamente
Manche Medikamente, wie harntreibende Mittel (Diuretika) und Kalziumblocker, die bei Bluthochdruck verordnet werden sowie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zur Behandlung von Depressionen, können übermäßige Urinproduktion verursachen und damit Polyurie. Das gilt besonders, wenn sie abends vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Auch eine Hormonbehandlung mit Östrogenen nach der Menopause ist möglicherweise ein Grund für Nykturie oder kann diese verschlimmern.
Bei gesunden Menschen steigt der Vasopressinspiegel während der Nacht an, was die Urinproduktion und den Harndrang reduziert. Bei vielen älteren Menschen steigt der Vasopressinspiegel nachts aufgrund einer Störung des normalen Tag-Nacht-Rhythmus (zirkadianer Rhythmus) nur unzureichend an. Das Ergebnis ist eine übermäßige Urinproduktion und die Notwendigkeit, nachts zur Toilette zu müssen.
Auch bei Bluthochdruck (Hypertensie) kann die Produktion des antidiuretischen Hormons ADH gestört und die nächtliche Urinproduktion erhöht sein. - Verringerte Nierenfunktion
Mit zunehmendem Alter reagiert die Niere weniger gut auf das antidiuretische Hormon ADH und produziert zu viel Urin. In der Regel spielen auch andere hormonelle Störungen eine Rolle, wie beispielsweise das Renin-Angiotensin-Aldosteron-System (RAAS), wodurch weniger Wasser gespeichert wird, und das atriale natriuretische Peptid (ANP). Auch einige Nierenerkrankungen führen dazu, dass nachts übermäßig viel Urin produziert wird. - Erkrankungen, die mit Flüssigkeitsansammlungen (Ödembildung) einhergehen
Bei verschiedenen Krankheiten, die begleitet werden von Flüssigkeitsansammlungen in den unteren Gliedmaßen, kann im Liegen mehr Flüssigkeit in den Blutkreislauf gelangen. Das veranlasst die Nieren indirekt dazu, mehr Flüssigkeit aus dem Blut zu ziehen und mehr Urin zu produzieren. Das kann unter anderem bei folgenden Erkrankungen auftreten: kongestive oder systolische Herzinsuffizienz (verminderte Pumpleistung der linken Herzkammer), nephrotisches Syndrom (eine Nierenerkrankung, bei der zu viel Eiweiß in den Urin gelangt), Leberversagen und venöse Insuffizienz (mit z.B. Krampfadern). Auch bei Rollstuhlfahrern können Flüssigkeitsansammlungen in den Beinen zu nächtlicher Polyurie führen. - Obstruktives Schlafapnoe-Syndrom (OSAS)
ist auch manchmal eine Ursache für nächtliche Polyurie. Bei jeder Apnoe-Phase erhöht sich der Druck in der Brust, so dass (wie bei Flüssigkeitsansammlungen) eine erhöhte Urinproduktion auftritt. - Diabetes insipidus
Diabetes insipidus ist eine seltene Erkrankung, die verursacht wird durch das teilweise oder völlige Fehlen des antidiuretischen Hormons (ADH). Die Krankheit hat daher - trotz ihres Namens - nichts mit Zuckerkrankheit oder Diabetes mellitus zu tun. - Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus)
Bei einem schlecht kontrollierten Diabetes mellitus gelangt zu viel Zucker in den Urin (Glukosurie), was übermäßigen Durst und übermäßige Urinproduktion verursacht. Meist gibt es dann auch tagsüber eine Überproduktion von Urin und vermehrten Harndrang. - Neurologische Erkrankungen
Manche Nervenkrankheiten wie Parkinson, Multiple Sklerose, Schlaganfall werden von nächtlicher Polyurie begleitet. - Medikamente
Manche Medikamente, wie harntreibende Mittel (Diuretika) und Kalziumblocker, die bei Bluthochdruck verordnet werden sowie selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI) zur Behandlung von Depressionen, können übermäßige Urinproduktion verursachen und damit Polyurie. Das gilt besonders, wenn sie abends vor dem Schlafengehen eingenommen werden. Auch eine Hormonbehandlung mit Östrogenen nach der Menopause ist möglicherweise ein Grund für Nykturie oder kann diese verschlimmern.
2. Verminderte Blasenkapazität
Normalerweise kann die Blase eines Erwachsenen zwischen 200 und 500 Milliliter Urin speichern. Während der Nacht speichert die Blase normalerweise bis zu 30 Prozent mehr Urin als tagsüber. Sinkt die Blasenkapazität unter 300 Milliliter, kann nächtlicher Harndrang auftreten. Eine begrenzte nächtliche funktionelle Blasenkapazität kann verschiedene Ursachen haben.
- Überaktive Blase
Bei einer überaktiven Blase ist die Blase besonders reizbar. Die Blase dehnt sich bereits, wenn sie noch nicht ganz voll ist. Das Gehirn löst dann schon das Signal für den Harndrang aus, wenn die Blase noch nicht voll ist. Die Harnblase fühlt sich voller an, als sie tatsächlich ist. Als Folge muss man häufiger Wasserlassen und empfindet mehr Harndrang (Drang-Inkontinenz). Oft gibt es keine klare Ursache.
Eine überaktive Blase ist manchmal eine Folge geschädigter Nerven, zum Beispiel nach einem Schlaganfall, bei Multipler Sklerose, der Parkinson-Krankheit, einem Bandscheibenvorfall, Tumoren oder Ähnlichem. - Gutartige Prostatavergrößerung (Benigne Prostata Hyperplasie)
Bei einer gutartigen Prostatavergrößerung verengt sich die Harnröhre. Weil der Blasenmuskel stärker arbeiten muss, um den Urin durch die verengte Harnröhre nach draußen zu pressen, wird die Blasenwand schwächer und manchmal überdehnt. Das kann zu vermehrtem Harndrang führen, auch nachts. - Eine Senkung von Harnblase oder Gebärmutter
Bei Frauen ist eine mögliche Ursache für nächtlichen Harndrang eine Schwäche der Beckenbodenmuskulatur, was oft einhergeht mit einer Senkung von Harnblase und/oder Gebärmutter. - Harnwegsinfektion
Eine Harnwegsinfektion wird meist begleitet von häufigem Harndrang und nur kleinen Mengen Urinausscheidung, auch nachts. - Chronisches Blasenschmerzsyndrom (Interstitielle Zystitis)
Das chronische Blasenschmerzsyndrom (engl. bladder pain syndrom, kurz BPS) wird medizinisch als interstitielle Zystitis bezeichnet. Es handelt sich dabei um eine schwere chronische Blasenentzündung, die allerdings nicht durch Bakterien verursacht wird. - Steine in den Harnwegen
Steine in Blase, Nieren oder Harnleiter rufen häufigen Harndrang hervor, besonders Steine im Harnleiter. - Tumore in den Harnwegen
3. Übergewicht
Es gibt einen deutlichen Zusammenhang zwischen Nykturie und Übergewicht (BMI ab 30). Der zugrundeliegende Mechanismus ist allerdings nicht vollständig bekannt. Möglicherweise ist ein zunehmender Druck auf die Harnwege die Ursache. Eine andere Möglichkeit ist, dass Fettleibigkeit das Risiko für Schlafapnoe oder Schlafprobleme erhöht, und dadurch indirekt das Risiko für nächtlichen Harndrang.
4. Psychologische Probleme
Nächtlicher Harndrang kann auch durch psychologische Probleme verursacht werden, wie Schlafstörungen oder Stress. Auch eine Depression ist eine mögliche Ursache.
Wann muss man zum Arzt?
Viele Menschen denken immer noch, dass Nykturie eine normale Alterserscheinung ist, mit der man lernen muss, zu leben. Auch jüngere Betroffene mit Nykturie - besonders Frauen - finden sich oft zu schnell damit ab, weil sie davon ausgehen, dass man wenig dagegen tun kann.
In vielen Fällen wird Nykturie verursacht oder gefördert durch andere Probleme, die durchaus behandelbar sind, so dass auch der Harndrang verschwindet oder wenigstens gelindert wird. Darum ist es empfehlenswert, immer zuerst mit dem Hausarzt zu sprechen.
Wie stellt der Arzt Nykturie fest?
Der Arzt wird ausführlich nach Ihren Beschwerden fragen, ob und welche Medikamente Sie einnehmen und welche anderen Gesundheitsprobleme bestehen.
- Wahrscheinlich werden Sie einige Tage ein Tagebuch führen müssen, indem Sie aufschreiben, wie viel Sie trinken und wie oft Sie die Blase entleeren in 24 Stunden. Ein Beispiel für ein solches Trinkprotokoll, auch Miktionsprotokoll oder Miktionstagebuch genannt, finden Sie hier als Excel-Tabelle oder als PDF-Datei.
- Eine körperliche Untersuchung dient unter anderem dazu, festzustellen, ob und wie gut die Beckenbodenmuskulatur arbeitet. Bei Männern wird rektal die Prostata untersucht, um eine eventuelle Vergrößerung der Vorsteherdrüse festzustellen.
- Der Urin wird untersucht auf Bakterien, um Harnwegsinfektionen auszuschließen.
- Eine Blutuntersuchung zeigt mögliche Störungen der Nierenfunktion, einen unentdeckten Diabetes oder hormonelle Störungen.
- Manchmal sind spezielle Untersuchungen nötig, wenn der Hausarzt eine bestimmte Grunderkrankung vermutet. Der Hausarzt wird Sie dann zu einem Spezialisten schicken wie zum Beispiel Kardiologe, Neurologe oder Urologe.
Was kann man selbst tun?
- Trinken Sie tagsüber genügend (1,5 bis 2 Liter). Schränken Sie die Trinkmenge in den Stunden vor dem Zubettgehen ein, vor allem Alkohol und koffeinhaltige Getränke.
- Die Verdauung regt die Urinproduktion an. Daher nicht zu viel essen vor dem Schlafengehen. Hilfreich kann auch sein, abends keine stark gewürzten Speisen zu essen.
- Wenn Sie unter geschwollenen Beinen leiden, können Stützstrümpfe helfen, und tagsüber ab und zu die Beine hochlegen. Abends sollten Sie ebenfalls die Beine auf einem Kissen hochlagern.
- Leeren Sie möglichst unmittelbar vor dem Schlafengehen noch einmal die Blase.
- Wenn Sie übergewichtig sind, versuchen Sie einige Kilos abzunehmen. Auch das kann die Beschwerden lindern.
- Wenn Sie nicht mehr gut laufen können und nachts aufstehen müssen zum Wasserlassen, kann es hilfreich sein, ein (Nacht-)Licht brennen zu lassen oder einen Toilettenstuhl neben dem Bett bereitzustellen, um Stürzen vorzubeugen.
Wie wird nächtlicher Harndrang behandelt?
Die Behandlung richtet sich nach der Ursache.
- Wenn es um eine Grunderkrankung geht, muss diese zuerst behandelt werden. So kann eine Harnwegsinfektion zum Beispiel medikamentös behandelt werden. Leiden Sie an Diabetes, wird der Arzt versuchen, den Blutzucker besser zu kontrollieren. Das gilt auch für Herz- und Nierenerkrankungen.
- Wenn Sie Medikamente einnehmen müssen, die nächtlichen Harndrang hervorrufen oder verschlimmern, kann der Arzt vielleicht eine Alternative verschreiben. Oder eventuell kann die Zeit der Einnahme angepasst werden, zum Beispiel nachmittags statt abends.
1. Blasentraining und Beckenbodenmuskulaturtraining
Wenn klar ist, dass die Nykturie in erheblichem Umfang verursacht wird durch ein Blasenproblem wie eine überaktive Blase oder eine Dranginkontinenz, dann können Blasentraining oder Übungen für die Beckenbodenmuskulatur helfen.
- Das Ziel des Blasentrainings ist, falsches Verhalten beim Wasserlassen zu korrigieren, dem Harndrang stärker entgegenzuwirken und die Blasenkapazität zu vergrößern. Die Blase lässt sich trainieren, indem man das Wasserlassen hinauszögert, zu festen Zeiten zur Toilette geht (und nicht wartet, bis man „muss“) und die Intervalle zwischen den Toilettengängen zu vergrößern. Unterstützende Begleitung beim Blasentraining gibt es vom Hausarzt, Physiotherapeuten oder speziellen Beckenbodentherapeuten.
- Ziel der Übungen ist, die Beckenbodenmuskulatur und den Schließmuskel der Blase zu stärken und besser zu kontrollieren. Informieren Sie sich bei Ihrer Krankenversicherung über entsprechende Angebote und Therapeuten.
2. Medikamente
Wenn ein Blasenproblem die Ursache für den nächtlichen Harndrang ist, und Blasentraining und/oder Beckenbodentraining ungenügend helfen, kann der Arzt Medikamente verschreiben.
Medikamentöse Behandlungen der Nykturie richten sich auf die Erhöhung der (nächtlichen) Blasenkapazität und/oder eine Senkung der nächtlichen Urinproduktion. Weil die Ursache der Nykturie meist aus mehreren Faktoren besteht, ist die Wirkung einer medikamentösen Behandlung oft begrenzt.
- Anticholinergika oder Antimuskarinika (wie Darifenacin, Fesoterodin, Oxybutynin, Propiverin, Solifenacin und Tolterodin) erschweren es der Blase, sich selbst zusammenzuziehen, wodurch Sie Ihren Urin länger aufhalten können. Nebenwirkungen sind häufig, wie Mundtrockenheit und, bei Senioren, Beeinträchtigung der geistigen Fähigkeiten und Verwirrtheit. Es wird daher nicht für ältere Menschen empfohlen. Wenn Verwirrtheit auftritt, sollte das Anticholinergikum abgesetzt werden. Ebenso wenn nach sechswöchiger Behandlung keine Besserung eintritt.
- Alphablocker (Alfuzosin, Silodosin, Tamsulosin, Terazosin) werden bei einer (gutartigen) Prostatavergrößerung eingesetzt. Internationale Richtlinien empfehlen auch eine Behandlung mit Alphablockern bei Symptomen einer überaktiven Blase. Studien zeigen, dass die Behandlung der Nykturie mit Alphablockern einen begrenzten Nutzen hat.
- Desmopressin: Dieses Medikament - ein synthetisches Analogon des antidiuretischen Hormons (ADH) - gleicht einen Mangel an ADH aus und senkt die nächtliche Urinproduktion. Es wird bei nächtlicher Überproduktion von Urin (nächtliche Polyurie) eingesetzt.
Eine gefährliche Nebenwirkung von Desmopressin ist eine Hyponatriämie, ein Natriummangel im Blut, durch Wassereinlagerung. Symptome können sein: Kopfschmerzen, Übelkeit, Bauchschmerzen, geschwollene Arme und Beine, Schwindel und Koma. Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Desmopressin erst kurz vor dem Schlafengehen eingenommen wird und dann nichts mehr getrunken wird. Darüber hinaus sollte der Natriumspiegel im Blut regelmäßig kontrolliert werden.
Aufgrund der begrenzten Wirksamkeit, fehlender Studien und des relativ hohen Risikos schwerwiegender Nebenwirkungen wird von einer Anwendung bei Menschen über 60 und von einer Langzeitanwendung abgeraten. - Die lokale (vaginale) Anwendung von Östrogen kann eine Drang-Inkontinenz bei Frauen verbessern.
3. Chirurgie
Bei schweren Symptomen und wenn andere Behandlungen nicht ausreichend wirken, kann bei einer Prostatavergrößerung bei Männern oder wenn die Symptome hauptsächlich auf eine überaktive Blase oder Drang-Inkontinenz zurückzuführen sind, eine Operation in Betracht gezogen werden. Für all diese Möglichkeiten fehlen allerdings Studien, die die spezielle Wirkung bei Nykturie erforscht haben.
- Bei einer Prostatavergrößerung stehen die TURP (transurethrale Prostataresektion), bei der die Prostata durch die Harnröhre verkleinert wird und die offene Prostatektomie zur Verfügung, bei der die Prostata vollständig entfernt wird.
- Bei Beschwerden einer überaktiven Blase gehören die Neuromodulation (Sakralnervenstimulation (SNS) und perkutane tibiale Nervenstimulation (PTNS)) und die Botox-Injektion zu den Möglichkeiten. Dabei werden bestimmte Nervenregionen durch elektrische Stimulation oder das Nervengift Botox so beeinflusst, dass die Beschwerden nachlassen.
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